„Sciopero degli ombrelloni“ – der Sonnenschirm-Streik

In Italien sind die (eigentlich illegalen) Betreiber von Privatstränden sauer. Und daher kommt es heute zu einem ersten „Sonnenschirm-Streik“.

Im Süden Italiens, wie der wunderschönen Region Basilicata, gibt es noch richtig unberührte Strände. Ohne Streik. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Eigentlich dürfte es in Italien gar keine Privatstrände geben, denn die Küste gehört dem Staat und damit allen Italienern. Doch in praktisch allen Touristen-Hochburgen gibt es endlose Reihen von Liegestühlen und Sonnenschirmen, deren Tagesgebühren bei rund 30 € liegen, wobei es an besonders schönen Stellen wie der umwerfenden Amalfi-Küste auch schon mal ein paar Hundert Euro sein dürfen, Drinks inbegriffen.

Hintergrund des „Sonnenschirm-Streiks“ ist eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2006, um deren Anwendung sich die verschiedenen italienischen Regierungen seitdem herumgemogelt haben. Denn aufgrund des Umstands, dass die Küste allen gehört, müssten die Verpachtungen der insgesamt über 7200 Privatabschnitte regelmäßig neu ausgeschrieben werden, was allerdings noch nie der Fall war. Und wieder einmal sind wir mitten im italienischen „il sistema“, denn an diesen Strandabschnitten wird richtig viel Geld verdient, vieles davon an der Steuer vorbeigeleitet und vieles geht unter dem Tisch an die lokalen Politiker, so dass eigentlich alle ordentlich an diesen „Sonnenschirm-Gebühren“ verdienen.

Dass sich die Betreiber gegen die Ausschreibung ihrer sommerlichen Pfründe wehren und dabei auch von der Lokalpolitik unterstützt werden, wundert niemanden. Doch dass sich das nun ändern soll, treibt die Strandbetreiber auf die Palme. So gibt es am heutigen Freitag erst einmal für 2,5 Stunden Sonne satt an den italienischen Küsten, aber keine Sonnenschirme. Da kann man nur Lichtschutzfaktor 50 empfehlen…

Doch dieser Streik könnte sich weiter intensivieren. Sollte sich Regierungschefin Giorgia Meloni nicht auf die Strandbetreiber zubewegen, ist für Mitte des Monats ein halber Tag „Strandstreik“ angekündigt, für Ende des Monats gar ein ganzer Tag der geschlossenen Strände.

Allerdings gibt es noch eine andere Option, nämlich die größten Touristenzentren um umfahren und seinen Urlaub eher in etwas abgelegeneren Gegenden wie Süd-Apulien oder Basilicata zu verbringen. Dort herrschen an vielen schönen Stränden noch andere Sitten, wechseln sich Liegestuhl- und Sonnenschirm-Batterien mit unberührten Strandabschnitten ab und man kann das Meer hier auch ohne teure Gebühren genießen.

Ob es eine Einigung zwischen den Strandpächtern, dem italienischen Staat und der EU geben wird, ist fraglich. Man darf gespannt sein, bis wohin der „Sonnenschirm-Streik“ noch eskaliert.

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