„Stehaufmännchen“ Nicolas Sarkozy ist wieder da!

Beim ersten Wahlgang der Departementswahlen in Frankreich machen es die Franzosen den Italienern nach – und holen einen schon ausgemusterten Präsidenten wieder auf die Bühne.

Den Franzosen scheint es an guten Kandidaten zu mangeln. Wie vielen anderen Ländern auch. Foto: François Goglins / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Das Erfreuliche zuerst – entgegen aller Prognosen stieg die Wahlbeteiligung bei den Departementswahlen in Frankreich um mehr als 6 % im Vergleich zum ersten Wahlgang 2011 – 50,5 % der Franzosen gingen wählen, aber nur, um das Land in ein neues politisches Fiasko zu stürzen. Ähnlich wie die Italiener, die immer und immer wieder für Silvio Berlusconi stimmen, ähnlich wie die Deutschen, die immer und immer wieder Angela Merkel wählen, haben die Franzosen den eigentlich schon aus dem politischen Geschäft ausgeschiedenen früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy zum Sieger dieser Departementswahlen gemacht. Der verhinderte zumindest einen weiteren Anstieg des rechtsextremen Front National, der aber auch zu den Gewinnern dieser Wahl gehört. Einen Verlierer gibt’s auch: Premierminister Manuel Valls.

Valls hatte aus der eigentlich lokalen Wahl eine Art nationale Stimmungswahl gemacht, indem er die Franzosen vor die Frage stellte, ob sie wirklich den rechtsextremen Front National an der Macht sehen wollen. Wollen die Franzosen aber mehrheitlich nicht. Aber Valls wollen sie auch nicht. Weswegen sie sich dafür entschieden haben, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben – angesichts der Schwäche der regierenden PS (die laut den Hochrechnungen bei ungefähr 20 % landen wird), läuft nun alles auf ein Duell zwischen Marine Le Pen (FN) und Nicolas Sarkozy (UMP) bei den Präsidentschaftswahlen 2017 hinaus.

Die UMP, die noch vor wenigen Wochen komplett in den Seilen hing, geht als stärkste Partei aus diesem ersten Wahlgang hervor, dicht gefolgt vom FN, weit dahinter die PS und sowohl der Front de Gauche als auch die Grünen landen weit, weit abgeschlagen im politischen Niemandsland.

Wie man „Skandalnudel“ Sarkozy zum Hoffnungsträger für einen neuerlichen Aufschwung Frankreichs sehen kann, ist ein Rätsel. Doch haben die Franzosen vermutlich weniger FÜR Sarkozy, als vielmehr GEGEN Valls gestimmt – das kurzfristige Umfragehoch der regierenden Sozialisten nach den Attentaten von Paris ist längst wieder abgetaut. Insofern blieb denjenigen Franzosen, die einen weiteren Durchmarsch des Front National verhindern wollten, nicht viel anderes übrig, als die UMP zur stärksten Partei zu machen.

Was Manuel Valls wohl instinktiv verstanden hatte, als er wenige Minuten nach der ersten Hochrechnung vor die Kameras trat. Und seine Landsleute aufrief, in den Stichwahlen am nächsten Sonntag für einen linken Kandidaten zu stimmen, oder aber für einen rechten Kandidaten, falls es nur einen solchen gegen einen FN-Kandidaten geben sollte. Ganz schön seltsam für einen Regierungschef, wenn er angesichts eines Wahlergebnisses die Wählerinnen und Wähler einlädt, für einen der politischen Gegner zu stimmen, um einen anderen zu verhindern.

Für die Sozialisten wird es nun ganz eng in Frankreich. In einer großen Anzahl Kantone kommt es am nächsten Sonntag zu einer Stichwahl zwischen einem FN-Kandidatenduo und den Vertretern der konservativen UMP. Wobei die Wähleraussage aus dem ersten Wahlgang recht klar zu sein scheint – Frankreich will die PS loswerden, hat aber keine Lust auf zuviel Macht in den Händen von Marine Le Pen – und akzeptiert daher Nicolas Sarkozy als Kompromiss zwischen zwei Übeln. Blöd nur, dass Sarkozy das dritte Übel ist…

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