Schulfrühstück für sozial Schwache

Die französische Regierung legt ein Programm für ein kostenloses Schulfrühstück für Kinder aus sozial schwachen Familien auf. Aber das hat kaum jemand mitbekommen.

Kostenloses Schulfrühstück gab es schon in den 50er Jahren in Norwegen... Foto: Ragnar Johnson / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Selten stand eine französische Regierung so unter Druck wie heute. Die sozialen Unruhen, die das Land seit fast einem halben Jahr in ein Chaos aus Gewalt und einer steigenden Zahl extremistischer Übergriffe gestürzt haben, verlangen nach Antworten. Doch die Fronten sind inzwischen derart verhärtet, dass selbst sinnvolle Maßnahmen der Regierung kaum ein Echo finden. Dies gilt auch für ein neues Programm eines kostenlosen Schulfrühstücks für Kinder aus sozial schwachen Familien.

Bildungsminister Jean-Michel Blanquer muss ganz schön frustriert gewesen sein, dass sich die französische Öffentlichkeit mehr für die rechtsradikale Vergangenheit der LREM-Spitzenkandidatin für die Europawahl Nathalie Loiseau als für sein neues Programm interessierte – dabei ist dies ebenso pragmatisch wie wichtig. Denn ein Viertel der französischen Kinder zwischen 3 und 11 Jahren kommt morgens in die Schule, ohne gefrühstückt zu haben. Dieses Problem betrifft in erster Linie Schüler aus sozial schwachen Familien, deren Aufmerksamkeit in der Schule sehr unter dem Mangel an einer vernünftigen Ernährung leidet. Genau hier setzt das neue Programm des kostenlosen Schulfrühstücks an, das ab Beginn des neuen Schuljahrs im Herbst startet.

Rund 100.000 Schülerinnen und Schüler werden ein solches kostenloses Schulfrühstück erhalten und nachdem eine Testphase in Amiens, auf der Insel La Réunion, in Lille, Montpellier, Nantes, Reims, Toulouse und Versailles sehr positiv verlaufen war, erweitert die Regierung es nun auf ganz Frankreich und zwar in so genannten „prioritären Zonen“, wie die Franzosen ihre Problemviertel umschreiben. Und siehe da, wenn man will, dann geht es auch und der Preis für diese sinnvolle soziale Maßnahme ist absolut überschaubar. Im Rumpfjahr 2019 ist ein Budget von 6 Millionen Euro vorgesehen, ab 2020 kostet das Programm jährlich 12 Millionen Euro. Angesichts anderer Ausgaben ist diese Investition in die Jugend Frankreichs richtig sinnvoll angelegtes Geld.

Dieses Programm fällt unter den „Plan gegen die Armut“, den Präsident Macron im Herbst, vor Ausbruch der sozialen Unruhen, lanciert hatte und der insgesamt Ausgaben von 8,5 Milliarden Euro vorsieht, mit denen soziale Ungerechtigkeiten behoben werden sollen. Nur – in einem Frankreich, in dem gewalttätige Demonstranten nur noch Köpfe rollen sehen wollen, bekommt man diese Maßnahmen gar nicht mehr mit. Solche Sozialprogramme passen eben nicht in der Bild einer „Regierung für Reiche“ und es ist schade, dass in den sozialen Auseinandersetzungen die Vernunft so sehr leidet, dass selbst solche Programme nicht mehr oder nur kaum wahrgenommen werden.

Kindern aus sozial schwachen Familien Chancengleichheit einzuräumen, ist der richtige Weg. Frankreich braucht, wie jedes andere Land, eine gut ausgebildete Jugend, um das Land in Zukunft vernünftig managen zu können. Doch das Beispiel dieses Programms des kostenlosen Schulfrühstücks zeigt, die unversöhnlich verhärtet die Fronten heute sind. Nun warten alle auf den Donnerstagabend, wenn Präsident Macron endlich seine Maßnahmen verkünden will, wie er das Land befrieden und künftig gerechter aufstellen will. Jede Wette, vom kostenlosen Schulfrühstück wird danach niemand mehr sprechen…

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