Sarkozy outet sich als Fan des AKW Fessenheim

Bei seinem Besuch im ältesten AKW Frankreichs bezeichnet der potentielle Präsidentschaftskandidat der UMP eine Schließung als „inakzeptabel und unmöglich“. Na dann.

Im Boxen hieß es einmal für gescheiterte Weltmeister "they never come back". In der Politik gilt das leider nicht. Foto: Bfauverge / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Da hatten wir gedacht, dass die Ära von „Bling-Bling“ Sarkozy endlich vorbei wäre, doch schon kommt er wieder aus seiner Kiste gehüpft und macht dort weiter, wo ihn die Franzosen 2012 abgewählt hatten. Mit reiner Klientel-Politik, einem politischen Opportunismus, das einem schlecht werden kann und Positionen, mit denen er es dem Front National und Marine Le Pen leicht macht, sämtliche kommenden Wahlen in Frankreich zu gewinnen. Meine Güte, statt seiner Gattin beim Singen zuzuhören, redet er nun konservativen Lokalpolitikern im Elsass zum Munde und hofft dabei, dass das ausreicht, sich als kommender Hoffnungsträger Frankreichs darzustellen. Was für ein politisches Trauerspiel!

Klar, Sarkozy kommt gerne ins Elsass, wenn er dabei aufs Land reisen kann, wo es eine solide, konservative Politiklandschaft gibt. Wo man ihm sogar eine gewisse Orientierungslosigkeit verzeiht, wie im letzten Wahlkampf, als er sich im elsässischen Truchtersheim bei Straßburg freute, „endlich mal wieder bei seinen deutschen Freunden zu sein“. Daher kam die Gelegenheit zum Besuch in Fessenheim gerade recht – und Sarkozy zog vom Leder, wie man es vom „Louis de Funès der französischen Politik“ gewohnt war.

Die Argumente, die Sarkozy für die Weiterführung des Betriebs in Fessenheim vorbrachte, hätten ihm auch vom Staatsmonopolisten EdF in die Feder diktiert sein können. Die Atomkraft, so der frühere Präsident, sichert die energietechnisch Unabhängigkeit Frankreichs, Fessenheim ist natürlich absolut sicher (weil das ja die staatliche Atombehörde dekretiert hat), in Fessenheim gibt es Arbeitsplätze, die es zu schützen gilt (da man dort geistig zu träge ist, konkret die Umformung des AKW in ein internationales Ingenieurszentrum zu planen, wo der Rückbau von Atomanlagen trainiert werden kann) und natürlich ist es Sarkozy auch wichtig, dass der Strompreis für die Franzosen günstig bleibt. Alles Argumente, die man schon 1001 Mal gehört hat und die dadurch nicht richtiger werden, dass man sie gebetsmühlenartig wiederholt.

Auch im Ton vergriff sich Sarkozy wieder einmal. Für ihn könnt Fessenheim noch locker zehn Jahre lang laufen und er warf Präsident Hollande vor, das veraltete AKW nur deswegen schließen zu wollen, „um ein paar Stimmen bei den Grünen zu erbetteln. Da werden 2.200 Arbeitsplätze auf dem Altar des politischen Gemauschels geopfert“. Starker Tobak. Inhaltlich mehr als schwach, aber natürlich genau der Diskurs, den man im Dorf Fessenheim hören möchte. Den Ausstieg aus der sündhaft teuren und tödlich unsicheren Atomenergie als „politisches Gemauschel“ abzutun, das beweist eigentlich nur, dass Sarkozy kein Politiker von gestern, sondern einer von vorgestern ist. Als Hoffnungsträger für die Zukunft Frankreichs ist dieser Mann gänzlich ungeeignet.

Bei seinem Besuch in Fessenheim konnte der ehemalige Präsident das ganze Dorf davon überzeugen, dass er genau der richtige Mann für 2017 ist. Dem übrigen Elsass gab er allerdings einen guten Grund, ihn wirklich nicht mehr wiederzuwählen.

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