Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin…

Während sich die Mächtigen der Welt auf die „Weltsicherheits-Konferenz“ in München (17.-19.2.) vorbereiten, stellt sich die Frage nach Auswegen aus den Krisen.

Im Grunde wissen wir, dass der Weg in den Krieg nicht gegangen werden sollte... Foto: Marko Kafé / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die „Weltsicherheits-Konferenz“ (MSC) in München findet vom 17. bis 19. Februar 2023 bereits zum 59. Mal statt. Und wenn man ehrlich ist, dann muss man feststellen, dass sie bei ihren bisherigen 58 Treffen versagt hat. Trotz all dieser Konferenzen ist die Welt alles andere als ein sicherer Platz und diejenigen, die sich da in München treffen werden, sind nicht etwa diejenigen, die für den Frieden kämpfen, sondern die Verwalter und Akteure der vielen Krisen, von denen die Welt gerade gebeutelt wird. Angesichts der Unfähigkeit der handelnden Personen, der Welt tatsächlich Sicherheit zu bieten, sollte man überlegen, welche Rolle künftig die NGOs und andere zivilgesellschaftliche Organisationen spielen können. Was wir heute brauchen, ist keine „Sicherheits-Konferenz“, sondern eine Weltfriedens-Konferenz unter Einbeziehung, wenn nicht Federführung der Zivilgesellschaft. Denn sie ist es, die wie bei jedem Krieg die Opfer bringen muss, das Leben verliert, ins Elend gestürzt wird.

Dabei macht es keinen Sinn, eine solche Weltfriedens-Konferenz von denjenigen organisieren zu lassen, die momentan das Heft des Handelns in der Hand haben, aber keine anderen Ideen haben, als die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Es braucht dringend eine neue, zivilgesellschaftlich und weltweit ausgerichtete Plattform, die ein einziges Ziel verfolgen soll: Frieden.

Ja, Frieden, dieses Konzept, das innerhalb von nur einem Jahr vom universellen Wert zum Schimpfwort geworden ist; dieses Konzept, über das niemand reden mag; dieses Konzept, das genau das Gegenteil von Töten, Zerstören und Verelenden ist. Frieden. Die Menschen dieser Welt müssen ihre Stimme erheben, statt sich von der Ost- und Westpropaganda einlullen zu lassen, die übereinstimmend behauptet, der III. Weltkrieg sei „alternativlos“. Doch diejenigen, die das behaupten, sind auch diejenigen, die in diesem Krieg nichts riskieren, die bei voller Beleuchtung und Heizung in ihren Palästen tafeln und das Unglück des Kriegs lieber denjenigen überlassen, die ihn für sie auskämpfen sollen.

Da das Konglomerat Politik-Finanzwelt-Industrie weder in der Lage noch Willens ist, diesen III. Weltkrieg zu verhindern, wäre es an der Zeit, dass sich die Menschen organisieren. 1936 schrieb Carl Sandburg in seinem Gedichtband „The people, yes“ den Satz, den ganze Generationen Friedensbewegter freudig skandierten: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“. Dies sollte die Zielsetzung alles Tuns und Handelns in dieser Frühphase des III. Weltkriegs sein, dies und nichts anderes. Doch nachdem man diese Parole mehrere Jahrzehnte gerufen hat, nachdem die Nachkriegs-Generationen ihre Väter und Großväter gelöchert hatten, warum sie den II. Weltkrieg nicht verhindert und auch nicht verweigert hatten, sollte man sich an diesen Satz erinnern und alle Ressourcen darauf ausrichten, diesen Krieg zu stoppen, bevor er eine Eigendynamik entwickelt, die dann niemand mehr in den Griff bekommt.

Die Völker der Welt müssen laut und vernehmlich den Frieden einfordern, denn kein normaler Mensch hat das Verlangen, irgendwo im Schlamm liegend von einem Granatsplitter getroffen zu werden, niemand will seine Wohnung nach einer Bombardierung in Rauch aufgehen sehen, niemand will seine Freunde und Verwandten verlieren, weil es den Mächtigen der Welt gefällt, genau dies zu befehlen. Doch damit man die Völker der Welt hören kann, fehlt eine Plattform.

Die Vereinten Nationen können dies nicht mehr sein – ähnlich wie die EU hat sich die UNO ein so lähmendes Regelwerk gegeben, dass sie nicht einmal mehr in der Lage ist, den russischen Angriffskrieg zu verurteilen. Doch diejenigen, die in dieser Organisation der zahnlosen Tiger sitzen, sind wiederum nicht diejenigen, die für den Frieden eintreten, sondern die Vertreter der Warlords dieser Welt.

Wir brauchen also dringend eine Plattform, über die sich die Menschen austauschen können, damit sie sich dem Krieg verweigern können – in der Ukraine, aber auch an all den anderen Kriegsschauplätzen der Welt. Denn am Ende des Tages wollen der ukrainische Bauarbeiter, die russische Briefträgerin, der syrische Bäcker, die kurdische Anwältin, die jemenitische Lehrerin und wir alle das gleiche. Ein Dach über dem Kopf, ausreichend zu Essen und zu Trinken, nicht frieren und – Frieden. Für viele Millionen Menschen auf der Welt ist die Befriedigung dieser Grundbedürfnisse nicht mehr erfüllt – wohl aber für die Kriegsherren. Schlägt jetzt die Stunde der NGOs? Können diese die Stimme der Welt für den Frieden werden?

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