Straßburg bekommt einen Ring

Ausnahmsweise ist die Innenstadt-Umfahrung der Europahauptstadt kein Projekt für Autos, sondern für Fahrräder und Fußgänger. Das Projekt „Fahrradring“ wird nun umgesetzt.

So soll der zukünftige "Ring Vélo" rund um die Innenstadt der Europahauptstadt aussehen. Foto: Ville de Strasbourg

(KL) – Das Zusammenleben zwischen Autofahrern, Fahrradfahrern und Fußgängern ist in Straßburg ebenso problematisch wie anderswo. Speziell seit vor einigen Jahren das Konzept des „letzten Kilometers“ in den Lieferketten eingeführt wurde und viele Waren mit Lastenfahrrädern transportiert werden, ganz zu schweigen von den zahllosen Fahrradkurieren, die Essen und anderes in der Innenstadt liefern und dabei einen Fahrstil an den Tag legen, der immer gefährlicher wird. Doch nun geht die Stadt Straßburg einen mutigen Schritt, der gleich mehrere Probleme auf einmal lösen soll – sie richtet eine Innenstadtumfahrung für Fahrräder ein, den „Ring Vélo“. Für 7 Millionen Euro soll die Innenstadt Straßburgs weitgehend von Autos befreit werden und das Fahrradfahren soll sicherer und schneller werden.

Mit dem Ziel, die Innenstadt autofrei zu machen, haben die Grünen in der Straßburger Stadtverwaltung nie hinter dem Berg gehalten. Zwar gibt es etliche Proteste von Einzelhändlern, Gastronomen, Hoteliers und anderen, für die es wichtig ist, dass die Menschen in den Innenstadtbereich fahren können. Doch die Zukunft der Innenstädte, nicht nur in Straßburg, ist eben autofrei. Dass nun die Grünen in Straßburg dieses Projekt umsetzen, ist konsequent und sicherlich kein Skandal.

Der neue „Ring Vélo“ führt über 4 Kilometer Radwege rund um die „Grand Île“, also den zentralen Innenstadttbereich, wie auf dem Plan zu erkennen ist. Somit soll verhindert werden, dass zu viele Fahrräder mit Höchstgeschwinigkeit durch das Zentrum jagen, wo es permanent zu Konflikten zwischen Fußgängern und Kamikaze-Lieferfahrern kommt. Das Konzept ist einfach: Der Innenstadtbereich ist den Fußgängern vorbehalten, der Ring drumherum den Fahrrädern. Diese können natürlich weiterhin ihre Ziele in der City anfahren, allerdings muss nicht mehr für jede Fahrt der sensible Innenstadtbereich durchquert werden. Unter dem Strich dürften die Fahrten der Lieferfahrer sogar schneller werden, während Fußgänger im Innenstadtbereich sicherer unterwegs sind.

Entlang der Strecke will die Stadt 500 zusätzliche Metallbögen installieren, an denen Fahrräder angeschlossen werden können.

Kurz – in Straßburg macht man jetzt Ernst mit der Transformation der Innenstadt in einen autofreien Bereich, in dem Fußgänger und Fahrradfahrer friedlicher zusammenleben können als bisher. Für Autos wird dieser Innenstadtbereich zur Tabu-Zone, wobei aber eben immer mehr Angebote existieren, wie P+R, ein immer weiter ausgebautes Netz des öffentlichen Nahverkehrs, nun der „Ring Vélo“ und nun wird es Zeit zu akzeptieren, dass die Tage des privaten PKW in der Innenstadt gezählt sind.

Mit den Arbeiten wird im Sommer 2023 begonnen werden, Buslinien werden dann über neue Strecken führen und 2026 soll dann das Gesamtwerk fertig werden.

Natürlich ruft dieses Projekt, wie alle neuen Projekte, auch Proteste in der Bevölkerung hervor. Nur – angesichts der Klimakatastrophe ist es richtig zu handeln und den Innenstadtkern verkehrsberuhigt zu gestalten. In ein paar Jahren wird man den Innenstadtbereich von Straßburg geniessen und sich kaum noch daran erinnern, dass hier einmal Autos fuhren. Auf dem Münsterplatz und dem Kléberplatz war es nicht anders – noch vor wenigen Jahrzehnten fuhren hier noch Autos und heute erinnert sich kaum noch jemand daran.

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