Reisetipp – ab in den Schnee am Atlantik…

Seit Tagen werden an der französischen Atlantikküste zwischen der Bretagne und dem Baskenland Kokain-Pakete angespült. Zeit für Urlaub im Schnee?

So ähnlich sehen die Kokain-Pakete aus, die seit Tagen an der französischen Atlantikküste abgespült werden. Foto: US Federal Agency DEA / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Irgendjemand in Südamerika muss sich gerade mächtig ärgern. Seit Tagen werden am französischen Atlantikstrand kiloweise Kokainpakete angespült – bisher wurden fast 900 Kilogramm fast reinen Kokains gefunden und die müssen ja irgendwem gehört haben. Der Wert der bislang an den Strand gespülten Päckchen wird von der Polizei mit rund 60 Millionen Euro angegeben, doch ist noch lange nicht klar, ob das nun alles war – denn täglich findet die Polizei neue Pakete am Strand.

Doch wie will man einen Küstenstreifen kontrollieren, der mit Buchten und Stränden von der Bretagne bis ins Baskenland fast 1000 km lang ist? Das sagten sich in den letzten Tagen auch etliche Franzosen, doch deren auffällig unbeteiligte Schlendereien werden von den Dünen aus intensiv von der Polizei beobachtet. Das wurde auch einem 27jährigen aus Bordeaux zum Verhängnis, der bei einem einzigen Spaziergang 5 Kilo Kokain einsammelte, beim Verlassen des Strands allerdings sofort festgenommen wurde. Doppelt blöd für ihn – bei einer Hausdurchsuchung bei dem Mann fand die Polizei auch noch eine Cannabis-Plantage. Bis zu 10 Jahre Haft könnte das bedeuten, doch die Richter werden sicherlich mildernde Umstände walten lassen – die Verlockung, die Pakete am Strand einzusammeln, war groß.

Und die Polizei macht sich Sorgen, denn der Stoff ist fast rein. 90 % Reinheitsgrad, das sind die europäischen Nasen nicht gewohnt. „Bitte nicht konsumieren!“, bittet die Polizei, doch ob sich die Leute daran halten werden? Die Nachfrage scheint in Westeuropa riesig zu sein – während die Strandläufer am Atlantik noch unterwegs sind, schnappte die italienische Polizei in Kalabrien zu und stellte 1200 Kilogramm Kokain sicher. Bestimmt war das Kokain, wie die Behörden mitteilten, für den westeuropäischen Markt.

Aber Spaß beiseite – die gefundenen Mengen sind ja höchstens die Spitze des Eisbergs und auch der Verlust von über 2 Tonnen Kokain wird den Kartellen in Südamerika nicht allzu sehr schaden. Da bekommt man eine Ahnung, was für ein Business der weltweite Handel mit Kokain ist, trotz aller Programme in den Herstellerländern.

Die Behörden glauben, dass ein Schmugglerschiff in Seenot geraten sein muss und dass dabei die Ladung, willentlich oder aus Versehen, über Bord ging. Und die Rechtslage spricht dann doch gegen Urlaub im Schnee an der Atlantikküste – wer im Besitz dieser Pakete angetroffen wird, steht vor dem Gesetz nicht als Finder, sondern einfach als Besitzer da. Und wird entsprechend bestraft. Also bleibt man dann doch besser daheim und tröstet sich am Wochenende mit einem heißen Grog darüber hinweg, dass der erste Schnee nicht am Strand liegt, sondern vom Himmel rieselt…

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