Tee Trinken: Ja. Abwarten: Nein.

Die IHK Südlicher Oberrhein startete ihre neue Kampagne „Kariyer-Macher“ zur Unterstützung türkisch(stämmig)er Jugendlicher beim Berufsstart.

IHK-Präsident Dr. Steffen Auer (stehend) zur IHK-Teatime. Foto Polkowski

(NB) – Mit einer „Einladung zum Tee“ hat die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein am Montag ihre neue Kampagne „Kariyer-Macher“ gestartet. Bei Tee aus dem Samowar und türkischen Spezialitäten trafen sich in Freiburg türkische Jugendliche, Unternehmer aus der Region und Repräsentanten des türkischen Generalkonsulats.

„Die Duale Ausbildung ist ein wichtiges Fundament für die berufliche Zukunft“, begrüßte Dr. Steffen Auer, Präsident der IHK Südlicher Oberrhein, die rund zwei Dutzend türkischen Jungen und Mädchen im Café Hermann in Freiburg. „Mit Eurer Anwesenheit habt Ihr heute den ersten Stein für Eure Karriere gelegt.“ Auch Muhammet Kiran, Attaché des Generalkonsuls der Republik Türkei, gab den jungen Leuten den Rat, die Chance der Dualen Ausbildung zu nutzen. „Es gibt so viele verschiedene Ausbildungsberufe in Deutschland und damit für jeden und jede die Möglichkeit, den passenden Beruf zu finden.

Für Jugendliche, die nicht genau wissen, wo ihre Interessen und Talente liegen, empfahl Simon Kaiser, stellvertretender Leiter des Bereichs Aus- und Weiterbildung bei der IHK, den Karrieretest der IHK. „Dieser Test beantwortet gleich drei Fragen“, erklärte er. „Welche Berufe gibt es? Was interessiert mich? Wo liegt meine Begabung?“ Rund 1500 junge Leute haben den dreistündigen Test, der im IHK-Bildungszentrum in Offenburg durchgeführt wird, schon gemacht. Im Test müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem Rechenaufgaben lösen oder sich mit Textverarbeitung befassen, gleichzeitig werden auch ihre Konzentrationsfähigkeit sowie ihre Leistungsmotivation betrachtet.

Am Ende erhalten sie ein Ranking von Platz 1 bis 250, welcher Ausbildungsberuf am besten zu ihnen passt. Kaiser: „Manchmal sind unter den ersten zehn Plätzen Berufe, von denen die Jugendlichen noch nie gehört haben. Aber gerade in diesen Nischen sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz und eine spätere Karriere besonders gut.“ Die Auswertung des Tests erhalten die Probanden in schriftlicher Form und können sie ihrer Bewerbung beilegen. „Damit können sich Ausbildungsanwärter sehr gut von der Konkurrenz abheben und zeigen, dass sie diesen Beruf eben nicht willkürlich, sondern ganz bewusst ausgewählt haben.“

Interesse und Motivation, das bestätigte auch Marcus Beck vom Europa Park, seien im Bewerbungsgespräch mindestens ebenso wichtig wie gute Noten. „Noten gehören dazu, sind aber nicht immer ausschlaggebend.“ Der Europa Park bildet derzeit 120 junge Menschen in 20 verschiedenen Ausbildungsberufen aus, von der Systemgastronomie bis zur Informatik. „Die Nationalität meiner Mitarbeiter spielt überhaupt keine Rolle“, betonte Beck. „Ein Bewerber oder eine Bewerberin muss mich überzeugen, dass er oder sie diesen Job auch wirklich machen will.“

Rund zwei Dutzend türkische Jugendliche waren der Einladung zum Tee der IHK gefolgt. Foto: Polkowski

Rund zwei Dutzend türkische Jugendliche waren der Einladung zum Tee der IHK gefolgt. Foto: Polkowski

