Satte Erhöhung der Ticketpreise im ÖPNV in Straßburg

Während sich andere Städte in Frankreich für den kostenlosen Nahverkehr entschieden haben, steigen in Straßburg die Ticketpreise zum 1. Juli – und das gleich um 11 %.

Das kleine rot-weisse Ticket soll zum 1. Juli deutlich teurer werden... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Es ist ein erklärtes Ziel der grünen Stadtregierung Straßburgs, die Innenstadt möglichst autofrei zu gestalten. Aber ob die Erhöhung der Fahrkartenpreise im Öffentlichen Nahverkehr, sowie die Ausdehnung des kostenpflichtigen (und teuren) Parkens in die Wohnviertel rings um die Innenstadt zum Erreichen dieses Ziels hilfreich sind, wird sich zeigen müssen. Zum 1. Juli nehmen die Straßburger Verkehrsbetriebe CTS einen kräftigen Schluck aus der Pulle und erhöhen die Ticketpreise um 11 %. Dazu muss künftig in Stadtteilen wie Neudorf fürs Parken bezahlt werden und die Anwohnerparkausweise springen von 15 € im Monat auf 40 € im Monat.

Der Grundpreis für einen Einzelfahrschein steigt zum 1. Juli von 1,70 € auf 1,90 € – was nicht gerade eine Maßnahme ist, mit der die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs attraktiver wird. Zwar sollen einige Monatskartenpreise nach unten korrigiert werden, doch sollte öffentlicher Nahverkehr nicht nur für Dauer-, sondern auch für gelegentliche Nutzer attraktiv werden. Wie in Dunkerque, Niort, Aubagne, Calais, Libourne, Compiègne, Vitré, Castres, Châteauroux, Gaillac, Levallois, Gap und Villeneuve-sur-Lot, wo man sich dafür entschieden hat, den öffentlichen Nahverkehr komplett kostenlos anzubieten. In anderen Städten wie Biarritz kostet die einfache Fahrt 1 €, das Tagesticket 2 €.

Natürlich sind die Energiepreise dramatisch gestiegen (für die CTS von 6 Millionen im Jahr 2021 auf 26 Millionen im Jahr 2023), natürlich kostet es Geld, den Fuhrpark zu warten und zu erneuern, natürlich kostet das Personal auch Geld. Und so wird es am Ende eine Frage der politischen Prioritäten. Dort, wo man das möchte, ist es offenbar möglich, den öffentlichen Nahverkehr kostenlos zu gestalten, was im Umkehrschluss bedeutet, dass man es dort, wo man das nicht tut, eben nicht möchte.

Das Argument der gestiegenen Energiepreise sollte nur mit Vorsicht verwendet werden, denn dort, wo die Preissteigerungen am schmerzhaftesten erlebt werden, sind nicht die Verwaltungen, sondern die Bürgerinnen und Bürger, die staunend vor den Regalen der Supermärkte stehen und die Preisexplosionen stemmen müssen.

Dabei war die Stadt Straßburg mit gutem Beispiel vorangegangen, als die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in der Eurometropole für Jugendliche unter 18 Jahren kostenlos gestaltet wurde. Doch dass man jetzt alle zur Kasse bittet, die das Angebot der CTS nutzen, ist als Maßnahme fragwürdig.

Gewiss, der öffentliche Nahverkehr ist in anderen Städten am Oberrhein keineswegs billiger. In Freiburg kostet der günstigste Einzelticket 2,70 €, in Karlsruhe 2,20 €, in Basel 2,30 CHF, in Baden-Baden 2,20 € und in Mulhouse 2 €. Doch haben diese Städte andere politische Ziele zum Thema öffentlicher Nahverkehr und wer wirklich möchte, dass die Menschen das Auto stehen lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, der investiert das Geld wie die oben genannten Städte.

Mobilität darf in der heutigen Gesellschaft nicht so viel kosten, dass sie ganze Bevölkerungsgruppen ausschliesst. In einer Berufswelt, in der Mobilität inzwischen zu den Grundanforderungen zählt, muss man sich darüber im Klaren sein, dass nicht jeder 1500 oder 2000 € in ein E-Fahrrad oder noch mehr Geld in ein E-Auto investieren kann, wobei sich immer deutlicher abzeichnet, dass E-Autos ein technologischer Irrweg sind.

Schade, dass Fragen wie der Öffentliche Nahverkehr nicht auf grenzüberschreitender Ebene gelöst werden können. Was wir heute bräuchten, wäre ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr im ganzen Oberrhein-Raum, der vermutlich ebenso intensiv genutzt werden würde wie die Tramlinie D der CTS, die Straßburg mit Kehl verbindet. Ökologie ist gerade heute wichtig und richtig, doch sollte sie sich nicht auf diejenigen beschränken, die sich ein ökologisches Handeln leisten können.

2 Kommentare zu Satte Erhöhung der Ticketpreise im ÖPNV in Straßburg

  1. Im Gegensatz zu den mittelgroßen Städten, die sich für kostenlose Fahrten entschieden haben, um unter anderem zu verhindern, dass ihre Fahrzeuge halbleer laufen, ist das CTS-Netz mit fast 600 000 Fahrten pro Tag derzeit bereits überlastet. Die Tariferhöhung sollte diese Fahrgastzahlen nicht in Frage stellen und auch die soziale Gerechtigkeit dank der solidarischen Preisgestaltung nicht gefährden.
    Für eine sinnvolle Verlagerung des Modal Split vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel im Großraum Straßburg braucht es nun ein attraktives und zuverlässiges Regionalzugnetz.
    Nicht unbedingt kostenlos, um eine nicht wünschenswerte Zersiedelung der Städte zu vermeiden.

  2. Les tarifs TGO (transports en commun publics dans l’Ortenau, tous modes confondus) vont augmenter de 9,5 % à partir du 1 er avril.
    Par exemple, le billet occasionnel Kehl Offenbourg (21 km) passera de 2,70 à 3,00 € (21 km), de Kehl à Lahr (39 km) ou à Hornberg (64 km) de 3,40 à 3,70 €.

    Rappel comparatif avec des tarifs occasionnels transfrontaliers locaux trop élevés : Kehl Krimmeri-Meinau (6 km) ou Kehl Strasbourg (9km) 4,60 €.

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