So wird es nichts mit dem Schutz der Weltmeere

Eigentlich sind Plastiktüten verboten. Doch einige große Handels-Ketten haben einen Weg gefunden, weiterhin Plastiktüten unters Volk zu bringen.

Na klasse, einige Handelsketten haben einen Weg gefunden, das Verbot von Plastiktüten zu umgehen. Foto: dronepicr / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Das war eine richtungsweisende, ökologische Entscheidung zum Schutz der Ozeane. Seit dem 1. Januar 2022 dürfen in den Lebensmittel-Geschäften (und anderen Läden) keine Plastiktüten mehr verkauft werden. Eine Maßnahme, die dem Schutz der Ozeane dienen soll, in denen Plastikabfälle Jahrhunderte lang die Ökosysteme vergiften und Meerestiere töten und das Plastik über die Nahrungskette wieder in die Bäuche der Menschen bringen. Klasse, doch die Sache hat einen Haken. Die Lebensmittel-Ketten haben einen Weg gefunden, ihren Kunden weiterhin und trotz Verbot Plastiktüten mit auf den Weg zu geben. So lange es akzeptiert wird, dass man findig Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz aushebelt, sind wohl alle Engagements für eine gesündere Umwelt Augenwischerei.

Laut einer Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bieten 6 der 13 größten Lebensmittel- und Drogerieketten immer noch Plastiktüten an und das, trotz Verbot, ganz legal. Denn der Gesetzgeber hat einen Fehler gemacht. Das Verbot von Plastiktüten bezieht sich nämlich lediglich auf Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 49 Mikrometern, was dazu führt, dass viele Ketten heute eben Plastiktüten mit einer Wandstärke zwischen 50 und 60 Mikrometern anbieten. Und diese kurzerhand als „Mehrwegtüten“ deklarieren, um diesem Umgehen einer Umweltschutz-Maßnahme auch noch einen „grünen“ Anstrich zu geben. Und das Ganze funktioniert – 54 dieser Plastiktüten trägt der deutsche Verbraucher durchschnittlich im Jahr nach Hause.

Nicht nur, dass es geradezu jämmerlich ist, dass solche Umweltschutz-Maßnahmen kaltlächelnd unterlaufen werden, dazu machen es diese Ketten sogar noch schlimmer, denn logischerweise ist die Dauer des Abbaus dieser Tüten im Meer länger als bei dünnwandigeren Plastiktüten.

Das Argument der Ketten lautet, dass die Kunden auch weiterhin nach Plastiktüten verlangen und dass man ja per Aufdruck darauf hinweist, dass diese Tüten mehrfach genutzt werden können. Doch das ist „Greenwashing“ in Reinkultur.

Das Beispiel, das diese Ketten geben, ist verheerend. Während man an allen Stellen versucht, die Menschen zu einem ökologischeren Verhalten zu animieren, beispielsweise durch das 9-Euro-Ticket, mit dem nachhaltig die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und ein gesellschaftliches Umdenken gefördert wird, zeigen diese Ketten, dass es ganz einfach ist, legale Schlupflöcher zu nutzen, um Maßnahmen des Umweltschutzes zu unterlaufen. Denn immerhin, wenn es um Geld und Kundenbindung geht, ist Umweltschutz egal.

Der einzige Weg, hier entgegenzusteuern, führt über die Verbraucher und Verbraucherinnen. Zum Glück gibt es zahlreiche Alternativen zum Einkaufen und niemand ist gezwungen, seine Einkäufe weiterhin dort zu tätigen, wo man die Zukunft der Weltmeere und damit dieses Planeten mit Füssen tritt. Laut DUH bieten folgende Ketten diese „Mehrweg-Plastiktüten“ an: Edeka, Netto, Norma, Müller und Rossmann. Da könnte man sich ja mal dran erinnern, wenn man den nächsten Einkauf plant… in der Hoffnung, dass es demnächst eine europäische Regelung gibt, die ein solches Getrickse ausschließt.

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