Sarah Baur als Vertreterin der Stadt Freiburg stimmte Beck zu: „Bei der Stadt Freiburg gibt es mehr als 30 verschiedene Ausbildungsberufe für alle Bildungsabschlusse. Trauen Sie sich, bewerben Sie sich. Bei uns arbeiten schon jetzt viele verschiedene Nationalitäten.“ Ihre türkische Auszubildende hatte Stephanie Maertin vom Freiburger Fachhändler Maertin mitgebracht. Demet Karaduman erzählte: „Ich bin im dritten Lehrjahr und fühle mich sehr wohl, ich bin von Anfang an gut aufgenommen worden.“ Auch sie riet den Jugendlichen zur Ausbildung: „Einfach nur Jobben ist Quatsch.“ Stepanie Maertin selbst hat eine Ausbildung als Hotelfachfrau gemacht, bevor sie den Familienbetrieb in der vierten Generation übernahm: „Diese Berufserfahrung kann mir niemand nehmen. Das würde ich immer wieder genauso machen.“ Sie berichtete vom türkischen Lagerleiter bei Maertin, der mit einer Ausbildung im Betrieb seine Karriere angefangen hatte. „So ein Beispiel kann Sie vielleicht motivieren“, sprach sie die Jugendlichen direkt an.

Eine Vorzeigelaufbahn nach der Dualen Ausbildung hat auch Bülent Bilgiç absolviert. Er ist das Gesicht der IHK-Kampagne „Kariyer-Macher“. Nach abgebrochenem Studium hatte der 37-Jährige eine Ausbildung im Autohaus Roll in Auggen absolviert. Heute ist er dort als Geschäftsführer tätig. „Meine Familie war zunächst ziemlich enttäuscht, als ich das Studium ohne Abschluss abbrach“, erinnerte er sich. „Inzwischen weiß ich: Ohne die Duale Ausbildung wäre ich nicht dort gelandet, wo ich heute bin.“ Er bezeichnete das „Learning by Doing“ als den größten Unterschied zwischen Studium und Ausbildung. Das war auch genau das, was ihm stets gefallen hatte: „Im Autohaus hatte ich vom ersten Tag meiner Lehre Verantwortung.“

IHK-Präsident Auer gab den anwesenden Türkinnen und Türken den Tipp, sich genau solche Ausbildungsbetriebe zu suchen, die offen sind und bei denen Persönlichkeit und Interesse vor Nationalität und Noten stehen. „Wir als IHK können Ihnen helfen, diese Unternehmen zu finden. Sprechen Sie uns an!“ Statt nur mit Broschüren möchte die IHK Südlicher Oberrhein etwas außergewöhnlicher auf die neue Aktion „Kariyer-Macher“ aufmerksam machen. Dazu hat sie die kostenlose Spiele-App zur Aktion entwickelt, eine sogenanntes „Jump and Run“-Spiel, bei dem der Spieler den inneren Schweinehund oder den eigenen Angsthasen überwinden und den Ausbildungsberater treffen muss.

Alle Ausbildungswilligen können am Ende des Spiels ganz unkompliziert Kontakt zu einem Ausbildungsberater der IHK aufnehmen und sich kostenlos zum Karrieretest anmelden. IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Kempff erläuterte die Idee hinter dem Spiel: „Wir möchten den türkischen Jugendlichen den Kontakt zu uns so leicht wie möglich machen.“ Natürlich sei das nicht ganz uneigennützig: „In Zeiten des Fachkräftemangels brauchen wir die jungen Leute. Sie sind unsere Zukunft.“

Hintergrund-Info: Nach „Unternehmer machen Schule“ ist „Kariyer-Macher“ die zweite Initiative des „Projekts Wellenschlag“ der IHK Südlicher Oberrhein. Zielgruppe sind deutsch-türkische Jugendliche. Sie stellen im Kammerbezirk die größte Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund. Zudem sind sie unter den Auszubildenden weit unterdurchschnittlich repräsentiert; entsprechend hoch ist das vorhandene Potenzial. Die Kampagne soll den Jugendlichen, aber auch ihren Familien verdeutlichen, dass eine Duale Ausbildung ein besserer Start ins Berufsleben ist als die Arbeit als Aushilfskraft. Wenn die Lehrjahre vielleicht auch nicht so lukrativ sind, so können sie doch der perfekte Start für eine ausgewachsene Karriere sein. Entsprechend heißt die Kampagne: „Kariyer-Macher“ – ganz bewusst im deutsch-türkischen Sprachgemenge, dennoch für alle verständlich. Nach der Auftaktveranstaltung werden weitere Veranstaltungen in den türkischen Gemeinden und Moscheen im Kammerbezirk mit Unternehmern aus der Region folgen. Informationen auch im Netz unter www.kariyer-macher.de.

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