Sozialneid im Sport – Beispiel Oldtimer-Rallye

Sollten Sportarten, bei denen es darum geht, seinen sozialen Erfolg zur Schau zu stellen, nicht endlich ins olympische Programm aufgenommen werden?

Bei der "Schwarzwald-Klassik" waren sündhaft teure und trotzdem scharfe Autos am Start... Foto: Kai Littmann

(KL) – Oldtimer-Rallyes haben immer etwas Aristokratisches an sich, eine Atmosphäre, die nach Picknick mit Karodecke und Weidenkörbchen und kühlem Corbières zu Trüffelpastetchen riecht, nach Mottenkugeln im alten Eichenschrank, ein wenig so, wie es der begeisterte Sportfans auch vom Polo her kennt. Bei der Oldtimer-Rallye scheinen die Fahrzeuge und viele ihrer Lenker aus einer Zeit zu stammen, in der Probleme unter der wuchtigen Motorhaube noch mit Öl, Schweiß und Fachkenntnis behoben und nicht über eine RS-323-Schnittstelle ausgelesen wurden.

Oldtimer-Rallyes bedienen ziemlich viele Klischees. Angesichts der Tatsache, dass es sich beim Fahren von Oldtimer-Rallyes um einen Sport handelt, dessen Sportgerät im Vergleich zu anderen Sportarten relativ teuer ist, sind auch viele der Fahrer ebenso Unikate wie ihre Fahrzeuge. Da rollt der ältere, eine teure Lederjacke und Ray Ban tragende Millionär nebst Gattin heran, deren sonnengegerbte Haut (Florida oder Sonnenbank?) mit jedem Meter, den sie näher rollen, drei Jahre älter aussieht; da ist der verschmitzte, aber irgendwie begüterte Althippie mit gezwirbeltem Schnurrbart, dem man jede Stunde des Schraubens an Vergaser oder Lenkstange abnimmt; da ist der fidele Herrenclub, in dem jeder sein vierrädriges Schätzchen dabei hat, lässig, gepflegt und mit Lederhandschuhen. Why not.

Man spürt es förmlich in der Luft, ja, selbst in der verregneten Luft am Samstag in Freiburg, beim Start der Etappe – da müssen auch Blaublütige mit am Start sein! Das ist alles so edel (Mahagoni-Armaturen im alten Bentley…!), so britisch, so Landpartie und diskreter Charme, da sollte man doch mal über die Aufnahme in die olympische Familie nachdenken. Denn seit Segeln zu einer ernsthaften olympischen Sportart wurde, in der echte Topsportler an den Start gehen, gibt es keine Medaillen für Prinzen und Könige mehr. Die Oldtimer-Rallye könnte das im olympischen Programm ändern und dafür sorgen, dass auch aus den Adelsgeschlechtern wieder Gelder an die olympische Bewegung fließen. Sollte man mal drüber nachdenken.

Aber genug der Klischees. Denn Oldtimer-Rallye ist auch noch etwas anderes. Nämlich affenscharfe Autos, an denen man sich gar nicht statt sehen kann. Alter Rennwagen, mit denen Geschichte geschrieben wurde, bullige Limousinen, in denen bestimmt schon gekrönte Häupter saßen, sogar ein Käfer mit Bretzel-Heckscheibe rollt vorbei, giftige alte Sportwagen, wie man sie von Tony Curtis und Roger Moore kennt – und ja, die Dinger sind wirklich ein Hingucker. Sozialneid hin, Sozialneid her: Es macht richtig Spaß, sich diese Autos anzuschauen, da erwacht das Kind im Mann. Und plötzlich sind auch die Motorsportler eigentlich ganz nett. Ehe man sich umgeschaut hat, ist man schon Fan dieser wunderbaren Sportart geworden. Oldtime-Rallye. Wer hätte das gedacht?

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1 Kommentar zu Sozialneid im Sport – Beispiel Oldtimer-Rallye

  1. Hallo.

    Es gibt eine neue Online Börse für Oldtimerfahrzeuge und Einzelteile.
    Inserate können für Österreich, Deutschland und die Schweiz erstellt werden.

    MfG
    Classic Oldtimer

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