So richtig merken sie es immer noch nicht…

François Hollande und sein Premierminister eilen von Rekord zu Rekord– in der Ablehnung durch die Franzosen. Und immer noch meinen sie, dass sie alles richtig machen? Borniertheit ist dafür ein schwacher Begriff…

Premierminister Manuel Valls wird inzwischen von den Franzosen genauso abgelehnt wie Präsident Hollande. Doch merken das beide immer noch nicht. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Es ist schon seltsam. Noch nie in der Geschichte der V. Französischen Republik waren ein Präsident und sein Premierminister unbeliebter als François Hollande und Manuel Valls. Und obwohl sich ihre Zustimmungswerte inzwischen im Bereich von Splittergruppen bewegen, beharrt François Hollande darauf, dass es „Frankreich seit 2012 besser geht“ und Manuel Valls boxt gegen den Widerstand des ganzen Landes das ungeliebte neue Arbeitsgesetz durch – wobei er wohl immer noch denkt, dass er Recht und sein ganzes Land Unrecht hat. Das Erwachen der Sozialisten 2017 wird bitter werden.

Vor einigen Monaten lag Premierminister Manuel Valls mit einer Zustimmung von 39 % der Franzosen noch relativ gut im Rennen und nährte dabei Ambitionen, seinen Chef als möglicher Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2017 zu beerben. Das kann er inzwischen getrost abhaken, denn er ist auf der Jagd nach dem historischen Rekord von François Hollande – mit dem sind inzwischen nur noch ganze 15 % zufrieden, was im Umkehrschluss bedeutet, dass 5 von 6 Franzosen nichts mehr von einem Präsidenten François Hollande wissen wollen. Und Manuel Valls liegt nur noch knapp dahinter. Sein Zustimmungswert ist auf 22 % gesunken, wie eine Umfrage des Magazins „JDD“ zeigt. Und dennoch – weder Hollande noch Valls hinterfragen ihre Arbeit und man denkt unwillkürlich an dieses denkwürdige Finale von Roland Garros 1988, als der Franzose Henri Leconte vom Schweden Mats Wilander in drei Sätzen vom Platz gefegt wurde und sich danach mit den trotzigen Worten „Sie haben mein Tennis eben nicht verstanden“ ans Publikum wandte.

Die Welt von François Hollande und Manuel Valls muss wunderbar sein. Immerhin sind sie die letzten, die das Gefühl haben, dass in Frankreich alles in Ordnung sei. Für den Rest der Franzosen ist gerade gar nichts mehr in Ordnung. Sinnlose Gewalt erobert die Straßen der Städte, gewalttätige Schläger liefern sich Schlachten mit überforderten Polizeibeamten, Parteibüros werden verwüstet und das Land steht mitten in einer Streikwelle, die sich in diesen Tagen weiter ausdehnen wird. In dem Chaos, das die traditionellen Parteien anrichten marschiert weiter der rechtsextreme Front National, die Fraktion der Grünen im Parlament hat sich erst zerstritten und dann aufgelöst, jede Woche werden neue Parteien, Gruppierungen und Initiativen von Politikern gegründet, die wie Ratten das sinkende Schiff ihre Parteien verlassen, aber François Hollande und Manuel Valls sind der Ansicht, dass es „Frankreich besser geht“.

Wie sagte der große und viel zu früh verstorbene französische Humorist Coluche? „Es geht Frankreich in der Tat besser. Nicht besser als letztes Jahr, aber immerhin besser als nächstes Jahr“…

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