Terror nach einem neuen Schema
Die letzten Terroranschläge von Wien, Nizza oder Conflans folgen einem neuen Schema – verübt werden die Taten von jungen, radikalisierten Außenseitern. Hier müssen die Staaten ansetzen.
(KL) – Und wieder einmal müssen wir „Ich bin Wien“ posten, nachdem wir schon „Conflans“, erneut „Nizza“ und alle „Lehrer“ waren. Es wird wieder Solidaritäts-Kundgebungen geben, und die Empörung und das Entsetzen angesichts eines entfesselten islamistischen Terrors werden so authentisch sein wie jedes Mal. Nur – mittlerweile müssen wir mehrmals in der Woche unser Mitgefühl gegenüber den brutal dahin geschlachteten Opfern dieser Terroranschläge bezeugen und das reicht einfach nicht mehr. Doch auch die allerseits erhobene Forderung „jetzt muss gehandelt werden!“ nützt wenig, so lange es keine Ideen gibt, wo man den Hebel ansetzen kann. Vielleicht müssen wir uns von einem „politisch korrekten“ Diskurs entfernen und die Dinge endlich beim Namen nennen.
Wer noch Zweifel hatte, ob es sich gerade um einen „Kulturkampf“ handelt, der sollte sich die Reaktionen der moslemischen Welt auf die Aussage des französischen Präsidenten Emmanuel Macron anschauen, als dieser die Mohammed-Karikaturen, die Meinungs- und Pressefreiheit verteidigte. An vielen Orten in der moslemischen Welt verbrannten hysterische Extremisten französische Flaggen, der Neu-Islamist Erdogan und andere riefen zum Boykott französischer Produkte auf und an vielen Stellen hörte man einerseits Drohungen, dass alles noch viel schlimmer würde und andererseits Beschwichtigungen von ebenso extremistischen Zeitgenossen, die forderten, man möge doch aus Rücksichtnahme auf die Moslems fürderhin auf solche Karikaturen verzichten.
Ein Verzicht auf die Ausübung unserer in langen Kämpfen errungenen Freiheiten aus Rücksichtnahme auf Bevölkerungsgruppen, denen das Wort „Rücksichtnahme“ nicht geläufig ist, ist ein Fehler. An Frankreichs Stränden dürfen sich Frauen nicht mehr „oben ohne“ sonnen, aus Rücksichtnahme auf moslemische Mitbürger, die ihre Frauen verschleiert ins Wasser schicken, selbst aber gerne alle Freiheiten der westlichen Welt genießen. Nur – offen aussprechen sollte man das nicht, denn die bis zu 9 Millionen Moslems in Frankreich stellen eine wichtige Wählerschicht dar. Und mit der will man es sich nicht vermiesen.
Nur – irgendwann muss man die Dinge beim Namen nennen und nicht permanent beschönigen. Die Aussage, die man nach jedem islamistisch motivierten Terroranschlag hört, nämlich dass „99 % der Moslems einfach nur friedlich mit den anderen zusammenleben wollen“, ist ein Märchen. Der islamistisch motivierte Terror hat eine große, stillschweigende Unterstützerbasis in den moslemischen Gemeinden, die nach wie vor schützend ihre Hand und ihr Schweigen über die Hassprediger und diejenigen halten, die ihre eigene Jugend in menschliche Zeitbomben transformieren.
Der Prozentsatz der moslemischen Mitbürger, die islamistischen Terror gutheißen, ist vermutlich deutlich höher als 1 %. Das hört man in den Schulen, wo 8jährige krakeelen, dass „die [Opfer] bekommen haben, was sie verdienen“, das hört man in den Gemeinden, in denen noch nie jemand etwas von Hasspredigern oder gar Terrorunterstützern gehört haben will.
Nein, niemand erwartet von Moslems, dass sie sich als Moslems von jedem Terroranschlag distanzieren. Das scheint für viele in Frankreich lebende Moslems auch das größte Problem zu sein, dass sie sich einem Generalverdacht ausgesetzt fühlen. Da bleibt für Mitgefühl mit den Opfern nicht mehr viel Platz. Aber da kann Abhilfe geschaffen werden – es würde die Situation entscheidend verändern, würden sich die in Frankreich lebenden Moslems endlich dazu durchringen, aktiv am Kampf gegen den Terror teilzunehmen, statt den Drahtziehern dieses Terrorismus (aus falsch verstandener Solidarität?) ein „sicheres Hinterland“ zu bieten.
Niemand muss sich für eine Tat rechtfertigen, die er oder sie nicht begangen hat, darauf kann man sich ganz einfach verständigen. Aber auf der anderen Seite haben wir das Recht, auch und gerade von den moslemischen Gemeinden eine Mitwirkung bei der Bekämpfung der Radikalisierung zu fordern. Radikale Strömungen können nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den moslemischen Gemeinden frühzeitig erkannt und bekämpft werden. Es müssen gemeinsame Arbeitsgruppen zwischen Polizei und den Gemeindevorständen gebildet werden, die zeitnah radikale Hassprediger identifizieren und aus den Gemeinden verweisen, bevor diese die Gelegenheit hatten, Jugendliche zu manipulieren. Diese Mitwirkung dürfen und müssen wir von unseren moslemischen Mitbürgern verlangen. Die ersten, die solche Tendenzen erkennen können, sind die Gemeinden selbst. Und diese müssen nun aktiv werden, wollen sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen, den islamistischen Terror eben doch zu unterstützen.
Und nein, das ist kein versteckter Rassismus gegen Moslems – es kann nur nicht sein, dass die moslemischen Gemeinden nach dem xten islamistischen Terrorakt jammern, dass sie nun wieder völlig falsch eingeschätzt würden, sie sich aber gleichzeitig der Kooperation im Kampf gegen den Terror verweigern. Die 99 % der friedlichen Moslems, so diese Zahl stimmt, haben die Verpflichtung, an diesem Kampf gegen den Terror mitzuwirken und das tun sie bislang nicht. Da muss die Frage gestattet sein, warum sie das nicht tun, sondern zusehen, wie ganze Teile ihrer Jugend von diesen Hasspredigern auf ein frühes Ende in Syrien oder mit einem Sprengstoffgürtel trainiert werden. Wer friedlich ist, kann gar nicht anders als gegen Terror zu sein und diesen bekämpfen zu wollen. Es wäre erfreulich, würden die moslemischen Gemeinden auf diese Linie einschwenken. Dann würde es auch leichter fallen, Sätze wie „99 % der Moslems lehnen diesen Terror ab“ für bare Münze zu nehmen. Und das fällt mit jedem Anschlag schwerer.
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