(Summer special 2022) – Taktlosigkeit ist eine Untertreibung

Wenige Tage nach dem blutigen Massaker von Uvalde hält die National Rifle Association (NRA), die Lobby-Organisation der amerikanischen Waffenindustrie, am Wochenende ihre Jahrestagung ab. In Houston, Texas.

"Sichere den Frieden, trage eine Waffe" - die spinnen, die Lobbyisten der NRA und diejenigen, die sie unterstützen. Foto: David Yamane / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

28. Mai 2022 – Donald hält eine feurige Rede FÜR das Tragen von Waffen beim Kongress der NRA in Texas, unmittelbar nach dem Amoklauf von Uvalde.  

(KL) – Drei Tage lang werden sich die amerikanischen Waffennarren in Houston, Texas treffen, also in dem Bundesstaat, wo vor wenigen Tagen 21 Menschen durch einen Amokläufer erschossen worden waren. Bei dieser Jahrestagung der mächtigen Lobby-Organisation NRA werden Vorträge gehalten, beispielsweise vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump, der es sehr gerne sieht, wenn seine Anhänger bewaffnet ist, die Waffenhersteller werden ihre Produkte bewerben und alle Teilnehmer werden sich einig sein, dass es unverzichtbar ist, dass die Amerikaner weiterhin tödliche Schusswaffen tragen dürfen.

Täglich kommen in den USA 100 Menschen durch Schusswaffen ums Leben, doch das kümmert eine Industrie wenig, die insgesamt 400 Millionen Schusswaffen an die amerikanischen Haushalte verkauft hat und noch viel mehr verkaufen will. Der einzige Hersteller von Schusswaffen, der kurzfristig seine Teilnahme abgesagt hat, ist „Daniel Defense“, der Hersteller des Gewehrs, mit dem der Amokläufer von Uvalde 19 Kleinkinder und 2 Lehrerinnen erschossen hat. „Wir glauben, dass diese Woche nicht der richtige Zeitpunkt ist, um auf der NRA-Tagung in Texas für unsere Produkte zu werben“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Dass die ganze Veranstaltung in der Trauerphase für die Ermordeten von Uvalde in Texas in abgesagt wurde, zeigt einmal mehr, dass die Amerikaner ein völlig gestörtes Verhältnis zu Schusswaffen haben.

Die NRA ist eine Organisation, für deren Verbot seit längerer Zeit gekämpft wird, denn das Credo dieser Lobby-Organisation lautet, dass der individuelle Besitz von Schusswaffen die Sicherheit im Lande erhöhen würde, da sich ja jeder Bürger damit selbst verteidigen kann. Dass dies nicht stimmt, ist ebenso wissenschaftlich belegt wie die Tatsache, dass die in den USA immer noch gültige Todesstrafe keinen Kriminellen von seinem kriminellen handeln abhält. Da ist es geradezu passend, dass die NRA-Jahrestagung in Texas stattfindet, einem Staat, der anders als andere US-Bundesstaaten die Todesstrafe weiterhin vollstreckt.

Diese Jahrestagung wäre zum jetzigen Zeitpunkt ein Skandal, gleich, wo sie stattfindet. Aber dass sie ausgerechnet in Texas stattfindet, schlägt dem Fass den Boden aus. Bei dieser Tagung wird die gesamte Prominenz der Republikaner auflaufen, auch ein paar Demokraten, all diejenigen Politiker, die nach jedem der 77 blutigen Zwischenfälle an Schulen (!) in diesem Jahr in den USA Krokodilstränen vergossen haben und weiterhin behaupten, dass Blutbäder von jugendlichen Tätern an Schulen verübt werden, weil es „immer mehr psychische Erkrankungen“ gibt und nicht etwa, weil jeder 18jährige in den USA legal so viele Waffen und Munition erwerben kann, wie er will.

Doch angesichts der Tatsache, dass die NRA zahlreichen Politikern ihren Einzug in die jeweiligen Ämter erkauft, gibt es kaum Chancen, dass die Waffengesetze in den USA eines Tages verschärft werden. Und so wird man damit rechnen müssen, dass die Bluttat von Uvalde weitere Nachahmer finden wird, dass es erneut zu solchen Amokläufen kommt und dass die Mordwaffen weiterhin jedem zur Verfügung stehen, der den Drang verspürt, Mitmenschen zu töten. Die spinnen, die Amerikaner.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste