So bewerten die Deutschen den Ukraine-Krieg

Eine Umfrage des Instituts Forsa zeigt, dass eine große Mehrheit der Deutschen Umfrage die Ukraine-Politik von Bundeskanzler Olaf Scholz für richtig hält.

Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich ein Kriegsende durch Verhandlungen. Foto: Kwh 1050 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Eine Forsa-Umfrage zum Thema des Ukraine-Kriegs hat einige überraschende Ergebnisse gezeigt. Es sieht so aus, dass die Vernunft in der deutschen Bevölkerung noch die Oberhand hat und dass die Kriegstreiberei nicht allzu sehr geschätzt wird. Schade, dass der Kurs des Bundeskanzlers nicht Gegenstand einer europäischen Debatte und eines europäischen Verhaltens ist. Dem ukrainischen Botschafter in Berlin wird diese Umfrage ebenso wenig gefallen wie den Grünen, deren Außenministerin Annalena Baerbock bereits die „Kriegsmüdigkeit“ in Deutschland unangenehm aufstößt. Wieder einmal scheint es so zu sein, dass die Bevölkerung mehr Schwarmintelligenz an den Tag legt als einige der Regierenden.

Die Zahlen. Der auf internationaler Bühne und vor allem von der ukrainischen Regierung permanent kritisierte und beleidigte Bundeskanzler Olaf Scholz kann sich trösten – seine Bevölkerung steht hinter ihm! Überraschende 68 % der Befragten befürworten Scholz‘ überlegten Kurs. Diese Zahl wird ebenfalls dadurch gestützt, dass nur 25 % der Befragten der Ansicht sind, dass der Ukraine-Krieg militärisch gewonnen werden kann. Das steht in krassem Gegensatz zu den politischen Erklärungen der Ukraine, aber auch von Mitgliedern der Bundesregierung, die nach wie vor behaupten, bis Ende des Jahres die russische Armee aus der Ukraine vertrieben haben zu können, wenn die Ukraine nur genügend schwere Waffen und Geld erhält. Doch anders als die hohe Politik scheinen die befragten Bürgerinnen und Bürger die Nachrichten zu verfolgen und zu sehen, dass die Ukraine gerade von der russischen Armee überrollt wird.

Folglich sind 83 % der Befragten der Ansicht, dass der Austausch mit Putin weiter wichtig sei, auch, wenn einige osteuropäische Staaten Scholz und den französischen Präsidenten Macron heftig dafür kritisieren, dass diese den Dialog mit dem Kreml-Fürsten ausrecht erhalten. Denn 68 % der befragten Bundesbürger sind der Überzeugung, dass dieser Krieg nur durch Diplomatie und Verhandlungen beendet werden kann, und nicht etwa durch weitere Gemetzel.

Diese Forsa-Umfrage ist in der Tat interessant und die Bundesregierung sollte entsprechende Schlüsse ziehen. Das Sieges- und Kriegsgeheule der Mächtigen steht in scharfem Kontrast zur Ansicht einer Mehrheit, die das Ende dieses Krieges eben nicht auf dem Schlachtfeld sieht, sondern am Verhandlungstisch. Dies sollten diejenigen Politiker berücksichtigen, die mit erhöhtem Puls von militärischen Siegen und Erfolgen schwadronieren, während die Ukraine vernichtet und die Ukrainer getötet werden. Und das scheint der deutschen Bevölkerung weitaus weniger zu gefallen als einigen politisch Verantwortlichen, denen in der ganzen Aufregung um diesen Krieg ein Begriff aus dem Wortschatz abhandengekommen ist: Frieden. Ein gutes Zeichen, dass man sich wenigstens noch in der Bevölkerung an diesen Begriff erinnert.

4 Kommentare zu So bewerten die Deutschen den Ukraine-Krieg

  1. Ich habe in der offiziellen deutschen Politik keinen gesehen, der über militärische Erfolge schwadroniert. Mit ihrer Aussage, alle seien Kriegstreiber, haben Sie eine sehr individuelle Wahrnehmung.

    Seit der Amtszeit von Frau Merkel gibt es in der deutschen Sprache das Verb “merkeln”. Es steht für lavieren, unentschlossen sein, auf Sicht fahren, nicht klar Position bezuehen, kein Standing zeigen, getrieben werden.

    Was auch immer Forsa so schreibt, 3 Landtagswahlen zeigen den Willen der Bevölkerung deutlich. Weitere werden folgen. Scholz sollte sich überlegen, ob er weiter merkeln will oder ob er deutlich Position bezieht, wie auch immer diese ist.

    • Na ja, dann sollten Sie bei Baerbock, Habeck und Hofreiter genauer zuhören. Das, was man Scholz vorwirft, ist ein überlegtes Vorgehen, in Abstimmung mit den europäischen Partnern. Aber “überlegt vorgehen”, statt die Welt mit Hurra!-Geschrei in den III. Weltkrieg zu treiben, das bringt heute keine gute Presse mehr. In einer Zeit, in der Politiker Friedens-Demonstranten als “Friedens-Terroristen” verunglimpfen, wundert einen nichts mehr. Und eine Forsa-Umfrage einfach als Quatsch abzutun, weil einem die Ergebnisse nicht passen…

  2. Nein, da unterstellen Sie mir etwas. Es geht in anderen Worten um Verbindlichkeit. Scholz handelt nicht überlegt,er laviert (und handelt eben nicht).

    • Da werden wir unbedingt einer Meinung sein. Deutschland und viele andere Länder handeln, helfen, unterstützen. Natürlich nicht genau so, wie die Ukraine das gerne hätte. Doch kann ich verstehen, dass Scholz eine europäische Vorgehensweise sucht, statt sich von den Kriegsparteien in einen Krieg Russland – NATO ziehen zu lassen. Dass die Ukraine gerne hätte, dass die NATO-Staaten in die Ukraine kommen, die Russen aus dem Land jagen und idealerweise den Kreml unschädlich machen, ist ebenso nachvollziehbar wie unrealistisch. Was erwarten Sie denn von Scholz? Dass er die Bundeswehr in den Donbass schickt, zusammen mit der kompletten Ausrüstung der Bundeswehr? Deutschland hat bisher fast 400.000 ukrainische Flüchtlinge unter fast optimalen Bedingungen aufgenommmen, auch, wenn Herr Melnyk meint, dass die Aufnahme menschenunwürdig sei. Ich persönlich bin Scholz dankbar dafür, dass er Deutschland nicht blind in den III. Weltkrieg schickt. In einer solchen Situation ist Überlegen nicht Lavieren, sondern so zu handeln, dass er, wie auch sein Amtseid leistet, Schaden vom deutschen Volk abwendet. Andere Staatschefs können das gerade nicht von sich behaupten. Aber unterstellen wollten wir Ihnen nichts…

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