(Summer special 2022) – The winner is IS

Das alljährliche Tennisturnier „Internationaux de Strasbourg“ – kurz: IS – hat seinen Spielbetrieb in Wacken aufgenommen. Eine Woche Damentennis auf höchstem Niveau. Mit von den Partien Angelique Kerber und die Weltranglisten-Sechste Karolina Plíšková.

Spielende, morgen geht es weiter auf den Internationaux de Strasbourg, noch bis zum 21. Mai. Foto: © Michael Magercord

Im Mai fanden die Internationaux de Strasboourg statt, das Vorbereitungturnier für Roland Garros. Eine Woche Weltklassetennis. Und Michael Magercord hatte die etwas anderen Aspekte beleuchtet…

(Michael Magercord) – „Woman IS the winner“ ist gerade wieder überall auf Werbetafeln in Straßburg zu lesen. Wie bitte: IS? Da war doch was. Bei vielen werden diese beiden Buchstaben eine ungute Erinnerungen wecken das absolute Böse. In Straßburg aber steht IS für das Gute – oder weniger dramatisch ausgedrückt: Die Internationaux de Strasbourg haben begonnen, das WTA-Turnier, das für die Tennis-Damen immer auch eine Vorbereitung für Roland Garros in Paris nur wenige Tage später ist.

Die IS sind also ein Großturnier, ein Top-Event des Sport in der Region. Auch wenn mit der Tschechin Karolina Plíšková nur eine Top-Ten-Spielerin und mit der Deutschen Angelique Kerber eine weitere aus den besten Zwanzig der Weltrangliste dabei sind, so liest sich das Tableau dennoch beeindruckend. Denn immerhin repräsentieren alle Spielerinnen zusammen genommen ein halbes Dutzend Einzel-Grand-Slam-Titel und ein gutes Dutzend im Doppel.

Bei soviel Großereignis darf es natürlich auch nicht an großen Worten fehlen: „Woman IS the Winner“ – das ist natürlich auch außerhalb des Tennisplatzes eine weithin korrekte Feststellung der zunehmenden Tatsachen, bei einem Damenturnier allerdings dann doch keine umwälzende Überraschung. Doch die IS zieren sich noch mit einem zweiten Slogan, der zwar nur eine Feststellung ist und mittlerweile auch keine Neuigkeit mehr darstellt, aber bei einem Großereignis dann doch aufhorchen lässt und die Frage aufwirft, wie viel mehr als Werbung und gute Absicht dahintersteckt: „There IS no Planet B“ steht überm Center Court, und außerdem heißt es: „Zero Carbon IS our target“.

Das selbsttitulierte „Green Tennis Event“ hat sich eine Charta verpasst und arbeitet zusammen mit der staatlichen Umweltorganisationen ADEME, um – wie es heißt – 75 Aktionen zur Nachhaltigkeit anzugehen, von Pfandbechern am Buffet und Mülltrennung bis zu Elektroautos und einer Baumpflanzaktion in den Vogesen, finanziert aus den Einnahmen. Die Bälle sollen auch endlich aus recycelbarem Material sein und sogar die Zulieferer werden zur Nachhaltigkeit angehalten. Selbst die Zuschauer sind bedacht: Jene, die mit Tram oder Bus anreisen, können sich den Fahrpreis vom Ticketpreis abziehen lassen, ganze 3,20 €, wer gar ein Fernzug der SNCF nutzt, zahlt nur noch die Hälfte des Eintritts. Beides ist vorab buchbar im Internet, vor Ort muss man mit dem Ticket dann noch die Fahrkarten vorzeigen.

Ergebnis ist eine 30prozentige Reduktion des CO2-Ausstosses des Turniers seit 2010, und so heißt ein weiterer Slogan: „Eco Tennis IS a reality“ – nun ja, zumindest so wirklich, wie die traurige Wirklichkeit außerhalb des Tennisplatzes. Denn natürlich ist da noch viel Luft nach oben, beziehungsweise wird noch genug Karbon in die Atmosphäre entlassen. Ob alle Spielerinnen und ihre Trosse mit den ÖPNV angereist sind? Und was machen die Plastikflaschen allenthalben? Der Kaffee aus der Alu-Kapsel in Einwegbechern im Pressezentrum? Ganz zu schweigen vom ganzen Drumherum: das Material, seine Herstellung, die dafür verbrauchten Rohstoffe, die Energie…

Aber ehrlich, warum sollte es auch bei einem bedeutenden Tennisevent anders zugehen, als sonst auf der Welt. Auch da draußen bemüht man sich ja redlich und vielleicht sogar aufrichtig um Nachhaltigkeit, aber wenn man die wirklich großen Fragen nach den Werten um das Wachstum der Produktion und die ewige Leistungssteigerung, die der Spitzensport geradezu vorexerziert, nicht wirklich angeht, wird man auch über ein paar Pappbecher und Cocktails ohne Plastiktrinkhalm hinaus kaum weiterkommen – allen großen Slogans zum Trotz. Vom Planeten A haben wir uns doch innerlich schon lange verabschiedet und leben äußerlich auf einem Planeten B, der keine Begrenzung von Rohstoffen und Platz kennt.

Und so schön und schrecklich wie dort, ist es eben auch beim IS, wenn es ums große Ganze geht. Also besser auf die kleinen Dinge achten, die Tennisspiele nämlich. Spannend sind sie meist und bieten schöne Ballwechsel, die bei den Damen ja öfter zu erleben sind, als beim männlichen Hau-drauf-und-Schluss-Tennis. Und die Geschichten, die das Tennis schreibt: Etwa, wenn eine Top-Spielerin es nacheinander mit zwei deutschen Zwillingschwestern zutun bekommt, die schon bei der RLT-TV-Serie „Bauer sucht Frau“ für Verwechslungsspiele um einen Milchbauern gesorgt haben, und nun auch ziemlich ähnlich Tennis spielen mit Aufschlaggeschwindigkeiten von mal locker 150 Klamotten, während sie selber kaum mal 100 Km/h zustande bringt – und den beiden trotzdem keine Chance lässt.

Aber natürlich lassen sich bis Ende dieser Woche noch ganz andere Dinge berichten, denn eines ist sicher: Wer den weißen Sport auf höchsten Niveau erleben will, ist – ob Frau oder Mann – beim IS auf jeden Fall „the winner“.

Internationaux de Strasbourg – WTA-Damen-Tennisturnier

Noch bis SA 21. Mai, dem Finaltag im Doppel und Einzel
In der Tennisanlage von Wacken, Tramstation Parlement Europeen

Tickets vor Ort oder im Internet (3 Euro günstiger)

Infos: www.internationaux-strasbourg.fr

 

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