Schwalbennester sind schützenswert

Schwalben-Naturnest auf Stützelement. Foto: Schweizerische Vogelwarte Sempach

Das Freiburger Umweltschutzamt erinnert daran, dass das Zerstören von Schwalbennestern verboten ist. Wer Kotbretter montiert, kann seine Hausfassaden schützen.

Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling – dieser Zusammenhang zwischen Zoologie, Zahlenkunde und Jahreszeiten ist so bedeutsam, dass er inzwischen zu den zentralen Volksweisheiten zählt. Viele Bürgerinnen und Bürger freuen sich auf die Rückkehr der Schwalben aus südlichen Gefilden, weil sie als Boten des Frühlings gelten.

Daneben gibt es aber auch Hauseigentümer und Mieter, die Anstoß nehmen, wenn Mehlschwalben Nester unter ihren Dachüberständen bauen. Schlimmstenfalls hindern sie die schlanken Singvögel dann am Nestbau oder zerstören ihre fertigen Nester. Das städtische Umweltschutzamt appelliert deshalb an alle Bürgerinnen und Bürger, Mehlschwalbennester zu dulden, und weist darauf hin, dass das Zerstören von Schwalbennestern gegen das Artenschutzrecht verstößt.

Wer Hauswände schützen will, sollte – so empfiehlt das Amt – unterhalb der Nester Kotbretter anbringen. Dieser Tage wird die Rückkehr der Mehl- und Rauchschwalben aus ihrem Winterquartier in Afrika erwartet. Ursprünglich haben Mehlschwalben ihre Nester an senkrechten Felswänden gebaut; in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets gilt dies bis heute. In Europa wurde die Art jedoch überwiegend zu einem „Kulturfolger“; sie nutzt menschliche Behausungen quasi als Kunstfelsen. Als Koloniebrüter bauen sie meist vier bis fünf Nester in enger Nachbarschaft.

Bundesweit ist seit Jahren ein besorgniserregender Rückgang bei der Zahl der Mehl- und Rauchschwalben zu verzeichnen. Die Gründe hierfür sind vielseitig. Um ihre halbkugelförmigen Nester zu bauen, die aus bis zu tausend Lehmklümpchen bestehen, benötigen beide Arten offene feuchte Lehmkuhlen – doch die gibt es immer seltener, weil der Mensch immer mehr Boden versiegelt. Außerdem mangelt es an geeigneten Brutplätzen.

Für den Nestbau der Rauchschwalben sind offene Stallungen eminent wichtig – doch in unserer Landwirtschaft sind sie zur Rarität geworden.
Mehlschwalben indes finden immer weniger Dachüberstände für ihre Nester. Gelingt es ihnen dennoch, ein Nest zu bauen, kommt es oft zu einem weiteren Problem. Manche Hauseigentümer und Mieter empfinden Schwalbennester als Verschandelung der Fassade; sicherlich trägt die Verkotung der Hauswand dazu bei. Durch das Anbringen sogenannter Kotbretter unter den Nestern lässt sich diese jedoch in Grenzen halten. Das Umweltschutzamt, unterstützt vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) berät hierzu gerne.

Wichtig ist, dass das Brett 20-25 cm tief und mind. 40 cm unterhalb des Nestes angebracht ist. Die Montage eines schrägen Brettes unterhalb des Kotbretts verhindert, dass sich Mehlschwalben am Kotbrett selbst ansiedeln. Einmal jährlich, nach der jeweiligen Brut- und Aufzuchtszeit, sollten Kotbretter gereinigt werden. In der Regel haben Schwalben ein bis zwei Bruten pro Jahr, bevor sie ihre Brutgebiete im September wieder verlassen. Nester werden also nur saisonal genutzt. Allerdings sind Mehlschwalben sehr standortstreu und suchen im folgenden Jahr gerne den Nistplatz des Vorjahres auf.

Wer Nester abschlägt oder Mehlschwalben gezielt am Nestbau hindert, handelt rechtswidrig: Laut Bundesnaturschutzgesetz sind Schwalben geschützt (BNatSchG, § 44). Hiernach ist es verboten, Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Schwalben als „besonders geschützte“ Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Dies gilt auch für unbelegte Nester. Weiterhin ist es nicht erlaubt, Tiere beim Nestbau erheblich zu stören oder zu vertreiben. Zuwiderhandlungen stellen eine Ordnungswidrigkeit dar und können mit Bußgeld bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

Gerade Neubaugebiete (z.B. Rieselfeld), Ortsteile am Stadtrand (Ebnet, St. Georgen, Hochdorf usw.) oder am Tuniberg werden von Mehlschwalben häufig zum Nestbau aufgesucht. Hier hat das Umweltschutzamt in den vergangenen Jahren für die Anbringung von Nistkästen an den dortigen Schulen gesorgt. Zudem fordert das Amt, wo es sich anbietet, als Ausgleich für Baumaßnahmen die Anlage von Lehmkuhlen. Schwalben kündigen uns nicht nur den Sommer an, sie sind auch wichtige Schädlingsbekämpfer. So kann eine Schwalbenfamilie innerhalb einer Brutzeit 250.000 Stechmücken, Fliegen und andere Insekten verzehren. Deshalb sollte ihr Nestbau nicht nur toleriert, sondern sogar begrüßt werden.

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