Stopp, Deutschland, so geht’s nicht!

Ausgerechnet Deutschland hat den katalanischen Separatisten Carles Puigdemont inhaftiert. Und das geht in Deutschland gar nicht.

Politische Gegner zu inhaftieren sollte im Jahr 2018 in Deutschland nicht mehr vorkommen Foto: Generalitat de Catalunya / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Wir hatten gehofft, wir hatten gezittert, dass nie wieder ein Politiker wegen seiner politischen Ansichten in einem deutschen Gefängnis sitzt. Seit Sonntag ist dies aber der Fall – der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont sitzt in Neumünster im Gefängnis und wartet darauf, ob die Richter seine Auslieferung nach Spanien beschließen. Man kann geteilter Meinung zur katalanischen Unabhängigkeitsbewegung sein, aber eine solche Auseinandersetzung führt man mit Argumenten, nicht aber mit der Inhaftierung Andersdenkender.

Wird sich Deutschland zum willfährigen Erfüllungsgehilfen der spanischen Regierung machen? Wird Deutschland Carles Puigdemont in eine lange Haftstrafe ausweisen, so, wie in den 30er Jahren Andersdenkende und Juden Deutschland verlassen mussten (wenn sie dann das Glück hatten, überhaupt ausreisen zu können…)? Gerade Deutschland muss mit solchen Aktionen vorsichtig sein, denn diese erinnern stark an längst vergangene Zeiten in Deutschland, als Kollaboration und Denunziation an der Tagesordnung waren.

Klar, Spanien hat gegen Puigdemont einen europäischen Haftbefehl erwirkt, wegen Vorwürfen wie „Rebellion“ und anderem Gemurkse. Doch diesen Haftbefehl hätte man notfalls auch ignorieren können. Klar ist, dass Puigdemont die spanische Regierung provoziert hat, klar ist ebenso, dass Madrid mit bislang unbekannter Härte gegen die Unabhängigkeitsbewegung vorgegangen ist. Es handelt sich also um ein Problem zwischen Spanien und einer spanischen Region, Katalonien, und Deutschland sollte bei dieser Auseinandersetzung nicht den Schiedsrichter spielen, sondern lieber die Rolle des Hüters von Menschenrechten übernehmen.

Eine andere politische Meinung zu haben, ist per se kein Verbrechen. Seltsamerweise verstehen wir das, wenn unsere eigenen Leute betroffen sind, wie beispielsweise Deniz Yücel, als dieser in der Türkei inhaftiert war. Wie wären wohl die deutschen Reaktionen ausgefallen, wäre Yücel in Spanien festgenommen und von Spanien an die Türkei ausgeliefert worden? Die Empörung wäre riesig gewesen, doch ist das, was Deutschland gerade mit Puigdemont veranstaltet, nicht viel anders.

Die richtige Antwort auf diese Ungeheuerlichkeit wäre es, Carles Puigdemont Asyl zu gewähren und dafür zu sorgen, dass die zerstrittenen Parteien an den Verhandlungstisch zurückkehren, zumal die Separatisten weiterhin in Barcelona am Drücker sind und keinesfalls ihre Bestrebungen nach Unabhängigkeit einstellen werden. Gewalt und Repression sind dabei kein Mittel, auch, wenn man die Unabhängigkeitsbewegung für einen Anachronismus und sehr uneuropäisch betrachtet. Doch gleich, wie unrealistisch die Vorstellungen der Separatisten sind, so sind ihre Ansichten kein Grund, ihre Verfechter im Gefängnis mundtot zu machen. Gerade wir Deutschen sollten das wissen, nachdem nach der Machtergreifung der Nazis die gesamte Opposition im KZ verschwand. Politische Auseinandersetzungen löst man nicht durch die Inhaftierung Andersdenkender. Und es ist schlimm, dass man im Jahr 2018 darauf hinweisen muss, dass Deutschland in einem solchen Fall eine besondere Verantwortung hat.

