Tanz auf dem Vulkan

Die Finanzmärkte eilen von einem Hoch zum nächsten. Krise? Was für eine Krise? Während es dem größten Teil der Bevölkerung immer schlechter geht, füllen sich die Spekulanten die Taschen.

Wer jetzt in den Krieg investiert, wird reich belohnt. Von Frieden redet allerdings niemand mehr. Foto: Kaledj777 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Sehr lange kann das nicht mehr gutgehen und fast hat man das Gefühl, als würden die Spekulanten dieser Welt auf der Zielgeraden alles daran setzen, noch einmal richtig Kasse zu machen. Der deutsche Aktienindex DAX verkündet stolz sein Allzeithoch, der Bitcoin geht wieder durch die Decke und selten konnten die Reichsten der Reichen so viel Geld verdienen. So hübsch diese Zahlen auch aussehen, sie zeigen vor allem eines – der Wild West-Kapitalismus, der seit Jahrzehnten die Volkswirtschaften ausbluten lässt, kommt an seine Grenzen.

17.078,05, das ist der höchste Stand, den der deutsche Aktienindex DAX je erreicht hat. Herzlichen Glückwunsch. Die „Kriegswirtschaft“, der seit einiger Zeit alles untergeordnet werden muss, macht wie in jedem Krieg die Schreibtischtäter reich, die auch davon profitieren, dass der Westen weiterhin seine Sanktionen gegen Russland unterläuft? Diese „Sanktionen“ haben nicht etwa zur Folge, dass die Geschäfte mit Russland zum Erliegen gekommen wären, sondern dass mit russischen Produkten und Rohstoffen wesentlich mehr Geld verdient werden kann als zuvor.

Der Bitcoin, der vor nicht langer Zeit bei 16.000 Dollar stand, hat wieder die 50.000 Dollar-Schallmauer durchbrochen und Experten gehen davon aus, dass er demnächst auch über 100.000 Dollar rauschen wird. Die Zeiten sind wunderbar für Spekulanten.

Es ist wie immer in Kriegszeiten. Wer es sich leisten kann, in die „Kriegswirtschaft“ zu investieren, wird reich belohnt. Überall schießen Rüstungsfabriken aus dem Boden und die Kriegsgeilheit im Westen steht der von Putin in nichts nach. Krieg schafft Arbeitsplätze, bringt staatliche Aufträge in unglaublicher Höhe und ermöglicht Industriellen und deren Aktionären, enorme Gewinne zu machen. Das war so im I. Weltkrieg, das war so im II. Weltkrieg und das wird jetzt auch im III. Weltkrieg so sein, der längst angefangen hat.

Dabei sind die wirtschaftlichen Jubeldaten nur ein Indikator, dass sich die Welt rapide in Richtung Abgrund bewegt. Dass sich in den letzten Krisenjahren, die dazu geführt haben, dass fast alle den Gürtel enger schnallen müssen, die Vermögen der Superreichen verdoppelt und verdreifacht haben, mag schön für die „Happy Few“ sein, zeigt aber gleichzeitig, dass wir uns auf eine Situation hinbewegen, in der schon bald ein Tropfen reichen wird, um das Fass überlaufen zu lassen.

Für diejenigen, die sich nicht persönlich an der „Kriegswirtschaft“ bereichern können, ist diese Entwicklung höchst bedenklich, zeigt sie doch, dass diejenigen, die eventuell die Macht hätten, die nächste Weltkrise zu verhindern, überhaupt kein Interesse daran haben. Stellen wir uns also auf lange, lange Kriege ein, die alleine schon deshalb unvermeidbar sein werden, da eine „Kriegswirtschaft“ per Definition nur so lange funktionieren kann, wie Krieg herrscht. Die Kosten für diese Kriege, sei es materiell oder immateriell, werden wie immer vom „kleinen Volk“ bezahlt werden. Die immensen Gewinne werden in den Taschen von Industriellen, Aktionären und korrupten Politikern landen. Insofern sind die Jubeldaten von den Finanzmärkten alles andere als ein gutes Zeichen – sie sind der Hinweis, dass wir immer schneller in Richtung Abgrund unterwegs sind.

2 Kommentare zu Tanz auf dem Vulkan

  1. Michael Magercord // 16. Februar 2024 um 12:36 // Antworten

    Wie schwer es ist, eine einmal eingespielte Kriegsökonomie wieder hinter sich zu lassen (und damit auch den Krieg), zeigte vor einigen Jahren der Kriegshistoriker Herfried Münkler am Beispiel des 30-jährigen Krieges, der militärisch nach zehn Jahren entschieden war, aber weitere zwanzig Jahre nicht aufhören konnte, weil die Krieger aus wirtschaftlichen Gründen Angst vor einem Frieden hatten.

    Dass wir allerdings nicht erst seit zwei Jahren wieder auf einen unaufhörbar erscheinenden Krieg zulaufen, kann vielleicht dieser Artikel aus dem Jahr 2018 aufzeigen:
    http://eurojournalist.eu/kulturgut-deutsches-trauma/

    Viel “Spaß” bei der erneuten Lektüre!

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