Testen, nicht testen und vor allem – wer zahlt?

In der politischen Kakophonie um die Frage, ob und wie rückkehrende Urlauber aus Risikogebieten auf Covid-19 zu testen sind, überschlagen sich die Politiker mit Vorschlägen. Die meisten sind ziemlich lau...

Wer aus dem Urlaub in einem Risikogebiet heimkommt, MUSS getestet werden! Foto: U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 1st Class Vernishia R. Vaughn Lucas / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Bayerns Markus Söder will die Tests für Urlauber, die aus Risikogebieten zurückkommen, verpflichtend vorschreiben. Andere würden diese Tests lieber auf freiwilliger Basis durchführen lassen. Für den schleswig-holsteinischen Gesundheitsminister Heiner Garg gibt es für obligatorische Tests keine Rechtsgrundlage, denn ein obligatorischer Test würde einen Eingriff in persönliche Freiheiten darstellen. Und zur Frage, wer diese Tests eigentlich bezahlen soll, gehen die Meinungen noch weiter auseinander.

Die einen würden die Tests gerne kostenlos an den Flughäfen durchführen lassen, was schwierig ist, da sich bereits entsprechende Dienstleister an einigen Flughäfen niedergelassen haben und dort freiwillige Tests für Ferienrückkehrer anbieten – bei Preisen zwischen 59 und bis zu 200 Euro, je nachdem, wie lange man bereit ist, auf die Ergebnisse zu warten. Während die Frage der Finanzierung beispielsweise für Christian Linder von der FDP klar ist („verpflichtend und die Reisenden zahlen selbst!“), wollen anderen die Kosten entweder vom Staat oder von den Krankenkassen zahlen lassen.

Doch genau hier ist ein Haken. Nur ein sehr geringer Prozentsatz der Deutschen hat dieses Jahr die Möglichkeit, Reisen in ferne Risikoländer zu unternehmen. Dieser geringe Prozentsatz sind die wohlhabenden Deutschen, denen man von Herzen gönnt, dass sie sich solche Reisen noch leisten können, aber es ist nicht einzusehen, dass sie die Kosten für einen obligatorischen Test bei der Rückkehr nicht selber tragen können. Wenn Staat oder Krankenkassen diese Tests finanzieren, dann trägt die Allgemeinheit derjenigen, die sich selbst keinen Urlaub leisten können, die Testkosten für diejenigen, für die diese Kosten kein Problem darstellen. Und das kann ja eigentlich nicht im Sinne der gesellschaftlichen Solidarität liegen.

Tests an Flughäfen, Grenzbahnhöfen oder Grenzübergängen auf freiwilliger Basis anzubieten, macht wenig Sinn. Entweder kommen die Leute aus Risikogebieten und dann müssen sie getestet werden – Freiwilligkeit ist in dieser Situation völlig unangebracht, vor allem, wenn man bedenkt, dass viele Virologen mit einem Anstieg der Fallzahlen nach den Ferien rechnen. Will man ausschließen, dass das Virus erneut aus Risikogebieten eingeschleust wird, dann müssen ALLE Reisenden aus solchen Gebieten systematisch getestet werden. Verpflichtend und nicht freiwillig.

Natürlich stellt ein solcher Test einen Eingriff in persönliche Freiheitsrechte dar. Doch hier stehen sich grundlegende Rechtsprinzipien gegenüber – die Unversehrtheit des eigenen Körpers und die Gefährdung der Gesamtbevölkerung. Bislang hat sich Deutschland ziemlich gut durch diese Krise manövriert. Doch das führt leider auch zu Leichtsinn. Wenn wir wollen, dass uns im Herbst keine neue, heftige Welle erwischt, dann muss jetzt dafür gesorgt werden, dass das Virus nicht in seiner aktuellen und virulenteren Form wieder eingeschleppt wird. Dazu gibt es nur eines – die systematischen Tests der rückkehrenden Urlauber aus Risikogebieten. Und die sollten diejenigen, die sich Reisen noch leisten können, gefälligst selbst bezahlen.

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