Schottland: Haggis, es kann nur einen geben…

Das Nationalgericht der Schotten löst in anderen Esskulturen nicht gerade Begeisterung aus. Die Zutatenliste klingt wüst, die Zubereitung und Darreichung auch. Doch das Seltsamste ist – das Zeug schmeckt!

Das schottische Nationalgericht Haggis - links die "neeps" und rechts die "tattis". Hm. Foto: Edinburgh Blog / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Diese Woche entscheiden die Schotten, ob sie von Großbritannien unabhängig sein und einen unabhängigen Staat gründen wollen. Die Umfragen zeigen, dass es ein völlig offenes Rennen wird, das am Ende von ein paar Hundert Stimmen entschieden werden könnte. Grund genug, sich ein wenig mit den Schotten und ihrer Kultur vertraut zu machen, denn Schottland wird im Falle seiner Unabhängigkeit sicherlich das nächste Kind in der europäischen Staatenfamilie werden. Werfen wir heute also einen Blick auf das Nationalgericht der Schotten – den Haggis.

Über den Harris kursieren zahllose Gerüchte – Fakt ist jedoch dies: Haggis besteht aus dem Magen eines Schafs, der mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett vom Schaf, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt wird. Dazu wird diese Mischung scharf mit Pfeffer gewürzt und wenn man mehr Hafermehl hinein gibt, wird die Konsistenz etwas schwerer und das Ganze wird als Wurst serviert.

Die Mischung, die in den Schafmagen gefüllt wird, muss dann stundenlang kochen, bevor dann der Haggis in einer ebenfalls etwas archaisch anmutenden Zeremonie aufgeschlitzt wird. Dies geschieht vor allem an „Burns Supper“, einem jährlichen Gedenktag für den schottischen Dichter Robert Burns, der so bemerkenswerte Oden an dieses Gericht schrieb (und dabei Haggis als “Great chieftain o’ the Puddin-race” (Großer Hauptling des Pasteten-Stamms) bezeichnete). An diesem Abend kommt in schottischen Familien ein ganzer, gefüllter und heißer Haggis auf den Tisch, und nach dem Vortrag des Burns-Gedichtes sticht der Hausherr mit einer Art Schwert in den Haggis, dessen dampfender Inhalt sich über die ganze Servierplatte ergießt. Sieht ein wenig so aus, wie wenn ein schottischer Hochlandkrieger einem britischen Soldaten das Schwert in den Bauch rammt…

Serviert wird Haggis mit “neeps and tetties”, gestampften Steckrüben und gestampften Kartoffeln. Was dann angerichtet auf dem Teller auch nicht so richtig sexy aussieht. Aber so sind die Kulturen des Nordens eben. Das norddeutsche Labskaus sieht schließlich auch so aus, als wäre es schon einmal gegessen worden und – schmeckt trotzdem großartig! Natürlich sind wir in Schottland weit von der Raffinesse der französischen oder italienischen Küche entfernt. Aber ohne Witz – an einem kalten Herbst- oder Winterabend, in der richtigen Atmosphäre, da kann einem ein Higgis-Essen richtig warm ums Herz machen.

Und sollten sich die Schotten gegen Großbritannien und für die EU entscheiden, dann gibt es sicher auch bald bei uns Higgis-Probierwochen. Zum Runterspülen gibt es dazu Whiskey…

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