Renault auch?

Nach dem Skandal der manipulierten Abgaswerte bei Volkswagen steht jetzt Renault im Zentrum neuer Ermittlungen. Und, wie schon bei VW, streitet der Vorstand erst einmal alles ab…

Bei Renault würden auch nicht die Vorstände, sondern die Arbeiter die Last eventueller Strafzahlungen ausbaden müssen... Foto: MOs810 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es geht, wie schon bei Volkswagen, um eine Software; mit der die obligatorischen Abgastests so manipuliert worden sein sollen, dass die neu getesteten Fahrzeuge die strengen europäischen Abgasnormen erfüllen. Das zumindest behauptet das Betrugsdezernat im französischen Finanzministerium, das auch einige Details zu den Vorwürfen bekannt gab. Und, wie es die „Krisenkommunikation“ in solchen Fällen eben so will, streitet Vorstand von Renault erst einmal alles ab. Dabei nennen die Ermittler sogar den Vorstandsvorsitzenden Carlos Ghosn namentlich als oberstes Glied in der Befehls- und Informationskette von Renault. Ein Skandal „VW 2.0“?

Als der VW-Skandal ans Tageslicht kam, wunderte sich mancher Beobachter, warum die Wettbewerber von VW so wenig Lärm um die Angelegenheit machten und niemand in seiner eigenen Kommunikation versuchte, sich das Fehlverhalten von VW zunutze zu machen. Vielleicht, weil auch die Wettbewerber von VW mit ähnlichen Mitteln arbeiten, wenn es darum geht, die Abgasnormen einzuhalten?

Bei VW handelte es sich um eine Software, die dank verschiedener Sensoren erkennen konnte, ob ein Abgastest auf der Straße oder auf dem Prüfstand durchgeführt wurde – und bei Prüfstandtests wurde dann der Motor so abgeriegelt, dass die Abgaswerte nach den Normen erfüllt wurden. Noch ist nicht klar, ob die entsprechende Software bei Renault ebenso funktionierte, doch darf man davon ausgehen, dass die Ermittler des Finanzministeriums solche Informationen nicht an die Öffentlichkeit geben, wenn sie sich nicht ziemlich sicher sind, dass an der Sache etwas dran ist.

Nichtsdestotrotz reagiert Renault ebenso wie VW damals – als erstes streitet man einfach alles ab und schaut dann, wie sich die Dinge entwickeln, zumal, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten, enorme Schadensersatzklagen auf Renault zurollen würden – die sich im Milliardenbereich bewegen dürften. Und so erstaunt die Aussage der Nummer 2 von Renault, Thierry Bolloré, wenig, wenn er gespreizt erklärt, „dass alle Fahrzeuge gemäß der geltenden europäischen Vorschriften homologiert worden“ seien. Das klingt anders als ein Dementi, dass solche Software nicht verwendet worden sei, doch Bolloré ist sich im Klaren, dass nachweisliche Falschaussagen zu diesem Zeitpunkt für ihn auch strafrechtliche Konsequenzen haben könnten.

Also der nächste Automobil-Skandal? Vieles deutet darauf hin, dass VW kein Einzelfall war, sondern das Ergebnis einer nüchternen Berechnung, die auch andere Hersteller angestellt haben könnten. Da der technologische Aufwand, einen Motor auf die erlaubten Abgaswerte zu drosseln, ziemlich hoch ist, wäre es deutlich billiger, eine entsprechende Software zur Manipulation der Tests zu entwickeln und zu implementieren.

Nun muss man das Ergebnis der Untersuchung abwarten und dabei wird man das Gefühl nicht los, dass die Schweißperlen auf der Stirn der Vorstände anderer Automobilhersteller nicht nur von der Frühlingssonne stammen…

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