Terroristen und Rechtsextreme: Ziemlich beste Freunde

Nur Stunden nach dem feigen Attentat von Paris kriechen die Rechtsextremen aus ihren Löchern und machen Aussagen, bei denen es einem kalt den Rücken herunter läuft.

Auch in Köln, einer der Hochburgen der deutschen Antifaschisten, wurde Solidarität mit den Opfern von Paris gezeigt. Foto: Elya / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0

(KL) – Was würden islamistische Terroristen und Rechtsextrem nur ohne einander anfangen? Beide brauchen sich so nötig wie die Luft zum Atmen, beide behauchen sich regelmäßig gegenseitig mit neuer Energie. So führt das Attentat von Paris zu neuem Rückenwind für den Front National und die deutsche Pegida – beide versuchen, das Drama von Paris für ihre eigenen Interessen zu nutzen.

So fiel FN-Chefin Marine Le Pen nichts Besseres ein, als per Tweet eine Volksabstimmung zur Wiedereinführung der Todesstrafe zu fordern, während sich Pegida geradezu bestärkt und zufrieden zeigte. Wobei weder die einen, noch die anderen auch nur im entferntesten Verdacht stehen, Mitgefühl für ermordete linke Journalisten zu empfinden.

In dem kommenden Wochen müssen die Europäer sehr aufpassen. Denn die Hilflosigkeit und Ohnmacht, die sich zwangsläufig nach einem solchen Drama einstellen, könnten leicht missbraucht werden, um unsere Gesellschaften noch weiter nach rechts zu rücken. So gab es gestern vormittag bereits die ersten beiden Anschläge aus muslemische Einrichtungen in Frankreich und genau an dieser Stelle müssen wir sehr vorsichtig sein.

Denn historisch betrachtet, kommen gerade immer mehr Zutaten zusammen, die es braucht, damit sich Faschismus entwickeln kann. Zwar haben Anfang des Jahres die Anti-Pegida-Demonstrationen in Deutschland gezeigt, dass die Gesellschaft in ihrer Mehrheit eine Entwicklung hin zu einem dumpfen Faschismus 2.0 ablehnt, doch wenn man bedenkt, dass der Front National in Frankreich bei der Europawahl 2014 bereits stärkste Partei wurde, kann einem Angst und Bange werden.

Doch nicht nur die Rechtsextremen brauchen die Terroristen, um eine Daseinsberechtigung für sich abzuleiten, umgekehrt ist es genau so. Terroristen brauchen die rechtsextremen Hetzer, um den Nährboden zu schaffen, auf dem sie ihren Nachwuchs rekrutieren. Je chancenloser Jugendliche mit Migrationshintergrund sind, je weniger sie sich integrieren können, desto einfacher ist es, sie zu überzeugen, sich für Terrorgruppen zu engagieren. Und so entsteht ein Kreislauf, eine Spirale des Extremismus, in der sich beide Seiten gegenseitig brauchen, um weiter ihr gestörtes Werk durchzuführen.

Unsere Gesellschaften müssen in den nächsten Wochen und Monaten aufmerksam und mutig sein und dürfen dem Stammtisch keine Chance geben. Ansonsten laufen wir in Europa Gefahr, die Geschichte des letzten Jahrhunderts zu wiederholen.

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