Schlechte Zeiten für Warmduscher…
Wer nun seine Dusche auf kalt stellt, kann selbst in den heimischen vier Wänden zum Kriegshelden werden. Für Warmduscher brechen allerdings schwere Zeiten an...
Hier kann jeder zum Kriegshelden werden, indem er nur noch ganz kurz warm duscht... Foto: turydddu @ Flickr, retouched by JovanCormac / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0
(KL) – Die Aufrufe der Politik häufen sich – die Menschen mögen doch bitte kürzer duschen, denn so kann man Wladimir Putin und Konsorten in die Knie zwingen, wenn man so vom russischen Gas unabhängig wird. Wirtschaftsminister Robert Habeck ruft zum Kurzduschen auf, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und man könnte fast das Gefühl bekommen, dass Russland gerade seinen Angriffskrieg in der Ukraine gewinnt, weil wir alle zu viel warm duschen.
Aber gleichzeitig ist das natürlich auch ein Kommunikations-Meisterwerk. Wer hätte gedacht, dass man unter der Dusche zum Kriegshelden werden kann, wenn man den „Warm-Knopf“ schnell abdreht? Umgekehrt wird es natürlich für Warmduscher, die ohnehin keine gute Presse haben, richtig unangenehm. Wer 4 Minuten unter der warmen Dusche steht, ist fast schon die 5. Kolonne Putins. Und das will ja auch niemand.
Dabei ist noch nicht einmal klar, ob der Umsatzeinbruch im Gas-Sektor für Russland tatsächlich so verheerende Folgen hat. Die Lieferungen gen Westen sind bereits um mehr als die Hälfte gedrosselt, Robert Habek hat die zweite Stufe des Gas-Notfallplans ausgerufen und währenddessen verkauft Putin sein Gas eben in Richtung Osten, wo mit China ein Abnehmer sitzt, der alles brauchen und kaufen kann, was Putin liefert.
Die Ausweitung des Ukraine-Kriegs zum III. Weltkrieg ist nur noch eine Frage der Zeit und die Sanktionen gegen Russland fangen an, bei uns üble Folgen zu haben. Explodierende Energiepreise, galoppierende Inflation, Verknappung bei bestimmten Waren, die es auf einmal nicht mehr (oder nicht mehr in ausreichender Menge) gibt, mit all dem hatte wohl niemand gerechnet. Noch schlimmer ist die Situation allerdings in Ländern, die auf diejenigen Grundnahrungsmittel angewiesen sind, die nicht mehr geliefert werden können.
Produktionsketten sind nachhaltig unterbrochen, das wirtschaftliche Gleichgewicht ist aus dem Ruder gekippt und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ist eine Politiker-Riege am Drücker, die der Situation nicht gewachsen ist. Da kommt es sehr passend, dass man aus jedem einzelnen Bürger einen aktiven Kämpfer für die Freiheit und die „europäischen Werte“ machen kann. Und sei es nur unter der Dusche.
Speziell im letzten Abschnitt werden Sie zynisch. Sehr schade, dass Sie hier schmutzige Polit-Wäsche waschen müssen und nicht nüchtern und faktenbasiert berichten können!
Welche konkreten Vorschläge / Ideen / Ansätze kommen denn von Straßburg?
Der Ansatz, über den wir häufig schreiben und der offenbar niemanden interessiert, ist der vierstufige italienische Friedensplan, den übrigens Selensky genauso ablehnt wie Putin. Friedenspläne haben gerade keine Konjunktur, aber Waffenlieferungen, Truppenentsendungen und der III. Weltkrieg. Dass man angesichts dieser Entwicklung das Geschehen zynisch betrachten kann, sollte niemanden verwundern.