Starke Zahlenwerke

Das französische Statistikamt INSEE hat eine drollige Untersuchung durchgeführt, um den Anteil des Drogenhandels am französischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu ermitteln.

"Also, für 300 € Kokain und für 200 Marihuana, Moment, ich notiere nur schnell..." Foto: Scailyna / François Marius Granet / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Stellen Sie sich vor, es klingelt an Ihrer Haustür und dort stehen zwei unauffällig gekleidete Herren, zeigen einen offiziellen Ausweis vor und stellen Ihnen ein paar Fragen. Zum Beispiel, wie viel Geld Sie im Monat für Kokain und Cannabis ausgeben. Wie bitte? Genau, wie hoch sind die monatlichen Ausgaben Ihres Haushalts für Kokain und Cannabis?

Ganz offensichtlich haben tatsächlich einige der Befragten geantwortet, im blinden Vertrauen darauf, dass ihre Antworten und Angaben anonymisiert ausgewertet und danach ordnungsgemäß gelöscht und nicht etwa anderen Behörden oder Adresshändlern angedient werden. Und aus diesen Antworten, bei denen es schwer fällt, an den Wahrheitsgehalt zu glauben, ergibt sich folgendes Bild: In Frankreich beträgt der Anteil des Drogenhandels am Bruttosozialprodukt 0,1 % oder 2,7 Milliarden Euro pro Jahr. Davon entfallen 1 Milliarde auf den Handel mit Cannabis und 800 Millionen auf den mit Kokain, der Rest teilt sich auf Drogen wie Heroin, Exctasy und andere auf.

Das Statistikamt INSEE stützte sich dabei auf Zahlen einer Behörde, die den etwas sperrigen Namen „Interministerielle Mission des Kampfes gegen Drogen und Suchtverhalten“ trägt. Und diese Zahlen stammen eben von den freiwilligen Angaben von Menschen, die an der Haustür befragt wurden. Doch die einleitende Frage „Nehmen Sie Drogen und wenn ja, wieviel?“ lädt nicht unbedingt zur wahrheitsgemäßen Beantwortung ein. Man muss also davon ausgehen, dass das tatsächliche Volumen des Drogenhandels in Frankreich und damit der Anteil am BIP deutlich höher liegt.

Auf deutscher Seite sind erst gar keine Zahlen verfügbar, obwohl Drogenhandel, Schwarzarbeit, Waffenhandel, Prostitution und andere Dinge seit 2014 nach EU-Vorgaben bei der Berechnung des BIP berücksichtigt werden müssen. Doch offenbar begnügt man sich mit groben und gröbsten Schätzwerten, was immer noch realistischer als die Befragung an der Haustür erscheint. „Wieviel unser Haushalt für Drogen ausgibt? Warten Sie mal… das wären dann 300 € für Kokain und rund 200 € für Cannabis. Soll ich irgendwo unterschreiben?“…

Das Ganze war dann aber so abstrus, dass sich ein Abteilungsleiter des Statistikamts INSEE zu folgendem Kommentar veranlasst sah: „Diese Zahl ist nur eine Schätzung. Es besteht das Risiko, dass diese Schätzung zu niedrig ist. Denn es besteht die Möglichkeit, dass die Haushalte kein Vertrauen in die Fragesteller hatten, die sie kontaktiert haben.“ Mach‘ Sachen…

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