Testen – Impfen – Testen – Impfen…

Überall in Frankreich schießen improvisierte Testzentren aus dem Boden. Auch, wenn die aktuellen Kampagnen eher schleppend anlaufen, führt wohl kein Weg an ihnen vorbei.

Mobile Testzentren wie dieses gibt es inzwischen überall in Frankreich. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – „In 15 Minuten haben Sie Ihr Testergebnis“, sagt Nathanel, Medizinstudent in Straßburg, der den kleinen Covid-Test-Stand vor der Apotheke in der Straßburger Rue du Dôme betreut. An diesem kleinen Stand schiebt er den zu testenden Personen den langen Wattestab in die Nase und in der Tat, eine Viertelstunde später liegt das Testergebnis vor. Solche Stände gibt es jetzt überall in Frankreich, denn die Laboratorien platzen aus allen Nähten. Auch, wenn die Zuverlässigkeit der Tests nicht hundertprozentig ist. Doch angesichts der vielen Umstände, in denen man momentan aktuelle Tests vorlegen muss, sind diese Teststände sehr hilfreich.

Rund 60 Personen lassen sich täglich an diesem Stand auf Covid-19 testen und – die Tests können spontan und vor allem kostenlos durchgeführt werden. Die Gesundheitsbehörden setzen alles daran, dass sich möglichst viele Menschen testen lassen können. Und das Angebot wird genutzt. Nur – momentan folgen die Impf-Kapazitäten noch nicht. Gestern waren erst 5000 Personen in Frankreich geimpft worden und das ganze Land steht Kopf, da die Impf-Logistik offenbar unzureichend organisiert wurde.

Gleichzeitig muss man festhalten, dass der Erfolg des Hoffnungsschimmers „Impfung“ in den Sternen steht. In Deutschland und Frankreich erklären in den Umfragen fast 60 % der Befragten, dass sie sich nicht impfen lassen wollen. Dies ist das Ergebnis der seit Monaten andauernden Kakophonie, der Expertisen und Kontra-Expertisen, der zahllosen „Experten“, die alles und das Gegenteil zum Besten geben und vieler „Fake News“, die von den Regierungen lanciert wurden – die Menschen haben das Vertrauen in das Management der Krise verloren und zögern daher, jetzt den Impfstoffen zu vertrauen.

Auch der Umstand, dass es nach wie vor keine europäische Strategie für das Covid-Management gibt. Doch inzwischen hat fast jeder verstanden, dass man weltweite Pandemien nicht mit nationalen Strategien bekämpfen kann, vor allem dann nicht, wenn die Nachbarstaaten ganz andere Strategien verfolgen.

Die Abwesenheit Europas in der Covid-Bekämpfung springt ins Auge. Es gibt keine kohärente Test- und Impfstrategie, es gibt keine gemeinsamen Ansätze, wie mit der wirtschaftlichen und sozialen Krise umzugehen ist und das einzige, worauf man sich verständigen konnte, sind die Milliarden, die über die Banken (die sich dabei auch noch bedienen) an die Großunternehmen geleitet werden, während viele kleine Unternehmen, bei denen die Hilfen am sinnvollsten eingesetzt würden, leer ausgehen. Gleichzeitig nutzen Großunternehmen die Milliardenspritzen, um längst überfällige Umstrukturierungen durchzuführen, was allerdings nicht der Sinn von Corona-Hilfen sein kann.

Momentan herrscht also, neben all dem Chaos, nur noch das Prinzip „Hoffnung“. Doch Hoffnung wird nicht ausreichen, die aktuelle Multi-Krise zu besiegen. Wir haben bereits ein Jahr verloren, eine solche, europäische Strategie zu entwickeln. Doch wenn es darum geht, das Richtige zu tun, dann ist es besser, die spät als gar nicht zu tun. Doch offenbar bleibt das ein frommer Wunsch…

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