(Summer special 2022) – Straßburg ist um eine Attraktion ärmer

Der berühmte „grüne Strahl“, der jahrelang zur Tag- und Nachtgleichen die Jesus-Figur in der Kathedrale zu Straßburg in ein grünes Licht tauchte, ist Geschichte. Schade, denn das war ein magischer Moment.

Diesen magischen Moment wird es leider nicht mehr geben... Foto: Jean-Claude Hatterer / Wikimedia Commons / PD

Das tat weh – der “grüne Lichtstrahl”, der zweimal im Jahr die Jesusfigur auf dem Hochaltar der Straßburger Kathedrale in Neongrün tauchte, ist aufgrund einer baulichen Maßnahme verschwunden. Und die Straßburger sind empört!

(KL) – Lange Jahre warteten die Straßburger und auch viele Touristen gespannt, ob es an den beiden Tagen der Tag- und Nachtgleichen (Equinox) in Straßburg sonnig wäre. Denn das Phänomen, auf das man so gespannt wartete, fand nur statt, wenn die Sonne hell schien; bei bedecktem Himmel fiel der „grüne Strahl“ aus. Doch leider wird er auch zukünftig ausfallen, denn das Element, das dieses ungewöhnliche Spektakel auslöste, gibt es nicht mehr. Schade.

Zweimal im Jahr sind die Tage genauso lang wie die Nächte und diese Tage nennt man „Tag- und Nachtgleiche“. An diesen Tagen stand die Sonne so, dass kurz vor Mittag ein neongrüner Lichtstrahl auf dem Boden der Straßburger Kathedrale erschien, der sich ganz langsam in Richtung des Hochaltars bewegte, wo er dann die Jesus-Figur in ein seltsames Licht tauchte, wie man auf dem Bild des ausgezeichneten Fotografen Jean-Claude Hatterer unschwer erkennt.

Dass es für dieses Phänomen eine sehr irdische Erklärung gab, interessierte weder die Straßburger, noch die Touristen. Es war wie ein „göttliches Licht“, das langsam durch die wunderschöne Kathedrale wanderte, um dann im Antlitz Jesu zu verweilen. Bei so viel Symbolik, wer hatte da schon Lust auf technischer Erklärungen?

An diesen Tagen war die Kathedrale immer gut gefüllt und gegenüber des Hochaltars warteten die Menschen, Fotografen und TV-Kameras gespannt auf den Moment, in dem dieser grüne Lichtstrahl erschien und seine Wanderung in Richtung Hochaltar begann. Andächtiges Schweigen, staunendes Raunen begleiteten diesen magischen Moment. Doch damit ist es jetzt leider für immer vorbei.

Die Erklärung für die Präsenz dieses grünen Lichtstrahls war ein grünes Glasfeld im linken Schuh der Darstellung des Judas auf einem der herrlichen Glasfenster der Kathedrale. An den beiden Tagen im Jahr, zu denen die Sonnen gegen Mittag genau an dieser Stelle in die Kathedrale fiel, verwandelte Judas linker Schuh den Sonnenstrahl in dieses unwirkliche Neongrüne, das sich dann mit dem Lauf der Sonne durch die Kathedrale bewegte und dann genau über der Jesus-Figur auf dem Hochaltar verharrte. Doch nun hat die Regionale Kulturverwaltung mit Restaurationsarbeiten an den Glasfenstern auf der Südseite der Kathedrale begonnen und bei diesen Restaurationsarbeiten wurde leider auch Judas linker Schuh durch ein anderes Glas ersetzt. Und das ist leider das unwiderrufliche Ende des „grünen Lichtstrahls“.

So bleibt denn leider nur die Erinnerung an diesen unglaublichen Moment. Auch, wenn jeder wusste, dass es eine sehr technische Erklärung für dieses Phänomen gab, so war der Moment dennoch magisch und faszinierend. Und viele Besucher der Kathedrale sind enttäuscht, diesen Moment nicht mehr erleben zu können…

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