Soll man lachen oder weinen?

Der „Brexit“, der ohnehin schon nicht das schlauste Projekt ist, das sich die Briten haben einfallen lassen, wird immer mehr zur Farce. Theresa May sollte in Rente gehen.

Wenn Theresa May fertig sein wird, wird nicht mehr viel vom Vereinigten Königreich übrig sein. Foto: DonkeyHotey / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Es wird immer klarer, dass Großbritannien NICHT zum 31. März aus der EU aussteigen wird. Planlos reiste die britische Regierungschefin zwischen London und Brüssel hin und her, erzählt wirre Dinge, redet sich selbst Mut zu und verspricht Dinge, von denen jeder weiß, dass sie diese nicht halten kann. Schritt 1 zum Ende dieses Albtraums wird eine Verschiebung des „Brexit“-Datums sein, denn bis zum 31. März 2019, dem Stichtag des Ausstiegs, wird nichts geklärt sein. Inzwischen hat auch die britische Opposition begriffen, dass der „Brexit“ ein Thema für sie sein könnte.

Die ganze Angelegenheit nimmt pathetische Züge an, eine echtes Shakespeare-Drama. Die Stimmung auf der Insel ist längst gekippt und irgendwie findet die britische Regierung nicht den Weg aus dieser Geschichte heraus. Und die EU ist kaum bereit, der hektischen Theresa May irgendwelche weiteren Zugeständnisse zu machen, warum auch?

Theresa May ist wohl die letzte Britin (zusammen mit Boris Johnson und Nigel Farage, zwei Politikern, die ebenso ihren Platz bei den Monty Pythons haben könnten), die ernsthaft für den „Brexit“ ist. Nachdem inzwischen klar ist, dass die Verfechter des „Brexit“ seit Beginn der Kampagne gelogen und die Briten mit „Fake News“ gefüttert haben, verstehen die Briten mehrheitlich, dass der „Brexit“ zu nichts anderem führen kann als zur wirtschaftlichen und politischen Isolation – und damit zu einer unüberschaubaren Krise für das Vereinigte Königreich.

Auftritt Jeremy Corbyn. Der Labour-Chef und Oppositionsführer, der es bislang nicht geschafft hatte, sich zum Sprecher der „Brexit“-Gegner zu machen, ist plötzlich bereit, sich für ein zweites Referendum einzusetzen, bei dem die Briten erneut über die Frage abstimmen sollen, ob sie die EU verlassen wollen oder nicht. Überzeugend klingt das nicht, denn bis jetzt hatte es Corbyn vermieden, eine klare Position zu der Frage zu beziehen. Als politischer Opportunist hat er bis zum letzten Moment gewartet, wie sich die Stimmung im Land entwickelt und wird nun aktiv. Doch sein langes Zögern, mit dem er die britische Insel ebenso gefährdet hat wie Theresa May, disqualifiziert ihn eigentlich als neuen „Hoffnungsträger“ für die britische Einheit.

Nun sieht es so aus, als solle der „Brexit“ erst einmal verschoben werden. Klasse. Das ist schon mal besser, als ihn hektisch durchzuziehen. Doch keine der zentralen Fragen ist geklärt und das werden diese Fragen auch nicht in den nächsten Monaten – denn der Rest der EU ist ab sofort mit dem Wahlkampf für die Europawahl beschäftigt. Und Frau May muss verstehen, dass sich die 500 Millionen Europäerinnen und Europäer jetzt um ihre politische Zukunft kümmern müssen und nicht die ganze europäische Aufmerksamkeit von den Briten monopolisiert werden kann, zumal diese ja auch gar nicht mehr an einer gemeinsamen europäischen Zukunft mitarbeiten wollen.

Theresa May hat ihr Land in eine Situation manövriert, in der es nicht mehr vorwärts und nur schwer rückwärts weitergehen kann. Auch, wenn die Motivationen von Jeremy Corbyn eher opportunistischer Natur sind, muss seine aktuelle Position nach Kräften unterstützt werden – ein zweites Referendum ist tatsächlich der beste Weg, diesen kollektiven Wahnsinn zu stoppen. Aber ob Theresa May dabei mitmacht?

Die Zeit drängt. Und die Briten werden sich entscheiden müssen – so oder so.

1 Kommentar zu Soll man lachen oder weinen?

  1. Denken Sie wirklich, dass ein zweites Referendum diesen unsäglichen Quatsch stoppen wird? Eigentlich sollte man die Briten aus der EU und dem Binnenmarkt rauswerfen. Einfach deshalb, dass der Rest sich dann weiterentwickeln kann.

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