Strasbourg – Kehl. Oha…

Straßburgs OB Jeanne Barseghian und ihr Kehler Amtskollege Toni Vetrano fordern möglichst wenige Behinderungen für Grenzpendler – und der Rhein muss auch für Familien passierbar bleiben. Man darf gespannt sein.

Jeanne Barseghian und Toni vetrano verstehen sich gut. Aber ob das ausreicht, das Chaos an der Grenze besser zu organisieren? Foto: @ Jerome Dorkel pour la Ville et Eurométropole de Strasbourg

(KL) – Am Freitagmorgen trafen sich die Oberbürgermeister von Straßburg und Kehl, um zu besprechen, welche Auswirkungen die Einstufung Frankreichs als Hochinzidenzgebiet durch das Robert-Koch-Institut für die Grenzregionen haben. Die Botschaft von Jeanne Barseghian und Toni Vetrano ist klar: Die Einschränkungen sowohl für Grenzpendler, aber auch für Familien, die auf beide Rheinseiten verteilt sind, müssen so gering wie möglich bleiben. Doch steht die Frage im Raum, ob dies nicht ein frommer Wunsch bleiben wird.

Barseghian und Vetrano begrüßten die „Allgemeinverfügung“ des Ortenaukreises, die es Grenzpendlern aus der Eurométropole Strasbourg und dem Elsass erlaubt, den Rhein ohne Test zu überqueren, wenn sie sich unmittelbar nach ihrer Einreise testen lassen. Dabei können sowohl PCR-Tests als auch Antigen-Schnelltests zum Einsatz kommen, vorausgesetzt, dass diese auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Doch dann steht auch die Frage im Raum, welche Verordnung eigentlich gilt: Die Bundes-Coronaverordnung, die des Landes Baden-Württemberg oder die des Ortenaukreises. Die Frage ist nicht unerheblich, denn die Verordnungen widersprechen sich teilweise. Während die „Allgemeinverfügung“ des Ortenaukreises von „zwei Tests pro Woche“ für Grenzpendler spricht, fordert die Verordnung des Landes „Tests, die nicht älter als 48 Stunden sein dürfen“. Da die Woche aber 5 und nicht 4 Tage umfasst, besteht alleine an dieser Stelle bereits ein Widerspruch, den es zu klären gibt.

Auf Kehler Seite werden nun erhöhte Testkapazitäten eingerichtet, wobei noch nicht klar ist, ob diese tatsächlich reichen, um den täglichen Pendlerstrom testen zu können. Zwar sagt Kehls OB Toni Vetrano, dass man „vorbereitet“ sei, zumal auch das Regierungspräsidium Freiburg und das Land Baden-Württemberg zugesagt haben, die Stadt bei der Einrichtung weiterer Testzentren zu unterstützen. Speziell die Testkapazitäten für LKW-Fahrer, die von Frankreich her nach Deutschland einreisen, müssen erhöht werden.

Die Tram soll weiter zwischen Kehl und Straßburg fahren, damit auch Pendler ohne eigenes Auto ihren Arbeitsplatz erreichen können und Schülerinnen und Schüler, die auf der jeweils anderen Rheinseite eine Schule besuchen, am Präsenzunterricht teilnehmen können. Wenn dieser dann stattfindet. Was angesichts aggressiver Virus-Varianten, die besonders Jugendliche und junge Menschen betreffen, absolut unverantwortlich ist.

Die Telefondrähte werden in den kommenden Tagen heiß laufen, die Verantwortlichen werden sich wie immer gegenseitig offene Briefe schreiben, in denen sie dies und jenes fordern, und am Ende werden alle mit den Schultern zucken und bedauernd feststellen, dass die Situation leider so ist, wie sie.

In dieser Pandemie laufen die Verwaltungen zu Hochform auf. Man entwirft Formulare, legt Datenbanken an, programmiert Apps und organisiert jede Menge Visiokonferenzen. In der Verwaltung der Krise werden wir richtig gut werden. Schade, dass wir dafür den Kampf gegen das Virus aufgegeben haben.

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