Straßburg und Kehl wachsen zusammen – Stück für Stück

Das erste Stück der neuen Trambrücke zwischen Kehl und Straßburg ist eingetroffen. Und die neue Anbindung zwischen der Europahauptstadt und Kehl nimmt immer konkretere Formen an.

Le chantier du pont du nouveau tram reliant Strasbourg et Kehl avance à grands pas. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(Red) – Das geht aber schnell! Kaum ist der zentrale Brückenpfeiler im Rhein fertig geworden (eine echte Leistung, mitten im strömenden Fluss so ein Ding hinzustellen!), ist nun das erste Brückenteil im Kehler Hafen eingetroffen und soll so schnell wie möglich installiert werden. Nur das aktuell miese Wetter macht die Angelegenheit etwas schwierig, da der Rhein viel Wasser führt und das Manöver, das Teil in die richtige Position zu bringen, mit dem denkbar knappen Spielraum von 50 cm unter der bestehenden Eisenbahnbrücke durchgeführt werden muss. Doch das wird die deutsch-französische Annäherung auch nicht stoppen.

1100 Tonnen wiegt das erste Teilstück der neuen Trambrücke und es ist 145 Meter lang. Ein ganz schön großes Teil für eine Art „Giganten-Lego“ – denn dieses Teil wird nun vom Ufer auf den neuen Betonpfeiler mitten im Rhein aufgelegt und festgemacht. Danach geschieht das gleiche auf der anderen Rheinseite und dann ist die neue Brücke auch schon so gut wie fertig. Unglaublich, wie schnell das geht!

Die Tramlinie zwischen Straßburg und Kehl ist ein wunderbares Beispiel dafür, was gehen kann, wenn der politische Wille da ist. Und während man einerseits allen Beteiligten, von den Technikern auf den Baustellen bis zu den Verantwortlichen in den Rathäusern und Ministerien nur Beifall klatschen kann, wird man sich dabei aber auch klar, dass diese positive Attitüde in vielen anderen Bereichen der deutsch-französischen Beziehungen fehlt. Wenn ein solches Großprojekt, das auf beiden Rheinufern mit enormer Konsequenz durchgezogen wird, möglich ist, dann müssten doch auch andere Projekte der Integration reibungsloser ablaufen können.

Da wächst nun die bereits vierte Brücke zwischen Straßburg und Kehl, der sichtbare Beweis, wie weit wir in den letzten 70 Jahren gekommen sind. Neben der Europabrücke, der Eisenbahnbrücke, der Passerelle des Deux Rives nun also die neue Trambrücke – viel enger kann man die beiden ungleichen Nachbarstädte kaum verbinden. Schon in wenigen Jahren werden die Menschen sämtliche dieser Passagen ganz selbstverständlich nutzen und sich darüber wundern, dass es einmal eine Zeit gegeben haben soll, in der das anders war. Der regelmäßige Austausch zwischen beiden Städten wird durch die Tramlinie zwischen beiden Städten deutlich gestärkt – so wird es künftig für die Menschen in Kehl eine Selbstverständlichkeit, abends nach Straßburg zu fahren, dort ins Kino oder die Oper zu gehen, die Spiele der SIG oder von Racing Straßburg zu besuchen und umgekehrt wird es genauso einfach werden. Das ist dann eben nicht mehr die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, sondern genau die europäische Integration, für die vor 12 Jahren der Eurodistrikt von Präsident Chirac und Kanzler Schröder ins Leben gerufen wurde.

Und wenn wir alle zusammen es jetzt noch schaffen, diese Integration in anderen Lebensbereichen und in den Köpfen der nächsten Generationen zu verankern, dann stehen den deutsch-französischen Beziehungen noch schöne Zeiten bevor!

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