So, und jetzt alle ‘raus ins Freie!

2 Juni 2020 – in Frankreich beginnt die Phase II der Lockerung des Lockdowns. Ab sofort ist wieder (fast) alles möglich und der gute Verlauf dieser Lockerungen hängt vom Verhalten der Menschen ab.

In wenigen Minuten startet der Run auf die besten Plätze auf den Terrassen... Abstand halten, Masken tragen! Foto: Reptonix free Creative Commons licensed photos / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Diesen Tag werden sich viele Französinnen und Franzosen in rot auf dem Kalender anstreichen, denn ab heute setzt wieder so etwas wie ein „normales Leben“ in Frankreich ein. Terrassen und Cafés öffnen wieder, die Restaurants dürfen wieder eröffnen und die Reisebegrenzung auf 100 km um den Wohnort herum wird auch wieder aufgehoben. Alles in Ordnung? Corona-Krise endlich vorbei? Weit gefehlt. Um das Wiederaufflammen dieser sanitären Krise zu verhindern, müssten sich alle an bestimmte Grundregeln halten. Doch ob die Menschen dies tun werden, ist mehr als fraglich.

Es ist ein wenig so, als hätten die Regierungen in Frankreich und in Deutschland die Covid-19-Krise für beendet erklärt. Gewiss, Angela Merkel, Jens Spahn, Olivier Véran und Edouard Philippe haben eindringlich darauf hingewiesen, dass diese Krise alles andere als vorbei ist, doch hat man das Gefühl, als würde ihnen niemand mehr zuhören. Nach fast drei Monaten des Eingesperrtseins wollen die Franzosen und Französinnen jetzt nur noch eines – ‘raus in die Natur, ‘raus in die Innenstädte, Freunde und Bekannte treffen und den Frühsommer so genießen, wie man ihn immer genießt. Und da die bislang strengen und kontrollierten sanitären Maßnahmen nunmehr keine Pflicht, sondern eine „Empfehlung“ sind, steht zu befürchten, dass sich nicht sehr viele Zeitgenoss*innen daran halten werden.

In Deutschland hat man in den letzten Tagen das Auftreten neuer Cluster beobachtet, bei Gottesdiensten, in Schlachthöfen, bei Familienfeiern und anderen Gelegenheiten. Die Reproduktionsrate, die Auskunft darüber gibt, wie viele Menschen ein mit dem Virus infizierter Patient ansteckt, ist wieder über die Grenze von 1,0 geklettert und man kann feststellen, dass dieses SARS-CoV-2-Virus nach wie vor aktiv ist und sich blitzschnell verbreitet, sobald es dazu die Gelegenheit hat. Dies ist besonders in geschlossenen Räumen der Fall, denn zu den wenigen Dingen, die man über dieses Virus weiß, ist die Verbreitung über Aerosole, also Mikrotröpfchen, die in der Luft schweben und daher extrem schnell das Virus verbreiten können. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Lockerung aller Maßnahmen tatsächlich zurück zu einer seltsamen Normalität oder hin zu einer neuen Welle des Virus führen werden.

Dass sich die Menschen wünschen, dass dieser Albtraum vorbei sein möge, ist verständlich und normal. Dennoch kann man es nicht oft genug wiederholen – tragt Masken, haltet Abstand, achtet auf Hygiene. Für Euch und die anderen. Denn mit mittlerweile 370.000 Toten und weltweit über 6 Millionen Infizierten ist dieses Virus alles andere als ein „Grippchen“, wie uns vollmundig von Komplotisten aller Couleur mitgeteilt wird. Wer immer noch glaubt, dass dieses Virus harmlos sei, der möge sich die Bilder aus den Reanimations-Abteilungen in den Krankenhäusern der Lombardei oder des Elsass anschauen – dort sah und sieht man, was dieses „Grippchen“ anrichtet.

Nun sollen sich alle erst einmal an den wiedergefundenen Freiheiten erfreuen, aber bitte, ohne dabei durchzudrehen und die extrem wichtigen sanitären Empfehlungen zu ignorieren. Diese einzuhalten wird für den weiteren Verlauf dieser sanitären Krise entscheidend sein.

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