Sie wollen am Wochenende auf die Weihnachtsmärkte im Elsass?

… dann sollten Sie diesen wohlmeinenden Tipp beherzigen: Vergessen Sie’s! Denn die sanitären Umstände auf den meisten großen Weihnachtsmärkten im Elsass sind kritisch.

Das Einhalten sanitärer Regeln ist unter diesen Umständen schlicht nicht möglich. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – In „normalen“ Jahren würde dieser Artikel ganz anders ausfallen, mit einer Einladung, die normalerweise schönen und stimmungsvollen Weihnachtsmärkte im Elsass zu besuchen. Doch dieses Jahr ist alles anders (wie schon im letzten Jahr, als der Weihnachtsmarkt ausfallen musste). Zwar wird Präsident Macron nicht müde, seinen Landsleuten ein „normales“ Weihnachtsfest in Aussicht zu stellen, doch das wird es nicht geben. Trotz vieler präziser Warnungen, unter anderem auf Eurojournalist(e), dass die 5. Welle ins Elsass und damit nach Frankreich schwappt, zog man es vor, sich selbst für das „tolle Management“ der Krise zu beglückwünschen, statt rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

Nach zwei Wochenende des Straßburger Weihnachtsmarkts, dessen Verfechter immer wieder betonen, wie sicher doch alles an der frischen Luft sei, muss man feststellen, dass die Regeln, die von der Präfektur erlassen wurden, nicht eingehalten werden. Angesichts der Menschenmassen, die sich durch die Alleen des ältesten Weihnachtsmarkts der Welt drängen, ist logisch, dass soziale Abstände beim besten Willen nicht einzuhalten sind. Wie will man Abstand halten, wenn man eng zusammengepresst steht, wie Sardinen in der Dose? Dazu kommt, dass rund 10 bis 20 % der Besucher augenscheinlich davon ausgehen, dass die Maskenpflicht nur für die anderen gilt. Etliche „Helden“ verzichten gleich ganz auf die Maske, viele andere tragen sie unter der Nase oder unter dem Kinn. Dazu scheinen ebenfalls viele Besucher zu meinen, dass das Verbot des Verzehrs von Speisen und Getränken in den Alleen des Weihnachtsmarkts ebenfalls „optional“ ist, denn sie halten sich nicht daran. Und die Polizei, sehr zahlreich auf dem Markt vertreten, scheint sich nicht sonderlich darum zu kümmern, dass diese sorglosen Besucher gerade dabei sind, die pandemische Lage deutlich zu verschlechtern.

Und was machen die Präfektur und die Stadt, in einer Woche, in der die Inzidenz im Departement Bas-Rhin von 250 auf über 600 geschossen ist? Sie führen die Kontrolle des Sanitär-Passes auf dem Schlossplatz an der Kathedrale ein. Toll. Viel weniger kann man wirklich nicht machen, zumal damit lediglich 3 der 14 dezentral organisierten Plätze des Weihnachtsmarkts eine solche Kontrolle vorsehen. Dazu kommt, dass der Sanitär-Pass nur sehr begrenzt darüber Aufschluss bietet, ob eine Person aktuell infiziert ist oder nicht und dass inzwischen sehr viele gefälschte Impfpässe genutzt werden. Kurz – diese auf drei Plätze beschränkte Maßnahme bringt – nichts.

Eine Schließung dieses Weihnachtsmarkts wie in Freiburg wäre richtig gewesen, eine radikale Begrenzung der Anzahl Besucher oder auch eine Formatänderung wären möglich gewesen. So hätte man die Stände schließen und abbauen, und den Einzelhändlern der Innenstadt erlauben können, vor ihren Geschäften auch Glühwein und kleinere Spezialitäten anzubieten. Auf einem derart entzerrten Weihnachtsmarkt wäre das Einhalten der sozialen Abstände möglich gewesen, doch all das sind Überlegungen, auf die man in Straßburg lieber verzichtet. Lieber spielt man „Normalität“, bevor dann in absehbarer Zeit angesichts der weiter explodierenden Inzidenz viel schärfere Maßnahmen getroffen werden müssen.

Von einer Inzidenz von 250 auf über 600 in wenigen Tagen – und die Verantwortlichen wollen das nicht zur Kenntnis nehmen. Die Krankenhäuser im Elsass platzen aus allen Nähten und haben den Notfallplan „Plan Blanc“ aktiviert. Auch das scheint die Verantwortlichen nicht sonderlich zu beunruhigen. Der Weihnachtsmarkt muss durchgezogen werden, koste es, was es wolle. Der Preis, den diese Haltung kostet, ist die Volksgesundheit, denn nach zwei katastrophalen Wochenenden könnte man auch auf Ebene der Verwaltung und der Politik erkennen, dass die Aufforderungen an die Besucher des Weihnachtsmarkts zu „zivilisiertem Verhalten“ nicht mehr als ein frommer Wunsch sind, der in der Praxis nicht umgesetzt werden kann.

Doch diese Pandemie tut nicht etwa das, was Paris dekretiert, sondern sie entwickelt sich mit ihrer „5. Welle‘ völlig vorherbar so, wie sie seit fast drei Wochen von Ost nach West quer durch Europa schwappt. Die einzigen, die das nicht wahrhaben und erkennen wollen, sind diejenigen, die in Frankreich über Maßnahmen zu entscheiden haben.

Angesichts der Unvernunft der französischen Behörden laden wir Sie dieses Jahr ein, auf einen Besuch der großen elsässischen Weihnachtsmärkte zu verzichten, es sei denn, Sie wollen der Mobilität dieses Virus am Oberrhein Vorschub leisten. Es gibt noch zahlreiche kleinere Weihnachtsmärkte im Elsass, in den hübschen Dörfern des Vogesen-Vorlands und diese lohnen auch einen Besuch, vor allem, wenn es dort möglich ist, die sanitären Vorgaben einzuhalten. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass am kommenden Wochenende ein Riesenauftrieb in Straßburg herrschen wird, mit verschiedenen Demonstrationen und erneut Zehntausenden Besuchern, die sich dicht an dicht durch die Innenstadt schieben werden und dabei dafür sorgen, dass sich dieses Virus munter zwischen den Rheinufern weiter verbreiten kann. Werden Sie nicht aktiver Teil dieser Infektionsketten, denn ob Sie nun geimpft, genesen oder getestet sind, Sie können ungewollt das Virus entweder ins Elsass mitbringen oder aber, es aus dem Elsass mit nachhause nehmen.

Setzen wir also unsere Hoffnungen auf das Jahr 2022 und verzichten wir dieses Jahr darauf, bei diesem kommerziellen Treiben mitzumachen, unter völliger Missachtung der pandemischen Entwicklung. Das ist zwar schade, aber sollte niemanden daran hindern, trotzdem eine gute Adventszeit zu verbringen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste