Schade – der Karlspreis ist nichts mehr wert
Indem jetzt ausgerechnet Ursula von der Leyen den Internationalen Karlspreis erhielt, pervertiert sich diese europäische Auszeichnung selbst. Es trifft, wie so oft in letzter Zeit, die Falsche.

(KL) – Der seit 1949 verliehene „Internationale Karlspreis zu Aachen“ war einmal ein Preis, der große Europäer und Europäerinnen auszeichnete, die Bemerkenswertes für Europa geleistet haben. Doch seit einigen Jahren ist dieser einstmals sehr ehrenvolle Preis zu einer Art Medaillenvergabe aus politischen Gründen verkommen – diejenigen, die gerade dabei sind, Europa und die Welt an die Wand zu fahren, bejubeln sich selbst und gegenseitig und der früher wichtige Preis ist heute nur noch eine billige Kopie seiner selbst. Dass dieses Jahr Ursula von der Leyen mit dem Karlspreis geehrt wurde, setzt dem Ganzen die Krone auf. Wenn jetzt ausgerechnet die „Totengräber Europas“ zu den Preisträgern gehören, entwertet das den Karlspreis vollständig.
Die Liste der früheren Preisträger des Karlspreises liest sich wie das Who is Who der jüngeren europäischen Geschichte. Da waren die Gründerväter Europas, wie Alcide De Gasperi, Jean Monnet, Konrad Adenauer, Winston Churchill, Simone Weil oder Robert Schuman, um nur diese zu nennen, doch seit ein paar Jahren findet man unter den Preisträgern auch Leute wie Jean-Claude Juncker (dessen Luxemburger Steuersystem sämtliche EU-Staaten seit Jahren der Steuereinnahmen der multinationalen Konzerne beraubt), Emmanuel Macron (der ehrlich gesagt noch nie irgendetwas für Europa geleistet hat) oder eben jetzt Ursula von der Leyen (unter deren „Führung“ die EU zum Handlanger der Finanzmärkte geworden ist und Brüssel zur Zentrale der institutionellen Korruption). Was für ein Unterschied zwischen den europäischen Größen und den heutigen Verwaltern der Katastrophe!
Die EU ist heute im wohl schlechtesten Zustand seit ihrer Gründung. Die 2025-Preisträgerin sorgt dafür, dass dringend erforderliche Reformen nicht stattfinden, die Institutionen hecheln von einem Korruptions-Skandal zum nächsten, es herrscht die „Politik der verschlossenen Türen“ (nicht einmal die Europaabgeordneten durften die milliardenschweren Verträge einsehen, die Ursula von der Leyen alleine mit dem US-Hersteller Pfizer für Millionen Impfdosen ausgehandelt hatte), und die EU ist auf dem Weg vom Friedensnobelpreis-Träger zur Kriegspartei in den aktuellen Konflikten, die unseren Planeten erschüttern.
In ihrer Dankesrede kündigte Ursula von der Leyen vollmundig an, dass nun das „nächste große Projekt“ auf der Agenda steht, nämlich das „unabhängige Europa“. Das ist vermutlich auch der Grund, warum die gesamte Führungsriege der EU eine gemeinsame Schleimspur in Washington hinterlässt, denn auch, wenn Donald Trump die Europäer ein ums andere Mal beleidigt und geringschätzt, rennen ihm unsere „europäischen Helden“ weiterhin unbeirrt hinterher, was ungefähr das Gegenteil eines „unabhängigen Europas“ ist.
Dass sich die hohen Damen und Herren nun gegenseitig mit Medaillen und Auszeichnungen bedenken, grenzt schon ans Lächerliche. Mit den Menschen in Europa haben diese Auszeichnungen nun wirklich nichts mehr zu tun und dass man als Preisträgerin ausgerechnet auf Ursula von der Leyen gekommen ist, das kann eigentlich nur bedeuten, dass es momentan in Europa niemanden gibt, der eine solche Auszeichnung wirklich verdient hätte.
Statt sich selbst und ihresgleichen zu feiern und zu bejubeln, sollten diese Leute anfangen sich zu schämen, sollten sofort damit beginnen, die korrupten Institutionen zu reformieren und endlich anfangen, Politik für die Menschen Europas zu machen, statt das europäische Tafelsilber der Pharma- und der Rüstungsindustrie in den Rachen zu werfen. Damit endet wohl auch die Epoche des Karlspreises, denn dieser Preis ist heute leider nichts mehr wert. Denn er wird an die falschen Personen verliehen.
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