Straßburg auf der Liste der Ziele von Terroristen
Der einzig überlebende Terrorist der Anschläge von Paris, Salah Abdeslam, hatte mit seiner Gruppe zahlreiche weitere Anschlagsziele in der Planung – unter anderem das Europäische Parlament in Straßburg.
(KL) – Die Analyse des Computers des Terroristen Salah Abdeslam brachte nach Informationen des Nachrichtensenders BFMtv zahlreiche Informationen über weitere mögliche Anschlagziele ans Tageslicht. Die Auswahl der geplanten Ziele zeigt dabei die Strategie der Terroristen – sie wollen hoch symbolische Ziele angreifen, wobei sie bei den Anschlägen sowohl möglichst viele Opfer verursachen, gleichzeitig aber auch Angst und Schrecken dadurch verbreiten wollen, dass sie die Symbole der französischen Republik angreifen. Eines der geplanten Ziele, die nun bekannt wurden, ist das Europäische Parlament in Straßburg.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Europahauptstadt mit ihren europäischen Einrichtungen auf der Liste möglicher Anschlagziele steht. Bereits in der Vergangenheit konnten Anschläge verhindert werden, beispielsweise auf den Weihnachtsmarkt, der jedes Jahr Millionen von Besuchern in die elsässische Metropole lockt. Zum Glück konnte zumindest die Terrorzelle von Abdeslam unschädlich gemacht werden, wobei dieser seit seiner Auslieferung von Belgien an die französischen Behörden mit diesen Katz und Maus spielt. Mal kündigt er an, aussagen zu wollen, dann wieder hüllt er sich in Schweigen. Doch in der Zwischenzeit gelang es, seinen Computer zu knacken und an wertvolle Informationen zu gelangen.
Bei den anderen möglichen Anschlagzielen, die nun bekannt wurden, handelt es sich um den Hafen von Marseille (in dessen unmittelbarer Nachbarschaft die riesigen Erdöl-Reservoirs von Fos-sur-Mer befinden), den Flughafen von Toulouse und das Geschäftsviertel „La Défense“ in Paris – also um Ziele, die über das ganze Land verteilt sind, eine hohe Bedeutung für Frankreich haben und bei denen Anschläge der gesamten französischen Bevölkerung vermitteln würden, dass niemand mehr sicher ist, egal wo er lebt.
Neben der Liste möglicher Anschlagziele entdeckten die Ermittler auch Informationen über die Art und Weise, wie Abdeslam diese Anschläge plante. Selbstmordattentate, Anschläge mit schierer Waffengewalt wie im Januar 2015 beim Anschlag auf „Charlie Hebdo“, Angriffe mit Drohnen und mit Sprengstoff beladenen Flugzeugen – der kranken Phantasie von Abdeslam waren offenbar kaum Grenzen gesetzt.
Dass diese Anschläge von Abdeslam nun nicht mehr stattfinden können, ist natürlich eine beruhigende Nachricht, doch gleichzeitig ist sie dann doch nicht so beruhigend. Denn niemand weiß, was sich gerade in den Problemvierteln Europas zusammenbraut, welche Gruppen sich wo konstituieren und welche Gefahren wirklich drohen. Auch Abdeslam konnte ja erst festgenommen werden, nachdem seine Gruppe ihre Anschläge durchgeführt hatte – und niemand kann sagen, ob es andere Gruppen gibt, die ähnliche Pläne hegen.
Die nächste große Prüfung für die europäischen Nerven wird die Fußball-EM in Frankreich werden, die in weniger als drei Wochen beginnt. Zahlreiche Experten warnen vor der Gefahr von Anschlägen, Innenminister Cazeneuve hat ein umfangreiches Sicherheitspaket angekündigt, doch steht die Frage im Raum, wie die französischen Sicherheitskräfte gleichzeitig die landesweite Protestbewegung und den Ansturm von Millionen von Fußballfans managen kann.
Wir müssen wohl lernen, mit der latenten Gefahr von Anschlägen zu leben. Wobei dies kein „europäisches“ Schicksal ist – solche Situationen kennt die ganze Welt seit mehreren Jahren und man wird sich daran gewöhnen müssen, dass es eine 100 % Sicherheit eben nicht gibt. Was uns allerdings nicht davon abhalten sollte, so weiter zu leben, wie wir das wollen. Alles andere würde nur den kranken Hirnen der Terroristen in die Karten spielen.
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