Toll- Deutschland und die EU disziplinieren Athen!

Yanis Varoufakis hat versucht, Europa eine neue, menschlichere Richtung zu geben. Doch an den Finanzlobbys in Brüssel scheitern alle. Foto: Robert Crc / Wikimedia Commons / FAL

(KL) – „Das Athener Reformprogramm wird dann wohl doch eher etwas dünner ausfallen“, stellten einige große deutsche Medien am Wochenende süffisant fest – die Eurogruppe hat sich durchgesetzt und die neue griechische Regierung erfolgreich erpresst. Doch was ist eigentlich der Grund für diesen Jubel der Dijsselboom, Schäuble & Co.? Klar – die haben der griechischen Regierung ihre Vorstellungen einer „gesunden europäischen Austerität“ aufs Auge gedrückt. Aber ein Erfolg ist es nicht, dass alles so weitergeht wie bisher und dass Europa einmal mehr eine Chance verpasst hat, sich mehr an den Menschen als an den Interessen der Finanzmärkte auszurichten.

In Griechenland lebt gut ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Und man darf sich nicht täuschen – wenn der Paritätische Gesamtverband den „Armutsreport“ für Deutschland veröffentlicht und feststellt, dass 12,5 Millionen Deutsche von Armut gefährdet sind, dann ist die Lage dieser Menschen kaum mit der von armen Menschen in Griechenland vergleichbar. In Griechenland sterben heute Menschen, weil sie dringend benötigte Medikamente nicht bezahlen können. Zwei Drittel der Jugendlichen sind arbeitslos und da jubeln unsere Finanzcracks, weil sie durchgesetzt haben, dass alles so weitergeht wie bisher?!

Das politische und soziale Europa ist inzwischen auf dem Nullpunkt angekommen. Wie wenig Europa in der Welt noch wiegt, erkennt man an allen großen, aktuellen Krisen, in denen es der Welt herzlich egal ist, was das vollständig auf sich selbst zentrierte Europa denkt. Zumal Europa nicht gemeinsam denkt, sondern nur gemeinsam Politik für die Finanzmärkte betreibt.

Dass jetzt die EU der neuen griechischen Regierung ihren Willen aufgezwungen hat, nachdem die Versuche gescheitert waren, die griechischen Wählerinnen und Wähler bereits im Vorfeld der Wahl zu erpressen, ist alles andere als ein Erfolg. Im Gegenteil – hier scheitert der Versuch junger, mutiger Politiker, Europa einen wirklichen Sinn zu geben, ein Europa der Menschen zu schaffen. Gescheitert ist dieser Versuch an den korrupten Finanzlobbys in Brüssel und deren willfährigen Erfüllungsgehilfen in den europäischen Institutionen.

Mögen die Schäubles Europas ihren „Erfolg“ genießen, so lange das noch geht. Über kurz oder lang werden sich die Völker Europas organisieren und ihren Teil am Wohlstand des Kontinents einfordern. Da kann man Politikern wie Juncker, Schäuble und Dijsselboem nur von Herzen wünschen, dass sie zu diesem Zeitpunkt ganz weit weg von Europa sind – denn die Wut der verzweifelten Menschen wird sich gegen diejenigen richten, die dieses menschliche Desaster zu verantworten haben. Und dann fragt sich das europäische Establishment ernsthaft, was junge Menschen dazu bringt, sich zu radikalisieren?

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