Rutscht die Ortenau an der Krise vorbei?

Die Arbeitsmarktzahlen für den 2020 in der Ortenau lassen aufhorchen. Die Arbeitslosenquote beträgt hier lediglich 3,8 %!

Kurzarbeit ist auf jeden Fall besser als die Arbeitslosigkeit... Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-1001-001 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es hat ganz den Anschein, als sollten die verschiedenen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Überbrückung der Corona-Krise zumindest in der Ortenau greifen. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich in Dimensionen, um die ganz Europa die Ortenau beneidet (3,8%!) und die Arbeitsmarktprofis sind optimistisch, dass die Kurzarbeit schrittweise zurückgeführt werden kann – unter minimalem Verlust von Arbeitsplätzen.

Für Horst Sahrbacher, den Chef der Agentur für Arbeit Offenburg, stellt sich die Situation so dar: „Die Lockerungen bezüglich der Corona-Einschränkungen machen sich auf dem Arbeitsmarkt im Ortenaukreis bemerkbar. Erfreulicherweise ist im Berichtsmonat, mit Stichtag 15. Juni, die Arbeitslosenzahl leicht zurückgegangen. Die Saisonbeschäftigung in der Freizeitbranche und in der Gastronomie hat eingesetzt – viele Arbeitslose konnte nach dem Corona-Beschäftigungsverbot ihre Arbeit wiederaufnehmen. Ich freue mich, dass viele Unternehmen seit Beginn der Corona-Pandemie auf das Förderinstrument Kurzarbeitergeld zurückgreifen, dadurch konnten viele Entlassungen vermieden werden“. Die Zahlen bestätigen seine Aussagen.

So haben in der Ortenau nicht weniger als 4702 Betriebe Kurzarbeit beantragt und das ist natürlich das beste Mittel, um Entlassungen zu vermeiden. Arbeitsplätze zu retten statt neue schaffen zu müssen, ist immer die günstigere Lösung und das Prinzip könnte die Wirtschaftslage in der Ortenau vorerst retten. Die Spätfolgen der Coronakrise werden wir ohnehin erst später erleben – jetzt heißt es erst einmal, über die nächsten Monate zu kommen.

Mit einer Arbeitslosenquote von 3,8 % liegt die Ortenau ganz hervorragend im Rennen. Sollte sich der Tourismus in der Ortenau schnell erholen, dann würde sich das auch sofort auf den Arbeitsmarkt auswirken und der Umstand, dass sich in der Ortenau große touristische Strukturen befinden, könnte ein Rettungsanker werden.

Denn obwohl heute der Blick in die Zukunft etwas von Kaffeesatzleserei hat, muss man damit rechnen, dass der Aufschwung noch auf sich warten lassen wird. Niemand kann heute mit Gewissheit sagen, wie sich die sanitäre und die wirtschaftliche Krise in den nächsten Monaten entwickeln werden. Doch momentan muss man festhalten, dass alle bislang getroffenen Maßnahmen Unternehmen und Arbeitsplätze retten.

Und es werden auch wieder Einstellungen vorgenommen – im Monat Juni 2020 fanden 1124 Menschen in der Ortenau einen neuen Job. Auch das ist eine Zahl, die aufhorchen lässt – kehrt der Optimismus in der Wirtschaft schneller zurück als anderswo? Immerhin – aktuell gibt es in der Ortenau 2746 offene Stellen. Das sind zwar deutlich weniger als im Vergleichsmonat 2019, aber vor einem Jahr gab es auch die aktuellen Krisen nicht.

Momentan sieht es also auf dem Arbeitsmarkt in der Ortenau gar nicht schlecht aus. Zwar befinden sich fast 70.000 Menschen in Kurzarbeit, doch gibt es berechtigte Hoffnungen, dass es nur zu sehr wenigen Entlassungen kommen wird. Die Weichen sind auf einen dynamischen Neustart gestellt, allerdings ist das nur eine Momentaufnahme. Im Herbst werden wir mehr darüber wissen, wie sich die Lage entwickelt.

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