Reise ins Herz Frankreichs (1) – Den Nachbarn besser verstehen

In dieser Serie werden Sie einiges über Frankreich erfahren, was es Ihnen vielleicht erleichtern wird, unsere Nachbarn besser zu verstehen. Denn trotz aller Nähe gibt es große Unterschiede.

Diese Woche werden Sie einiges über Frankreich lesen, was auch für Sie neu sein könnte. Eine Reisereportage und Liebeserklärung an Frankreich. Foto: User: Rei-artur / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

SOMMER SPECIAL 2024 – Seit neun Jahren tauchen immer wieder einzelne Artikel der Serie „Reise ins Herz Frankreichs“ in unseren Bestenlisten auf. Warum das so ist, wissen wir zwar nicht, aber freuen tut es uns trotzdem. Daher publizieren wir diese Serie in 8 + 1 Folgen jetzt noch einmal.

Vor neun Jahren, im Jahr 2015, unternahm ein Team von Eurojournalist(e) eine Reise entlang der Loire. Hintergrund war damals die Weigerung des damaligen Präsidenten François Hollande, Russland nach der Annektierung der Krim zwei hochmoderne Hubschrauberträger zu liefern. Da wir wussten, dass diese beiden Hubschrauberträger im Hafen von Saint Nazaire lagen, also an der Mündung der Loire, hatten wir uns auf den Weg gemacht. Am Ende der Serie haben wir sie gefunden, diese beiden Hubschrauberträger.

Doch auf dem Weg dahin hatten wir 2015 etwas ganz anderes entdeckt – die Seele Frankreichs. Und die hat sich in den letzten neun Jahren gewaltig verändert. Einiges in dieser „Liebeserklärung“ an das authentische Frankreich stimmt heute nicht mehr, weswegen man diese Serie durchaus als Vergleich zu heute lesen kann. Denn in diesen neun Jahren hat Frankreich vieles von dem verloren, was das Land so liebenswert machte. Und natürlich muss man hoffen, dass Frankreich nach dem Ende der „Macronie“ diese liebenswerten Eigenschaften wiederfindet. Viel Freude auf unserer gemeinsamen Reise ins Herz Frankreichs!

(31. August 2015, KL) - Wir am Oberrhein denken immer, dass wir unsere französischen Nachbarn verstehen. Denn immerhin leben wir ja in unmittelbarer Nähe, kaufen in französischen Supermärkten ein, besuchen französische Kulturveranstaltungen im Elsass und pflegen die deutsch-französische Zusammenarbeit in unserer Grenzregion. Doch Frankreich ist weitaus komplexer, was unter anderem auch daran liegt, dass unser Nachbarland eine lange Geschichte hat, die wir in Deutschland nicht haben. „Deutschland“ gibt es seit weniger als 200 Jahren, zuvor war das, was wir heute als Deutschland kennen, ein Flickenteppich aus zahllosen kleineren und größeren Staaten, Fürstentümern, Grafschaften und anderen Feudalsystemen. Frankreich als Nation hingegen gibt es schon viel länger.

Daher ist ein Team von Eurojournalist(e) ins Herz Frankreichs gefahren. Nicht etwa über die Autoroute du Soleil ans Mittelmeer oder in die Hauptstadt Paris, sondern über die kleinen, oftmals malerischen Nebenstrecken einmal quer durchs Land bis an den Atlantik. Denn mitten in Frankreich schlägt das eigentliche Herz Frankreichs – von historischer Grandezza über harte Landarbeit bis hin zu einer einzigartigen Kultur.

Die Regionen, die wir durchquert haben, sind so verschieden, wie auch die einzelnen Regionen in Deutschland verschieden sind. Abwechslungsreiche Landschaften prägen die Menschen und ihren Alltag, ihre Sprache, ihre Gastronomie und ihre Kultur. Doch trotz aller Unterschiede zieht sich der Faden „Frankreich“ durch alle Regionen. Die Nation und ihre Geschichte sind omnipräsent und bilden die Grundlage für einen sympathischen Chauvinismus, der, anders als in Deutschland, nicht in blinden Nationalismus umschlägt.

Wir können viel von den Franzosen lernen, denn die Geschichte hat die Franzosen gelehrt, sich auch in harten Zeiten rund um das Konzept der „Nation“ zu versammeln. Dies ist nicht nur interessant, sondern kann uns als Beispiel dienen, wie man eine Gesellschaft organisieren kann. Natürlich ist auch in Frankreich nicht alles perfekt, denn Perfektion ist nicht von dieser Welt. Doch lohnt es sich, diesen Blick über die Grenze zu werfen, denn wenn man besser versteht, wie unser französischer Nachbar tickt, dann versteht man auch etwas besser, wie wir selber funktionieren und dass es viel besser wäre, würde man auch in Deutschland ein wenig entspannter mit der Idee der „Nation“ umgehen.

Morgen lesen Sie hier den ersten Teil dieser Reisereportage, die an der Loire beginnt. Mitten im Herzen Frankreichs. Wir freuen uns darauf, Sie mitnehmen zu dürfen!

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