Schmutzflecken auf der weißen Weste des Saubermanns

Die große französische Online-Zeitung „Mediapart“ hat recherchiert, dass der Nestor der französischen Rechtsextremen Jean-Marie Le Pen Millionen in der Schweiz gebunkert hat.

Dunkle Flecken auf der angeblich so weißen Weste von Jean-Marie Le Pen... Foto: Marie-Lan Nguyen / Wikimedia Commons / CC-BY 2.5

(KL) – Fast könnte einem Marine Le Pen leid tun. Fast. Immer, wenn sie kurz davor ist, den Franzosen erfolgreich vorzugaukeln, dass ihr Front National eine ganz „normale“ Partei sei, schießt ihr der greise Parteigründer Jean-Marie Le Pen, der gleichzeitig auch noch ihr Vater ist, mächtig in die Parade. Erst waren es seine unsäglichen Aussagen, dass „die Gaskammern im III. Reich nur ein Detail der Geschichte waren“ (was dazu führte, dass seine Kandidatur für die Regionalwahlen im Dezember gekippt wurde), jetzt ist es ein Finanzskandal. Nach Recherchen der großen Online-Zeitung „Mediapart“ hat der selbsternannte Saubermann der französischen Politik nämlich Millionen in der Schweiz gebunkert.

Wie die beiden Journalisten Karl Laske und Marine Turchi recherchierten, wurde für den greisen Parteigründer ein pfiffiges System in der Schweiz eingerichtet, mit Mittels- und Strohmännern, mit Trusts mit seltsam klingenden Namen, doch hinter diesem ganzen System, so ergaben die Recherchen, steht ein Name: Jean-Marie Le Pen.

Im schönen Genf wurden bei der Bank HSBC für den Trust „Cotelec“ insgesamt 2,2 Millionen Euro deponiert, davon 1,7 Millionen Euro in Goldbarren und Goldmünzen. Nutznießer dieses Fonds ist Jean-Marie Le Pen und inzwischen interessiert sich die Staatsanwaltschaft nicht nur dafür, ob auf dieses Vermögen Steuern gezahlt wurden, sondern vor allem, wo es herkommt. Dass das Konto der „Cotelec“ von einem gewissen Gérald Gérin gemanagt wurde, ändert nichts – der Mann ist eine Art Privatsekretär von Jean-Marie Le Pen.

Und auch zur Rolle von Parteichefin Marine Le Pen tauchen nun Fragen auf, denn der zweite Trust, für den bei der HSBC ein Konto eingerichtet wurde, „Promelec“, steht unter der gemeinsamen Aufsicht von Vater und Tochter Le Pen – da wird es schwierig zu behaupten, man habe von all dem nichts gewusst. Inzwischen ist auch die französische Behörde eingeschaltet worden, die sich um Geldwäsche kümmert – die „Tracfin“. Und die Staatsanwaltschaft Paris ermittelt schon seit fast zwei Jahren zu der wundersamen Vermehrung des Vermögens von Jean-Marie Le Pen.

Neben den Ermittlungen der Behörden steht dem greisen Jean-Marie Le Pen auch noch politischer Ärger ins Haus. Am 4. Mai tritt das Exekutivbüro seiner Partei zusammen, um über Maßnahmen gegen ihren Gründer zu beraten. Die junge Garde der Führerin des Front National würde den immer wieder ausfällig werdenden Jean-Marie Le Pen am liebsten sofort aus der Partei ausschließen, da man sich darüber im Klaren ist, dass die von ihm ständig provozierten Skandale für die Pläne der Machtübernahme seiner Tochter sehr schädlich sind. Doch wird sich der Front National unter Führung von Marine Le Pen trauen, einen Vatermord zu begehen?

Die weiße Weste der Rechtsextremen bekommt nun genauso viele dunkle Flecken wie bei anderen Parteien auch. Das ganze Gerede von einem „moralisch einwandfreien“ Lebenswandel bekommt natürlich einen faden Beigeschmack, wenn sich herausstellt, dass sich der Parteigründer wie ein ganz gewöhnlicher Krimineller verhält. Aber im Grunde ist es beruhigend zu sehen, dass es die Rechtsextremen in ganz Europa immer wieder schaffen, sich im entscheidenden Moment selbst zu diskreditieren.

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