Strasbourg. Ist es Liebe?

Mats Meeussens Liebeserklärung an die Europahauptstadt Strasbourg. Mit vielen praktischen Tipps und nützlichen Links!

Wie soll man sich denn, bitteschön, nicht in diese Stadt verlieben? Foto: Mats Meeussen / CC-BY-SA 4.0int

(Mats Meeussen) – Die erste Begegnung? Das war vor mehr als 20 Jahren. Es sollte eigentlich nur eine Station auf der Durchreise sein. Es wurden vier Tage. Weil Straßburg so vielfältig, interessant und schön ist. Am Ende der vier Tage dachte ich mir so im Stillen, es sei doch nicht das Schlechteste, seine Zelte hier aufzuschlagen zu dürfen. Habe ich vor 13 Jahren gemacht. Abbau nicht absehbar. Fahren Sie mal hin. Jetzt.

Der klassische Touristenmagnet: La Grand Ile

Ein Freund von mir brachte es mal so auf den Punkt: zeitlose Schönheit biete die Straßburger Altstadt. Das stimmt. Wenn man durch die Gassen und Straßen läuft, wirkt die Stadt nicht aus der Zeit gefallen oder angestaubt, dennoch könnte man sich jederzeit in einer historischen Filmkulisse wähnen.

Das liegt mitunter daran, dass es in Straßburg noch sehr viele kleine Geschäfte und Restaurants gibt, die nicht irgendwelchen Ketten angehören. Mit fachkundiger, freundlicher Beratung, die es locker ausgleicht, dass dort manches etwas teurer ist. Für mich bedeutete es kürzlich nach über 40 Jahren das Ende von Rasierbrand. Unglaublich, nur wegen zehn Minuten Beratung im richtigen Laden. Zurzeit sind übrigens Soldes und die Einkäufe überall doch recht günstig – allein der Sommerschlussverkauf ist ein Ausflug wert. Die Gourmetszene noch mehr.

Trotz dieser lebendigen Geschäftskultur umgibt einen auf Schritt und Tritt Geschichte, die sich in der Architektur aus verschiedensten Jahrhunderten niedergeschlagen hat. Abwechslungsreich und harmonisch zugleich. Und teils atemberaubend. So geht es mir auch nach den vielen Jahren hier noch, wenn ich von der Place Guttenberg kommend plötzlich vor dem Münster stehe, das noch 1870 das höchste Gebäude der Menschheit war.

Ach so, und warum heißt die Altstadt Grande Ile, also große Insel? Weil sie komplett von Wasser umgeben ist. Hübsch – und erfrischend im Sommer.

Der neue Touristenmagnet: La Neustadt

Nicht nur die Grande Ile ist auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbes, seit 2017 mit ihr zusammen auch die so genannte „La Neustadt“.

Zum einen kann man hier durch ein ungewöhnlich geschlossenes Ensemble an Gründerzeitbauten im deutschen Stil schlendern, die es in einem derart ausgedehnten Bauzusammenhang in Deutschland kaum gibt; in Straßburg blieben sie von Bomben verschont.

Zum anderen darf man sich freuen, dass dies eine Aussöhnung Frankreichs mit der deutschen DNA der Neustadt ist. Und gerne begeistert feststellen, dass die Europäische Union eben nicht so selbstverständlich und ein Glücksfall ist (was Kritik an ihr im Detail keineswegs ausschließen soll). Das kann man stillvergnügt bei einer Pause im kühlen Schatten des Jardin Botanique oder, wenn man etwas weiterläuft, mit Blick auf das Europäische Parlament – schon wieder am Rande eines erfrischenden Flusses, der Ill.

Bobo-Life: Neudorf, Quartier Gare und Krutenau

Zugegeben, auf Neu- und Altstadt wird man mit der Nase gestoßen, wenn man Straßburg besichtigt. Und auch wenn naturgemäß viele Touristen gerade dorthin gehen, ist es keineswegs so, dass dies kein authentisches Straßburg wäre. Wenn Sie aber etwas länger bleiben und Lust haben, etwas kennenzulernen, das Touristen meist übersehen, dann gehen Sie mal in Viertel, die sich bei den sog. Bobos, den bourgeois bohèmes, großer Beliebtheit erfreuen.

In Neudorf wartet ein bunter Mix an Häusern auf Sie. Man merkt dadurch, wie sinnvoll Bebauungspläne im Allgemeinen sind und wie spannend es aber sein kann, von Straße zu Straße in völlig andere Atmosphären einzutauchen.

Die Krutenau offenbart sich mit der ihr eigenen Stimmung sehr gut entlang der Rue de Zurich – mit Bars, Restaurants und Kneipen sehr studentisch, aber eben bei weitem nicht nur.

Das Quartier Gare ist ebenso ein entspanntes Weggehviertel, relativ multikulturell, und, da Straßburg zwar formal eine Großstadt (nach einer Begriffsbestimmung der Internationalen Statistikkonferenz von 1887 alle Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern), aber doch behäbig ist, wirkt es hier auch tatsächlich etwas, ja, großstädtisch.

Die Behäbigkeit hat ansonsten gerade für einen Kurzurlaub Vorteile: Sie können alles bequem erlaufen oder mit Mietfahrrädern erkunden. Vier Tage sind da kein Luxus. Wie bei mir vor 20 Jahren.

Und warum sollen Sie da gerade jetzt hin? Die Übernachtungspreise sind derzeit ziemlich günstig, die Touristenzahlen halten sich in Grenzen. Wenn Sie also jetzt nach Straßburg kommen, ist das gut – für Sie und für Straßburg.

Ja, und es ist Liebe.

Nützliche Links:

Infos des Fremdenverkehrsbüros:
https://www.visitstrasbourg.fr/de/entdecken/highlights/

Bücher:

Besondere Ort:
https://www.emons-verlag.com/programm/111-orte-in-strassburg-die-man-gesehen-haben-muss
http://www.lesbeauxjours.com/livre-strasbourg-secret-253.htm

Krimi zur Einstimmung oder Rückbesinnung:
https://www.droemer-knaur.de/buch/stefan-boehm-strassburger-geheimnisse-kommissar-sturnis-erster-fall-9783426216880

Fahrräder:
https://www.visitstrasbourg.fr/de/entdecken/die-fahrradfreundlichste-stadt/
https://velhop.strasbourg.eu/fahrradverleihsystem-in-strassburg-entdecken/?lang=de

Shopping und Essen:
https://www.vitrines-strasbourg.com/fr
http://www.coeur-gourmand.com/fr/Accueil-3.html
http://eurojournalist.eu/tag/mats-meeussen/

Und wenn Sie Französisch sprechen und wissen wollen, was ein Bobo ist, hören Sie dies. Ich mag sie nicht ungerne.

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