Es kann nur eine Forderung geben – die sofortige Freilassung von Carles Puigdemont und die Erteilung politischen Asyls für den ganz offensichtlich politisch verfolgten Politiker. Alles andere ist eine Schande für Deutschland.

2 Kommentare zu Stopp, Deutschland, so geht’s nicht!

  1. WELCH EINE SCHANDE !
    Gerade im Land, das als Modell für seinen Föderalismus bekannt ist, wird der Wahlgewinner und verhinderte Präsident von Katalonien festgenommen.

    QUELLE HONTE !
    C’est justement dans le pays, connu pour son modèle de fédéralisme, que le vainqueur des élections et président empêché de Catalogne est arrêté.

    L’Allemagne se rend-elle seulement compte que ce sont les mêmes méthodes, utilisées aujourd’hui par l’Espagne, qui ont servi à réprimer la révolution allemande de 1848, qui sont utilisées ici ? Sans la répression de cette révolution, l’Allemagne aurait pu gagner un siècle de démocratie et aurait peut-être même pu éviter la tragédie de l’horreur nationale-socialiste.

    Face à ce manque d’intelligence par rapport à sa propre histoire politique, il ne reste plus qu’à espérer que l’Allemagne et les Allemands se rendent compte de ce représente l’arrestation de Puigdemont et son éventuelle livraison à une justice espagnole davantage préoccupée à défendre ce bien étrange et anachronique concept de “sédition” hérité des temps et des régimes les plus sombres de l’histoire européenne.

    A défaut, il faudra bien que les citoyens européens se rendent compte où mène cet aveuglement politique de nos Etats-Nations semblant eux-mêmes bien davantage préoccupés de “roman national” que de liberté des peuples.

    Qu’apporte en effet aujourd’hui cet arrestation à des institutions de Catalogne, bloquées par un Etat espagnol n’ayant pas trouvé son compte dans les urnes catalanes ?

    Devient-il alors admissible que, lorsqu’un suffrage ne correspond pas à un ordre imposé, la matraque, sous forme d’une vision aussi judiciarisée que tronquée, devienne la réalité d’une pseudo démocratie aux ordres de l’Ordre ?

    Et que représente dans tout cela le silence assourdissant de l’Europe qui fut une fois l’espoir d’une Europe de la liberté des peuples ? Cela veut-il dire que finalement toutes les révolutions de 1789, de 1830 ou de 1848, de 1989 ont été confisquées aux peuples ? Que toutes les déclarations des droits de l’homme, les élections, les Etats dit de droit ne seraient que de sinistres mises en scêne chargées de mieux enchainer les peuples qui aspirent à la liberté ? Cela veut-il dire que les nationalismes guerriers issus du XIXème siècle seraient, avec leurs cortèges d’horreurs, plus légitimes que l’aspiration des peuples à la liberté ?

    Rappellons ici aux Allemands les mots de la strophe 4 de ce chant de la révolution allemande de 1848, “Die Gedanken sind frei”…

    “Und sperrt man mich ein
    im finsteren Kerker,
    das alles sind rein
    vergebliche Werke;
    denn meine Gedanken
    zerreißen die Schranken
    und Mauern entzwei:
    die Gedanken sind frei”

    Et même si on m’emprisonne dans le cachot sombre, tout ceci ne sont que de vaines oeuvres; car mes pensées brisent les barrières et les murs en deux : les pensées sont libres.

    Deutschland sollte sich erinnern,
    KEIN DEMOKRATISCHES EUROPA OHNE FREIE VÖLKER !

    L’Allemagne devrait se rappeler,
    PAS D’EUROPE DÉMOCRATIQUE, SANS PEUPLES LIBRES !

    Pourquoi ne pas faire une pétition européenne au BUNDESRAT, l’assemblée du parlement allemand qui représente les Länder ???

  2. Dany Voltzenlogel // 28. März 2018 um 17:54 // Antworten

    Eine schande.
    Das deutsche model kommt in die Müle.
    Als Elsässer bin isch sehr enteucht.

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