Ruhäää!!!

Nachdem dank der Ausgangssperre ab 18 Uhr in Frankreich die öffentlichen Verkehrsmittel inzwischen brechend voll und ideale Ansteckungsorte sind, gibt es nun eine einfache Empfehlung: Mund halten.

In Bussen und Trams gilt ab sofort - Ruhääää!!! Foto: Therese C / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Was denn eigentlich noch? Nachdem ganz Frankreich diese seltsame Ausgangssperre ab 18 Uhr geschluckt hat, obwohl jeder erkennen kann, dass diese Maßnahme zu einer unglaublichen Konzentration von Menschen morgens und nachmittags in den öffentlichen Verkehrsmitteln und den Städten führt, also zum genauen Gegenteil einer Vermeidung sozialer Kontakte, gibt es nun eine Empfehlung seitens der französischen Akademie der Medizin. In den öffentlichen Verkehrsmitteln sollen die Menschen nun nicht mehr miteinander reden und auch nicht mehr telefonieren.

Wird nun die Pandemie das schaffen, was noch nie möglich war? Menschen in der Tram oder im Bus zum Schweigen zu bringen, die denken, dass ihr Gesprächspartner sie besser versteht, wenn sie ins Telefon brüllen? Und der Rest der Fahrgäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird dann wirklich schweigen? Man wird nur noch das Atmen maskierter Menschen in den überfüllten Bussen und Trams hören? Gespenstisch…

Schon klar, durch das Schweigen und Nichttelefonieren soll verhindert werden, dass wir Aerosole in den Bus oder die Tram spucken. Verstanden. Dass es nicht darum geht, das Virus durch die plötzliche Sprachlosigkeit im öffentlichen Raum zu verwirren und dadurch eventuell in die Flucht zu schlagen, das ist klar. Allein, es fehlt der Glaube, dass man ein hoch ansteckendes Virus dadurch bekämpfen kann, dass man Menschenmassen in Bussen und Trams konzentriert und sie bittet, nichts zu sagen.

Überhaupt scheint Schweigen zu den wenigen Dingen zu gehören, die auch längerfristig erlaubt sein dürften. Aber verständlich sind all diese Anweisungen, Empfehlungen, Vorgaben nicht mehr. Wenn es so gefährlich ist, in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, warum muss dann deren Nutzung auf kurze Zeitfenster morgens und am späten Nachmittag reduziert werden, in denen sich die halbe Stadt in Bussen und Trams eng aneinander drückt? Ach ja, weil das in Finnland etwas gebracht haben soll und weil Wissenschaftler gesagt haben, dass durch die Ausgangssperre ab 18 Uhr abends keine alten Menschen mehr unterwegs sind. Diese Wissenschaftler müssen in einer anderen Stadt leben, vielleicht in Finnland. In Straßburg jedenfalls sind alte Menschen abends eigentlich überhaupt nicht in der Innenstadt unterwegs. Wo auch? Es ist ja alles geschlossen… Aber sei’s drum.

So bleibt das Zitat aus „Hamlet“ William Shakespeare, 5. Aufzug, 2. Szene: „Der Rest ist Schweigen…“.

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