Regionalwahlen in der Region Grand Est – es wird ein knappes Rennen

Die neuesten Umfragen zeigen einen Stimmungswechsel zwei Wochen vor den regional- und Departementswahlen in der Region Grand Est. Amtsinhaber Jean Rottner legt zu.

Jean Rottner, der Kandidat, der sich selbst über die Schulter schaut, liegt in den Umfragen wieder knapp vorne. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als würde bei den am 20. und 27. Juni 2021 stattfindenden Regionalwahlen (vergleichbar mit einer Landtagswahl) der Kandidat des rechtsextremen „Rassemblement National“ Laurent Jacobelli einen Durchmarsch hinlegen. Doch inzwischen scheint die Stimmung zu kippen und Amtsinhaber Jean Rottner liegt wieder hauchdünn vorne. Malen sich die Menschen in der Region Grand Est gerade konkret aus, was es bedeuten würde, fiele die Region in die Hände der Rechtsextremen?

Frankreich praktiziert immer noch das veraltete Wahlrecht mit zwei Wahlgängen angelsächsischer Ausprägung, weswegen die Umfragen immer zweigeteilt sind. Was den ersten Wahlgang anbelangt, liegt Jean Rottner (Les Républicains, Konservative) bei 28 %, der rechtsextreme Laurent Jacobelli „nur“ noch bei 25 %, die Macron-Kandidatin Brigitte Klinkert bei 16 %, die Grüne Eliane Romani bei 14 %, die frühere PS-Ministerin Aurélie Filippetti („L’Appel inédit“) bei 7 % und ein weiterer Rechtsextremer, der frühere Vertraute von Marine le Pen Florian Philippot bei 6 %.

Für die nur eine Woche nach dem ersten Wahlgang stattfindende Stichwahl sieht diese aktuelle Umfrage des Instituts „OpinionWay“ einen Sieg Rottners vor. Hier ist die Fehlermarge allerdings deutlich größer – sein Vorsprung wird zwischen 1 und 14 % angegeben.

Bemerkenswert ist, dass die elsässische Ministerin Brigitte Klinkert offenbar von ihrem Präsidenten Emmanuel Macron bei dieser Regionalwahl „verheizt“ wird. Nachdem Macron bereits „erfolgreich“ die französische Linke zur Implosion gebracht hat, versucht er nun offensichtlich das Gleiche mit den Konservativen, indem er die Konservative Brigitte Klinkert gegen den Konservativen Jean Rottner ins Rennen schickt. Die Taktik des Präsidenten ist klar – er will die Rechten ebenso schwächen wie die Linken, um sich nächstes Jahr bei der Präsidentschaftswahl erneut in einem Duell mit der rechtsextremen Marine Le Pen wiederzufinden, in der Hoffnung, dass sich die Wähler so entscheiden wie seit 20 Jahren – „wählt mich, sonst bekommt ihr die Rechtsextremen“. Was Macron und seine Kandidatin Klinkert allerdings unterschätzen, ist dass diese milde Erpressung 2022 nicht mehr ziehen wird. Viele Franzosen sind der Ansicht, dass Macron noch schlimmer ist als Marine Le Pen, weswegen diese Taktik ins Auge gehen kann.

Wie dem auch sei – die kommenden zwei Wochen bis zum ersten Wahlgang werden spannend. Und offensichtlich sind die Menschen in der Region Grand Est dann doch nicht bereit, als die erste französische Region den Rechtsextremen die Regierungsgewalt in die Hand zu drücken. Und alleine das wäre ja schon ein erfreuliches Ergebnis dieser Wahl.

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