Seehasenrogen und Doppelkorn

Alle Welt schaut auf den Irak und Syrien und die Aufmerksamkeit für den Konflikt in der Ostukraine schwindet. Eurojournalist(e) hat neue Sanktionen verhängt.

Seit gestern gelten die neuen Eurojournalist(e)-Sanktionen gegen Russland. Ein harter Schlag. Für alle. Foto: © Kai Littmann

(KL) – Wladimir Putin dürfte es bei der Ankündigung der Eurojournalist(e)-Sanktionen kalt den Rücken herunter gelaufen sein. Denn seit gestern Abend, Punkt 18:18 Uhr, kauft die Redaktion keinen russischen Kaviar und keinen Wodka mehr. Nimm das, Wladi! Diese Umsatzeinbuße dürfte die russische Wirtschaft ins Mark treffen und zum Einlenken in der Ukraine bewegen.

Gut, für die Redaktion gibt es damit nur zwei Möglichkeiten – nach Baden-Baden fahren und dort in den einschlägigen Restaurants unseren Tagesbedarf an Kaviar und Wodka decken oder aber Seehasenrogen und Doppelkorn. Oha. All das, damit nicht vergessen wird, dass die Ostukraine, die anfangs belächelten Volksrepubliken Donetzk und Luhansk, der Donbass, mittlerweile faktisch ebenso die Seiten gewechselt haben wie die Krim. Womit Russland sich einen bedeutenden Teil der Ukraine einverleibt hat. Und dabei ständig von Frieden säuselte. Dafür, Putin, unsere Sanktionen.

Natürlich fordern wir niemanden auf, es uns gleich zu tun. Sanktionen sind ja am Ende des Tages ohnehin heutzutage eine eher individuelle Angelegenheit. Nein, nur wir importieren ab sofort keinen Kaviar mehr aus Russland und unsere Tanklasterkolonnen mit russischem Wodka auf den deutschen Autobahnen gehören damit auch der Vergangenheit an. Aus, vorbei.

Und natürlich tun uns diese pädagogischen Maßnahmen mehr weh als dir, Wladimir, aber das ist ja so wie bei der körperlichen Züchtigung – auch diese wird ja häufig von der überraschenden Mitteilung begleitet, sie täte dem Züchtiger mehr weh als dem Gezüchtigten. Seehasenrogen und Doppelkorn! Hallo? Das ist, vor allem in der Kombination, absolut übel! Da auch das Backen von Blinis aus russischem Buchweizenmehl inzwischen politisch nicht mehr korrekt ist, gibt es dazu eben rheinische Reibekuchen. Genau. Die fetttriefenden vom Weihnachtsmarkt. Mit Seehasenrogen und dazu Doppelkorn. Du siehst, Wladimir, es tut uns wirklich mehr weh als dir.

Aber Hauptsache, es tut dir wenigstens auch ordentlich weh. Dass du dir nämlich künftig zweimal überlegst, ob du deine sicher im postpubertären Überschwung ausposaunte Drohung, Budapest, Warschau, Riga und eine Reihe weiterer Städte samt dazugehöriger Länder in nur 48 Stunden erobern zu können, wirklich wahr machen willst. Denn dann, Wladimir, werden wir das Russische Staatsballett eben nicht zu unserer Weihnachtsfeier buchen. Dann tritt das ARD-Fernsehballett auf. Zu Reibekuchen mit Seehasenrogen und Doppelkorn.

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