Straßburg will Afghanistan-Gerette aufnehmen

Die Straßburger Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian hat auf die Lage in Kabul reagiert und erklärt, dass die Stadt bereits sei, ein Kontingent an Geretteten aufzunehmen.

Die Bereitschaft von OB Jeanne Barseghian, Gerettete aus Afghanistan aufzunehmen, ist die einzig richtige Haltung. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – „Wenn man dieses menschliche Elend sieht, dann darf man nicht zögern und sich auch nicht mit Bedenken beschäftigen, wie sie der Präsident der Republik zu möglichen Migrationswellen und einer Auswahl unter den betroffenen Personen geäußert hat“, erklärte die Straßburger OB Jeanne Barseghian. Nicht weniger hatten viele Beobachter von der Bürgermeisterin der „Hauptstadt des Rheinischen Humanismus“ erwartet. Wer in einer Situation wie der in Afghanistan anfängt, sich vor allem darüber Sorgen zu machen, dass eventuell ein paar Gerettet aus Afghanistan den Wohlstand des Landes schmälern könnten, der ist ohnehin nicht auf dem richtigen Posten.

Die Einlassungen des Präsidenten Macron sprechen Bände. Vor welchen „Migrationswellen“ fürchtet sich Macron? Momentan kommt ohnehin niemand aus dem Land und Flüchtlinge aus Afghanistan werden wir in nächster Zeit nicht sehen. Sollten es dennoch Menschen in ihrer Verzweiflung versuchen, haben sie große Hindernisse vor sich. Das benachbarte Usbekistan weigert sich, Flüchtlinge aufzunehmen, Pakistan gehört eher zu den Unterstützern der Radikalfundamentalisten und momentan den Iran zu durchqueren, nur um an der neuen Mauer an der Grenze zur Türkei zu scheitern – all das deutet nicht darauf hin, dass sich Macrons Sorge um eine neue Flüchtlingswelle bewahrheitet. Und überhaupt – von allen Flüchtlingen aus Afghanistan, die in den letzten Jahren das Land verlassen haben, sind gerade mal 3 % in Europa gelandet. Schade, dass das Schicksal der Menschen in Afghanistan so wenig zu interessieren scheint, aber ja, klar, das sind ja auch keine Wählerinnen und Wähler.

Die Bereitschaft Straßburgs, einen Beitrag zur Rettung derjenigen Menschen zu leisten, die gerade verzweifelt versuchen, das Land zu verlassen um ihr Leben zu retten, ist die einzig richtige Reaktion. Und natürlich, kaum ausgesprochen, kommen schon die ersten kritischen Stimmen, die nachfragen, warum die grüne Stadtregierung ausländische Flüchtlinge aufnehmen will, statt „sich um unsere Obdachlosen zu kümmern“. Dieses Argument ist ebenso verlogen wie alt. Diejenigen, die es anwenden, haben vermutlich noch nie einen Finger für „unsere Obdachlosen“ gekrümmt oder ihnen auch nur einen Euro in die Schale geworfen. Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit diese Menschen im Jahr 2021 bereit sind Menschenleben zu opfern, wenn nur keine Fremden auftauchen.

Wie konkret eine solche Aufnahme aussehen könnte, ist momentan noch unklar. Dass es bereits jetzt in Straßburg Obdachlose auch aus Afghanistan gibt, ist eine Tatsache und es wäre wichtig, jetzt über schnelle Lösungen nachzudenken. Ein Beispiel, wie so etwas funktionieren kann, befindet sich gerade einmal 85 km von Straßburg entfernt, in Freiburg.

Dort hatte nach der großen Flüchtlingswelle 2015 die Stadt unter Federführung des zuständigen beigeordneten Bürgermeisters Ulrich von Kirchbach ein sehr pfiffiges System mit Wohncontainern mit Holzverkleidungen eingeführt, in das Flüchtlinge nach einer ersten Zeit in einer Erstaufnahme-Einrichtung ziehen konnte, als Zwischenstation auf dem Weg in eine „richtige“ Wohnung. Diese Einrichtungen konnten später auch von Obdachlosen genutzt werden, so dass eine sinnvolle, soziale Mehrfachnutzung dieser Einrichtungen möglich war. Nur, um die Perspektiven in die richtige Dimension zu rücken. Damals hatte die Stadt Freiburg mit ihren Umlandgemeinden rund 8.000 Flüchtlinge aufgenommen – die Aufnahme von Flüchtlingen in Krisensituationen ist also eine reine Frage des politischen Willens. Bevor die Ewiggleichen nun wieder mit ihrem Gejammer anfangen, dass „das Boot voll“ sei, sollten sie lieber daran denken, wie es den Menschen in Afghanistan geht, die jahrelang für unsere Armeen und andere Einrichtungen gearbeitet haben und dafür heute um ihr Leben fürchten müssen.

Straßburg legt die einzig richtige Haltung an den Tag und schon stellt sich die Frage, ob die Stadt Freiburg nicht den Straßburgern mit Know-How und anderem helfen kann, um kurzfristig vergleichbare Strukturen zu schaffen, die eine menschenwürdige Aufnahme dieser Menschen ermöglicht und dabei vielleicht auch das Problem der Obdachlosen lösen kann, die momentan auf der Straße stehen?

1 Kommentar zu Straßburg will Afghanistan-Gerette aufnehmen

  1. Einen ausl ndischen Stra enhund zu adoptieren, will gut vorbereitet sein. Tier schutz ver eine helfen. Hier lesen, worauf Sie achten m ssen, wenn Sie als Tierfreundin oder Tierfreund ein Tier aus dem Ausland mit nach Hause bringen wollen. Einfach mitnehmen geht nicht. F r Othello ist vieles neu: Der Wind hund aus Andalusien ist vor einigen Wochen bei Petra Sch ne wald in Hagen ange kommen. Als Pfle gestelle f r den Tier schutz ver ein Galgo-Hilfe setzt sich Sch ne wald vor allem f r Wind hunde aus Spanien ein: „Unsere Aufgabe ist es, den Hunden beizubringen, mit einer Familie in einem Haus zu leben. Die meisten kennen das nicht, sie sind manchmal nicht stubenrein und anfangs sehr verst rt.“ Von Petra Sch ne wald und ihren vier eigenen Hunden lernen die „Neuen“, Vertrauen zu fassen. Ehemalige Stra enhunde aus Urlaubs l ndern haben oft Schreck liches erlebt. Die spanischen Galgos werden massenhaft gez chtet. Am Ende der Jagd saison oder wenn sie verletzt sind, werden sie zu Hunderten ausgesetzt, in T tungs stationen abge geben oder totgeschlagen.

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