Tacho-Manipulation in Frankreich

Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz in Kehl (ZEV) informiert: Wie Sie beim grenzüberschreitenden Gebrauchtwagenkauf das Risiko gering halten

Den Kilometerstand zu manipulieren ist (leider) kein Hexenwerk - gibt es bald eine europäische Lösung? Foto: Pava / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(Red / CP) – Einen Tachostand zu verfälschen dauert nur wenige Minuten und das nötige Gerät kann man sich dafür einfach im Internet besorgen. Die Folgen jedoch sind weitreichend. Durchschnittlich 3.000 Euro teurer kann ein Fahrzeug verkauft werden, bei dem am Kilometerstand getrickst wurde. In ganz Europa kommt es vor, dass an der Tachonadel gedreht wird. So auch in Deutschland und im Nachbarland Frankreich. Doch wie können Fahrzeughalter sich beim grenzüberschreitenden Kauf von Gebrauchtwagen schützen? Welche Lösungen müssen auf europäischer Ebene her? Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V. (ZEV) in Kehl gibt in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) und der französischen Automobile Club Association (ACA) Tipps und macht konkrete Lösungsvorschläge.

In Europa verboten und doch wird getrickst – Bei 30 bis 50 Prozent der Gebrauchtwagen in Europa, die grenzüberschreitend verkauft werden, wurde laut einem Bericht des Europäischen Parlaments der Kilometerzähler manipuliert. In Deutschland sei laut ADAC ein Drittel der Gebrauchtwagen betroffen, was einen jährlichen Schaden von fast 6 Milliarden Euro ausmache. In Frankreich sei eines von zehn Fahrzeugen manipuliert, so der internationale Automobildachverband FIA. Obwohl Tachobetrug in fast allen europäischen Ländern verboten ist und in Deutschland und Frankreich als Straftat gilt, ist er weiterhin gängige Praxis.

Das ZEV und deutscher sowie französischer Automobilclub informieren Verbraucher – Gerade in der deutsch-französischen Grenzregion finden zahlreiche Fahrzeughalter das Gebrauchtauto ihrer Träume im Nachbarland. Den Tachostand auf Richtigkeit zu überprüfen ist dabei selbst mit Hilfe eines Kfz-Experten oder einer Autowerkstatt fast unmöglich. Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e. V. (ZEV) hat zusammen mit dem ADAC und der ACA eine Studie sowie praktische Merkblätter auf Deutsch und Französisch veröffentlicht. Fahrzeughalter erhalten darin alle wichtigen Informationen, um das Risiko eines gefälschten Kilometerstands möglichst gering zu halten. Der ADAC rät: „Am besten ist es, in die Fahrzeugdokumente zu schauen, die man vom Verkäufer bekommt und dort zu überprüfen, ob alle Kilometerdaten zusammenpassen. Also Werkstattrechnungen, TÜV-Berichte, Serviceheft etc.“

Europäische und technische Lösung: Effektiv gegen Tachobetrug vorgehen – Um effektiv gegen Tachobetrug vorzugehen, muss auf europäischer Ebene gehandelt werden. Mit gutem Beispiel gehen unsere Nachbarn in Belgien voran, wo es den sogenannten Car-Pass gibt. In dieses Dokument wird regelmäßig der aktuelle Tachostand mit Datum eingetragen. So entsteht für jedes Fahrzeug eine ausführliche Historie der Tachostände, die zusätzlich in einer Datenbank gespeichert werden. Beim Kauf eines Gebrauchtwagens bekommt der Käufer automatisch auch den Car-Pass überreicht.

Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz setzt sich für eine europaweite Lösung nach Vorbild des Car-Pass ein, also für eine grenzüberschreitende Erfassung und den Austausch von Kilometerdaten. Der ADAC und der ACA hingegen verfolgen einen technischen Ansatz. So sollen zum Beispiel Hardware-Lösungen Tacho-Manipulationen schwieriger und kostspieliger machen. Und schließlich ist es wichtig, Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren. „Um wirklich etwas zu bewirken, müssen wir den verschiedenen Lösungsansätzen gleichzeitig nachgehen“, so Christian Tiriou, Projektleiter des ZEV. „Ein Wundermittel gibt es im Moment nicht“.

Weitere Informationen zum Fahrzeugkauf und Autofahren in Frankreich gibt es auf der Internetseite des ZEV und in einem speziellen Merkblatt zu diesem Thema.

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