Respekt – Papst Franziskus beschämt die europäische Politik

Bei seinem Besuch bei den Flüchtlingen auf der Insel Lesbos zeigte der Papst, was gelebter Humanismus ist. Eine wohltuende Ohrfeige für unsere Politiker, die lieber mit Despoten kooperieren.

Papst Franziskus hat auf Lesbos die ganze europäische Politikerkaste beschämt. Respekt! Foto: (c) Claude Truong-Ngoc / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Das ist bemerkenswert – beim gemeinsamen Besuch der Flüchtlinge auf Lesbos demonstrierten Papst Franziskus und die orthodoxen Patriarchen Hieronymus II. und Bartholomäus I., welche Werte unser Kontinent eigentlich einmal vertreten hat. Man muss weder gläubig noch Christ sein, um vor dieser Geste ganz tief den Hut zu ziehen. Gleichzeitig stellte dieser Besuch eine Ohrfeige an alle unsere Politiker dar, die Flüchtlinge bekämpfen und am Schreibtisch zum Tode verurteilen.

Der Papst, Oberhaupt von rund einer Milliarde Katholiken auf der Welt, warf seine ganze Autorität in die Waagschale, um ein beeindruckendes Zeichen zu setzen. Im Flüchtlingslager Moria sprach er den dort zusammengepferchten Flüchtlingen Mut zu und, Akt gelebter Nächstenliebe, nahm 12 syrische Flüchtlinge moslemischen Glaubens mit in den Vatikan. Dabei gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Welt die Bilder dieser tragischen und verzweifelten Not der Menschen sehen möge und auf angemessene Weise darauf reagiert. Die Bilder gingen zweifellos um die Welt, doch steht zu befürchten, dass die Welt nicht auf angemessene Weise reagieren wird.

Papst Franziskus hat nicht nur bei seinen Glaubensbrüdern und –schwestern Punkte gesammelt. Wenn man bedenkt, mit welchem kalten Zynismus die politisch Verantwortlichen mit dem Leben von Flüchtlingen umgehen, mit welcher Selbstverständlichkeit sie mit Diktatoren und Despoten zusammenarbeiten, damit ja niemand an unserem Wohlstand teilhaben kann, dann war der Besuch der Kirchenoberen auf Lesbos wirklich wohltuend. Mutig und richtungsweisend.

Die Forderung von Papst Franziskus und den orthodoxen Kirchenführern konnte klarer und richtiger nicht sein: „Solange dies nötig ist, müssen alle Länder Menschen in Not vorübergehend Asyl gewähren“ – aber ob man diese Botschaft in den fundamental-katholischen Ländern Zentraleuropas auch gehört und verstanden hat? In diesen Ländern, die bereit sind, sogar das europäische Projekt auszuhebeln, um ja keine Flüchtlinge aufzunehmen? Polen, Ungarn, Tschechische Republik, Slowakei?

Laut Beifall kann man auch der Aussage klatschen, mit der Papst Franziskus die europäischen Politiker an ihre originäre Pflicht erinnerte: „Europa ist die Heimat der Menschenrechte und wer immer nach Europa kommt, sollte dies spüren“, denn „Migranten sind keine Nummer in den Statistiken, sondern Menschen mit Gesichtern, Namen und ihrer Lebensgeschichte“.

Dass Papst Franziskus 12 syrische Flüchtlinge moslemischen Glaubens mit in den Vatikan nahm, war eine große Geste. Eine Geste, die alle Hetzer, Brunnenvergifter und Zyniker in ihre Schranken weisen sollte. Und jetzt kann man nur hoffen, dass die Politik diesen Appell auch gehört hat und kurz innehält, bevor sie weiter und gegen den Willen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger Menschen vom Schreibtisch aus zum Tode verurteilt. Danke, Papst Franziskus, und – Respekt!

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