Straßburger Solidarität mit den getöteten Studenten in Kenia

Nach dem Massaker von Garissa in Kenia, bei dem 148 Studenten und Mitarbeiter der Universität abgeschlachtet wurden, zeigten Straßburger Studenten ihre Solidarität.

In Straßburg gedachten Studentinnen und Studenten ihrer in Kenia ermordeten Kommilitonen. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL/CTN) – Die Welt ist ein schrecklicher, gefährlicher Ort geworden. Wo man hinschaut herrschen Angst, Tod und Terror. So auch in Kenia, das sich nur mühsam vom religiös motivierten Terroranschlag der Al-Shabab-Miliz auf das Garissa University College erholt. Bevor auch dieses fürchterliche Attentat angesichts der sich überschlagenden Nachrichtenlage in der ganzen Welt in Vergessenheit gerät, haben Straßburger Studenten eine Mahnwache für die Opfer von Garissa auf dem Campus organisiert.

350 Personen waren dem Aufruf der Studenten gefolgt und drückten ihre Wut und Trauer über dieses Attentat aus, bei dem die Terroristen gezielt nicht-muslimische Studentinnen und Studenten kaltblütig ermordeten. Es gab eine Schweigeminute und es wurden Kerzen zum Andenken an die Ermordeten angezündet.

Natürlich ist Trauer immer auch der Ausdruck von Hilflosigkeit. Zwar mag der eine oder andere denken, dass die Opfer im fernen Kenia nicht viel davon haben, wenn in Straßburg Kerzen für sie angezündet werden. Doch in den bewegten Zeiten, in denen wir leben, sind solche Rituale für alle Beteiligten sehr wichtig – denn irgendwie muss der tägliche Horror, der uns über das Fernsehen, die Medien und das Internet erreicht, auch verarbeitet werden.

Die Solidaritätsveranstaltung auf dem Straßburger Campus war auch deshalb wichtig, weil jeder einzelne von uns heute die Bestätigung braucht, nicht alleine in seiner Angst vor dem Schrecken der Welt zu sein. Wir wissen alle, spätestens seit den Anschlägen von Paris, dass es keinen Ort auf diesem Planeten mehr gibt, der vor dem Wahnsinn der Fanatiker aller Couleur sicher ist. Und dennoch geht das Leben weiter, wobei es ein tröstlicher Gedanke ist, dass eine große Anzahl Menschen noch in der Lage ist, angesichts solcher Massaker Entsetzen zu verspüren.

Was fehlt, und das kann man niemandem vorwerfen, sind Plattformen, die es den Menschen ermöglichen, selbst aktiv gegen den Wahnsinn zu werden. Wir wissen alle, dass unsere zynischen Systeme zu einem großen Teil dafür verantwortlich sind, wie sich die Welt entwickelt. Und doch haben wir, beispielsweise in Europa, noch keine Möglichkeiten geschaffen, gemeinsam gegen diese die Menschen verachtenden Systeme zu entwickeln, deren Auswirkungen gerade beobachtet werden.

Die wahnsinnige Boko Haram-Gruppe, der IS, Al-Shabab und wie sie alle heißen, meinen, gegen den Westen, dessen Werte und dessen Bildung kämpfen und töten zu müssen. Das kommt nicht von ungefähr, wobei diese Aussage nicht als Rechtfertigung missverstanden werden soll, sondern als Versuch einer Erklärung gemeint ist.

Jahrzehnte lang hat der Westen den Rest der Welt versklavt, ausgebeutet, drangsaliert, mit überlegener Technik getötet. Die Kolonialzeit, die für die westlichen Staaten längst nur noch eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern ist, hat allerdings faktisch nie ein Ende gefunden. So werden viele ehemalige Kolonien heute noch von den früheren Kolonialmächten dominiert und da dürfen wir uns nicht wundern, dass unsere Begeisterung für unsere westlichen Werte nicht von denen geteilt wird, die unter diesen westlichen Werten zu leiden hatten und haben.

Es ist gut, dass die Straßburger Studentinnen und Studenten an die Opfer von Garissa erinnern. Und es wer noch besser, wenn endlich eine Bewegung der Vernunft entstehen würde, die sich ernsthaft damit auseinandersetzt, wie künftig dieser Planet gerecht für alle seine Bewohner gemanagt werden kann. Die Zeit der -ismen und westlichen Systeme ist abgelaufen – wenn es uns nicht gelingt, diese Welt gerechter zu gestalten, wird sie in Mord und Totschlag untergehen. Begonnen hat dieser Prozess schon lange.

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