Schlechte Europäer – gute Europäer

Ausgerechnet die größten Europahasser spielen von allen Parteien am besten die europäische Karte. Wenn es gegen Europa geht, verhalten sich die europäischen Rechtsextremen – sehr europäisch.

Marine Le Pen und Geert Wilders - europäisch gegen Europa. Foto: ScS EJ

(KL) – Das darf ja wohl nicht wahr sein. Nach dem Kongress von Koblenz im letzten Jahr, kam es nun in Prag erneut zu einem europäischen Gipfeltreffen der europäischen Europahasser. Geladen hatte der Chef der tschechischen Rechtsextremen Tomio Okamura und die Hauptredner waren der Niederländer Geert Wilders und die Französin Marine Le Pen. Gemeinsam geiferten sie auf „das Monster Europa“ und schwadronierten gemeinsam von einem „Europa der Nationen“, also genau davon, was diesen Kontinent mehr als 2000 Jahre von Krieg in Krieg gestürzt hatte. Dass ausgerechnet die identitären Europahasser derart gut und effizient auf europäischer Ebene kooperieren, sollte den anderen Parteien zu denken geben – die bekommen einen solhen europäischen Schulterschluss einfach nicht hin.

Rund 2000 Teilnehmer aus ganz Europa, auch aus Großbritannien, Belgien und Deutschland jubelten bei den Anti-Reden auf dem ehrwürdigen Wenzelsplatz, wobei den Reden nicht viel Neues zu entnehmen war. Generell war und ist man gegen „Fremde“, gegen den Islam, gegen die Medien und gegen das politische Establishment und eigentlich alles. Das Übliche eben.

Geert Wilders aus den einst so toleranten Niederlanden möchte den Islam ebenso verbieten wie sein Kollege Tomio Okamura aus Tschechien. Eine Religion verbieten? Sind wir schon wieder so weit in Europa? Auf jeden Fall erzählten die versammelten Rechtsextremen mal wieder unglaublichen Blödsinn. Tomio Okamùra ist ebenso wie Geert Wilder der Ansicht, dass die aktuelle EU „enden muss“. Noch pathetischer, die französische Rechtsextreme Marine Le Pen, deren „Front National“ inzwischen „Rassemblement National“ heißt. Das soll friedlicher klingen. Aber ob „Nationale Sammlung“ tatsächlich weniger aggressiv klingt als „Nationale Front“? Auf jeden Fall sprach Le Pen vom „Kampf um unsere Zivilisation“, den sie gegen die „totalitäre Ideologie des Islam“ führt und sie forderte einen „Europäischen Frühling“, was in Prag, 50 Jahre nach dem „Prager Frühling“,  eine historische Unverschämtheit ist.

Allerdings haben die französischen Europahasser eine andere Strategie als Wilders und Okamura – die „Nationale Sammlung“ will für Frankreich keinen „Frexit“, da sie verstanden hat, dass die Mehrheit ihrer Landsleute nach wie vor für die EU ist. An dieser Stelle dürfte dann die europäische Einheit der Europahasser auch ihre Grenzen finden – denn man verfolgt, zum Glück, keine identischen Ziele. Was die Rechtsextremen Europas allerdings nicht davon abhält, ihre kruden Absichten gemeinsam zu vertreten.

Erstaunlich, dass sich ausgerechnet die Europahasser besser des Themas „Europa“ bedienen als die Konservativen, die Sozialisten, die Grünen und alle anderen. Doch sind offenbar speziell in Frankreich alle Parteien derartig mit ihren nationalen Befindlichkeiten und innenpolitischen, macht-taktischen Geplänkeln beschäftigt, als dass sie sich wenigstens für die Europawahl auch europäisch aufstellen würden. Dass es den früheren Volksparteien keine Stimmen bringen wird, wenn sie nun das europäische Feld ausgerechnet denen überlassen, die Europa am liebsten abschaffen würden, hält weder die Konservativen, noch die Sozialisten, noch das Zentrum davon ab, weiterhin einen nationalen Wahlkampf zu führen.

Das Ergebnis dieser kollektiven Nabelschau von LR, PS, LREM, MoDem und wie sie alle heißen, wird man am 26. Mai präsentiert bekommen. Mit dem Schlimmsten darf gerechnet werden.

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