There is no business like show business…

Der politische Diskurs hat ausgedient, Politik wird immer mehr eine Angelegenheit für die Regenbogenpresse. Das ist traurig und gefährlich.

Warum wird Alexandre Benalla nur vom Präsidenten geschützt? Foto: ScS EJ

(KL) – Das Politikgeschäft verkommt immer mehr zu einem Thema für die Regenbogenpresse. Frankreich ist hierfür ein besonders krasses Beispiel, seit der neue Präsident Emmanuel Macron im Amt ist. In Frankreich wird immer weniger über „Politik“ diskutiert, dafür sind die verbalen Ausrutscher des Präsidenten ebenso ein Diskussionsthema wie die Länge der Röcke der First Lady oder auch die Skandale und Skandälchen wie die seltsame Affäre um den Macron-Bodyguard Alexandre Benalla. Das dies so ist, ist Kalkül – mit diesen Themen kann man die Menschen wunderbar von der eigentlichen Politik ablenken. Gewinner sind dabei, wie fast immer in letzter Zeit, die Extremisten.

Was ist das nur für eine Geschichte um den Bodyguard Alexandre Benalla? Der Mann, der sich bei Demonstrationen als Polizist verkleidete und auf brutale Weise Demonstranten zusammenschlug, genießt den Schutz des Präsidenten, der sogar so weit ging, den Senatoren des Untersuchungsausschusses nahezulegen, die Anhörung Benallas einfach abzusagen. Und so fragt sich ganz Frankreich, was für ein Dossier der Mann wohl über den Präsidenten im Safe hat, dass dieser sich über alle Regeln hinwegsetzt, um einen früheren Mitarbeiter zu schützen, der eindeutig straffällig geworden war. Aber – solange Frankreich und der Rest der Welt darüber rätseln, was für knusprige Geheimnisse Benalla von Macron weiß, interessiert sich kaum jemand für die „richtige“ Politik.

Wir sind im Zeitalter der „politischen Kommunikation“ angekommen, in der Image, Video, Foto und die Präsenz in den sozialen Medien wichtiger sind als die eigentliche Politik. Politik beschränkt sich zumeist auf vollmundige Absichtserklärungen, deren Halbwertzeit nur bis zum nächsten „People-Thema“ reicht. Und das Schlimmste ist – das funktioniert!

Auch, wenn die Umfragewerte für Macron inzwischen im Keller angekommen sind, so gibt es immer noch Franzosen, die den Mann für „dynamisch“, „sozial“ und „den richtigen Mann an der richtigen Stelle halten“ – der Präsenz in den sozialen Netzwerken sei es gedankt.

Die neuen Abgeordneten seiner Formation „En Marche“ haben es nicht einfach. Es fällt auf, dass viele der EM-Abgeordneten einen enormen Arbeitseinsatz vor Ort an den Tag legen, dabei aber immer wieder dadurch ausgebremst werden, dass sie in ihren Wahlkreisen die unmöglichen Aussagen und Haltungen ihres Präsidenten verteidigen müssen. Doch wie verteidigt man vor Ort einen Präsidenten, der sozial Schwache verhöhnt, seinen Milliardärsfreunden Geschenke macht und ansonsten seine Landsleute als „ständig unzufriedene Gallier“ beleidigt?

Natürlich wünscht sich jeder, dass Macron Erfolg haben möge, damit Frankreich nicht in die Hände der schon lauernden Rechtsextremen fällt. Nur – wird dieser Wunsch ausreichen? Es sieht eher danach aus, als sollte das nicht so richtig klappen. Aber wenn wir schon mal beim Thema sind – was Alexandre Benalla wohl für Informationen über Emmanuel Macron im Safe hat?

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