The Winner IS immer der letzte Ball

Bei den Internationaux de Strasbourg, kurz „IS“, zeigen sich wie jedes Jahr kurz vor dem Grand-Slam in Paris so manche Spielerinnen, die auch bei Roland Garros eine Rolle spielen wollen. Am heutigen Samstag steigen die Finalspiele.

Sammeln als Recycling - Viele Bälle werden bis zum Finalball gespielt worden sein, bei Turnieren wie jenem in Paris allein rund 100.000. Aber nur einer davon kann zum Ball der Bälle werden. Foto: © Michael Magercord

(Michael Magercord) – Regen Regen sei’s gewesen, müssen die Veranstalter des WTA-Frauentennis-Turniers von Straßburg so manches Mal gestöhnt haben, wenn sie diese Woche in den bedrohlichen Wolkenhimmel schauten. Oft mussten Spiele unterbrochen werden, wenn ein Gewitter über den Sandplatz zog, oder es wurden gar ganze Partien auf den folgenden Tag verschoben.

Doch nun ist für heute Sonne angesagt, und somit können die beiden Endspiele im Einzel und im Doppel wohl termingerecht über die Tennisbühne in der Arena in unmittelbarer Nachbarschaft zum Europa-Parlament gehen.

Das Straßburger Turnier gehört mittlerweile zu den großen Tennisveranstaltungen in Frankreich. Viele Spielerinnen haben hier ihre Karriere begonnen, wie – lang lang ist’s her – Steffi Graf – und so manche beenden sie hier auch. So in diesem Jahr die Französin Alize Cornet, die vor elf Jahren das Turnier gewann und nun ihren letzten Auftritt in der Tennisprovinz vor ihrem Karriereende in Paris in der nächsten Woche absolviert hat. Gewinnen konnte sie allerdings nicht mehr, doch die klare Niederlage gegen Emma Navarro gleich im Sechzehntelfinale hatte ihr nicht die Laune verdorben: Straßburg bleibt, so die 34-Jährige vor lokal beflissenen Journalisten, gleich nach ihrer Heimatstadt Nizza ihr Lieblingsort in Frankreich.

Schmeicheleien hat das Turnier eigentlich gar nicht nötig. Denn tatsächlich hat es sich in den letzten zehn Jahren zu einer hochprofessionellen Sportveranstaltung gemausert, so sehr, dass man so manches Mal schon ein wenig an die gemütlichen Zeiten denken muss. Allerdings sorgen die vielen rührigen ehrenamtlichen Helfer des Hausherren, des Tennisclub de Strasbourg, weiterhin für die fast schon familiäre Atmosphäre selbst auf dem Centre-Court.

Französinnen sind allerdings nicht mehr dabei, als letzte schied im Viertelfinale die junge Bretonin Clara Burel aus. Sie darf trotzdem durchaus zufrieden sein mit ihrem Ausflug ins Elsass, gelangen ihr doch zuvor zwei willensstarke Auftritte gegen die einstige Weltranglistenerste Karolina Pliskova und die ehemalige Dritte in diesem planetaren Leistungsverzeichnis, die Vorjahressiegerin Elina Switolina. Die beide Geschlagenen treffen übrigens schon am Sonntag in Paris in der ersten Runde aufeinander.

Im Finale in Straßburg treten am Samstag die letzten beiden Spielerinnen im Einzel und im Doppel naturgemäß deren vier an. Während jene Vier aus vier verschiedenen Ländern kommen, Spanien, Rumänien, Indonesien und den USA, wird die Entscheidung im Einzel eine rein amerikanische Angelegenheit sein. Madison Keys und Danielle Collins, die auch beide noch aus benachbarten Orten im Bundesstaat Iowa stammen, kämpfen um die um die Tenniskrone von Straßburg, die im wahren Leben eine Glasvase ist.

Madison Keys (USA) ist Favoritin auf den Titel der "IS". Foto: EJ / CC-BY 2.0

Madison Keys (USA) ist Favoritin auf den Titel der “IS”. Foto: EJ / CC-BY 2.0

Die ältere der beiden, Danielle Collins, befindet sich eigentlich nur noch auf ihrer Abschiedstour über die Tennisplätze dieser Welt. Doch ausgerechnet seit sich die dreißig Jahre junge Frau fürs Aufhören entschieden hat, läuft sie noch einmal zur Höchstform auf. In den vorherigen Runden servierte sie ihre Gegnerinnen gnadenlos in zwei Sätzen ab, auch im gestrigen Halbfinale genügten gegen Anhelina Kalinina zwei Durchgänge. Allerdings musste diese wegen der vielen wetterbedingten Verschiebungen am selben Morgen ihr Halbfinale bestreiten.

Nichtsdestotrotz ist Danielle Collins mit diesen Siegen auf der Weltrangliste gar zur Nummer Zehn vorgerückt. Klar, dass ein Vertreter eines Mediums wie Eurojournalist(e) sie fragen musste, ob es nicht zu früh sei, gerade jetzt aufzuhören? Jeder Erfolg – und kommt er noch so spät – basiere auf harter Arbeit, jedem Schritt nach vorn gehen fünf Schritte nach hinten voran, ließ sie uns wissen. Und wer, fragen wir uns, wolle sein Erwachsenenleben noch jeden Tag frustriert auf dem Übungsplatz verbringen?

Dann doch lieber noch einmal gleich auf dem Centre-Court. Denn immerhin könnte man ja noch einmal das Motto des Turniers in Straßburg mit seinem eigenen Namen vervollständigen: The Winner IS…

Internationaux des Strasbourg
WTA-Damentennis-Turnier

Doppelfinale am Samstag, den 25. Mai, um 12:30 Uhr

Einzelfinale im Anschluss ca. gegen 15:00 Uhr

Tennisanlage im Stadtteil Wacken, gegenüber dem Europa-Parlament.

Infos und Tickets gibt’s hier! 

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