Schuld sind, na klar, die Medien…

„Lügenpresse“, „Fake News“, „verantwortlich für die ganze Misere“ – es wird zum allgemeinen Zeitvertreib, die Medien für alles verantwortlich zu machen, was schief läuft.

Diejenigen, die sich am lautesten über die "Lügenpresse" beschweren, sind diejenigen, die am liebsten die freien Medien abschaffen würden... Foto: Opposition24.de / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Es ist schon seltsam – da veröffentlichen Medien Informationen darüber, dass und wie sich Abgeordnete und Kandidaten mit öffentlichen Geldern bereichern, entweder durch Scheinanstellungen wie der konservative Kandidat für die französischen Präsidentschaftswahlen François Fillon oder die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen und diejenigen, auf die man mit dem Finger zeigt, sind die Medien.

Die Medien können es niemandem mehr Recht machen. Denn die eigentliche Aufgabe von Medien, nämlich zu informieren und Interpretationsansätze für die Einschätzung des Tagesgeschehens zu liefern, ist längst überholt. Von Medien erwartet man heute, dass sie die eigene Meinung (diejenige der Leserinnen und Leser) wiedergeben und wenn das nicht der Fall ist, dann ist man unzufrieden. Nur, dabei verwechselt man geflissentlich „Information“, „Analyse“ und „politische Kommunikation“.

Inzwischen geht man so weit, die Medien für die Missstände, über die sie berichten, selbst verantwortlich zu machen. Was man übrigens auch tut, wenn die Medien nicht berichten. So ernten wir für jeden Artikel über die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen (die sich ausnahmslos kritisch mit dieser Kandidatin beschäftigen) die Kritik, dass wir Marine Le Pen und ihre Partei FN überhaupt erst groß schreiben, da wir über sie berichten. Berichten wir aber nicht über diese Kandidatin, kommt aus der gleichen Ecke die Kritik, dass wir ausgerechnet die Rechtsextreme schonen würden. Und da wird es dann richtig schwierig…

In der Antike köpfte man die Überbringer schlechter Nachrichten. Auch, wenn der Überbringer dieser Nachrichten diese gar nicht selbst produziert. In der Zeit, in der wir leben, wäre es gut, würde man etwas mehr Gewicht auf eine wirklich freie Presse legen, die nicht etwa im Sinne der großen Finanzgruppen schreiben, sondern im Interesse der freien Berichterstattung arbeiten.

Erfreuen Sie sich daran, dass es noch freie Medien gibt, in vielen Ländern Europas ist das heute schon nicht mehr der Fall… schönes Wochenende allen Leserinnen und Lesern!

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